DGUV Regel 101-023 - Einsatz von Forschungstauchern

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Anhang 4 - Ausbildungsplan

Die Ausbildung umfasst mindestens 70 Tauchgänge. Sie soll 50 Tauchstunden, hiervon mindestens 30 Stunden im Freiwasser, umfassen. Die Ausbildung muss nach 24 Monaten abgeschlossen sein und den folgenden Ausbildungsplan erfüllen.

Es liegt im Ermessen des Ausbildungsbetriebes, die Ausbildungszeiten zu verkürzen, wenn eine entsprechende Taucherfahrung vorliegt.

Teilnahmevoraussetzungen:

  • Die Ausbildung muss der beruflichen Fort- und Weiterbildung dienen bzw. im Rahmen eines Beschäftigungsverhältnisses erforderlich sein.

  • Eignung basierend auf der arbeitsmedizinischen Pflichtvorsorge für Tätigkeiten unter Wasser, bei denen der oder die Beschäftigte über ein Tauchgerät mit Atemgas versorgt wird (siehe Kapitel 4).

  • Deutsches Rettungsschwimmabzeichen Silber (ausbildungsbegleitend möglich) oder ein Nachweis der mindestens gleichwertigen Ausbildung.

  • Erste-Hilfe-Ausbildung, nicht älter als zwei Jahre (ausbildungsbegleitend möglich).

Gesamte Ausbildungsdauer mind. 240 Stunden

1 Praktische Ausbildung

(mindestens 186 Stunden)

1.1 Schwimmen und Schnorcheln

20 Stunden (Schwimmen sowie Tauchen mit ABC und dem aLTG)

1.2 Schwimm- und Tauchleistungen ohne ABC-Ausrüstung

  • zwei unterschiedliche Schwimmtechniken Brust-/Freistil sollen beherrscht werden

  • konditionelle Anforderungen, Tauchfähigkeiten und Rettungsmaßnahmen gemäß Deutschem Rettungsschwimmabzeichen "Silber"

1.3 Schwimm- und Tauchleistungen mit ABC-Ausrüstung

  • korrekter Flossenschlag

  • Ausblasen des Schnorchels

  • Schnorcheln ohne Maske

  • Abtauchen kopfwärts und fußwärts

  • Techniken zum Druckausgleich (Schlucken, Valsalva)

  • Beim Tauchen: ständige Partnerkontrolle, klare Zeichengebung, umsichtiges, ruhiges Bewegen unter Wasser, beim Auftauchen Sicherung nach oben

  • 1000 m Schwimmen mit Flossen, Maske und Schnorchel < 18 Minuten

  • Maske antauchen, anlegen und ausblasen

  • mind. 40 m Streckentauchen unter ständiger Beobachtung (allein oder als Gruppe)

  • 1 Minute Zeittauchen unter leichter Bewegung

  • Knoten in Apnoe: halber Schlag, Kreuzknoten, Palstek, Schotstek, Webleinstek/Mastwurf, Achtknoten

  • Rettung mit ABC (Antauchen, Rettung an die Oberfläche, 50 m Abschleppen, Rettung an Land, Seitenlage)

1.4 Tauchfähigkeiten mit dem aLTG

  • 30 Tauchstunden mit mind. 70 Freiwassertauchgängen, davon:

    • 10 Tauchgänge zwischen 15-24 m

    und

    • 5 Tauchgänge tiefer als 25 m

1.4.1
Allgemeine Tauchfähigkeiten mit aLTG und Vollmaske

  • Unterwasser-Handzeichen

  • Tarieren mit Lunge und Tariermittel, sicheres Einhalten eines Bodenabstandes mit und ohne Flossen

  • Einhalten von Haltestufen bzw. eines Sicherheitsstopps

  • Umgang mit dem Trockentauchanzug

  • Blind tauchen

  • Maske ausblasen

  • Maske absetzen, angeln, aufsetzen und ausblasen

  • Gerät ab- und anlegen

  • Gerät antauchen (im Freiwasser optional)

  • Atmung aus dem eigenen zweiten Atemregler/aus dem zweiten Atemregler des Sicherungstauchenden ohne Maske am Grund, im Schweben, im Schwimmen

  • Wenn möglich, Wechselatmung aus dem ersten Regler des Sicherungstauchenden am Grund, im Schweben, im Schwimmen

  • Notaufstieg am Grundtau aus ca. 6-10 m Tiefe mit dem eigenen Zweitregler/Oktopus ohne Maske

  • Notaufstieg am Grundtau aus ca. 6-10 m Tiefe mit dem Zweitregler/Oktopus des Sicherungstauchenden ohne Maske

  • Umgang mit der Signalleine (geführt und am Blub)

  • Tauchen mit einem Partner oder einer Partnerin mit und ohne Handleine

  • Eigenrettung an die Oberfläche, z. B. Bleiabwurf und/oder kontrollierter Aufstieg mit Tarier-Rettungseinrichtung (mechanische Aufblasvorrichtung/Notflasche)

1.4.2
Notfall- und Rettungsübungen (mind. 6 Tauchgänge)

  • Rettung mit aLTG (kontrolliert Austauchen, 50 m Schleppen, Ausrüstung ablegen, an Land Seitenlage)

  • Rettung eines bewusstlosen Tauchenden im Freiwasser (4-10 m Tiefe) mit voll ausgetauchter Signalleine, Verbringen zum Ufer oder Fahrzeug, Rettung an Land, bzw. Deck, Kontrolle der Vitalfunktionen, Seitenlage

  • Neurologische Erstuntersuchung

  • Aktivierung der Rettungskette

  • Anwendung von normobarem Sauerstoff

1.4.3
Spezielle Tauchfähigkeiten zur Durchführung wissenschaftlicher Aufgaben (20 Tauchgänge)

Grundlagen:

  • Gewöhnung an Arbeit, wie: z.B.: Sägen, Hämmern, Meißeln

  • Suchübungen

  • Markierung von Objekten und Gebieten: z.B. Bojen setzen, Transekte auslegen, Zählrahmen und -gitter errichten, Einrichten einer Grundvermessung

  • Bergeübung: Arbeiten mit Hebesack oder anderen Auftriebskörpern

  • Umgang mit Leinen: Anfertigen von Knoten mit Handschuhen, Leinenverkürzung

  • Orientierungstauchen mit Kompass: z.B. Dreieck- und Viereckkurs, je links und rechts abtauchen

  • Messungen: z.B. Thermometer, Meterstab, Bandmaß, Schieblehre

  • Dokumentation: Schreibtafel (Zählung, Messergebnisse, Zeichnungen), (digitale) Unterwasseraufnahmen (falls möglich)

  • Probennahme/Ausgrabungstechniken

1.5 Taucherdienst (136 Stunden)

1.5.1
Zusammenarbeit in der Tauchgruppe

  • Taucheinsatzleitung

    • Planung

    • Gefährdungsermittlung

    • Unterweisung

    • Kennzeichnung der Tauchstelle

    • Überwachung

    • Maßnahmen bei Störungen

    • Rettungskette

  • Tätigkeit als Signalmann oder Signalfrau

    • Ausrüsten des Einsatztauchenden

    • Kontrolle der Ausrüstung

    • Abfragen der Signale

    • Hilfestellung/Sicherung

    • Kommunikation und Überwachung während des Tauchgangs

    • Abrüsten

    • Störungen erkennen und melden

    • Hilfe in Notfällen

  • Rettungseinsatz (Sicherungstaucher oder Sicherungstaucherin)

    • unverzügliches Komplettieren der Ausrüstung

    • zügiges Abtauchen

    • Beurteilung der Situation

    • Hilfeleistung, Rettung an die Oberfläche

    • ggfs. Transport zum Ufer/Land/Fahrzeug

    • Hilfe bei weiteren Rettungsmaßnahmen an Land

1.5.2
Notfallübungen in der Tauchgruppe

Durchführung der unter 1.4.2 dieses Anhangs aufgeführten Maßnahmen in einer Tauchgruppe.

1.5.3
Arbeitseinsätze in der Tauchgruppe

Planung und Durchführung der unter 1.4.3 dieses Anhangs aufgeführten Methoden in einer Tauchgruppe.

1.5.4
Praxis

  • Bedienung

  • Anwendung und Pflege der Geräte

  • Tauchhygiene

1.5.6
Seemannschaft

  • Führen, Sichern und Verankern eines Bootes (wenn Boot vorhanden)

  • Knoten und Leinen, Seilarten (Eigenschaften)

2 Theoretische Ausbildung (54 Stunden)

2.1 Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (10 Stunden)

2.1.1
Rechtsgrundlagen - EU-Verordnungen und -Richtlinien

  • Umsetzungen von EU-Recht in nationales Recht

  • Straf- und Zivilrecht

  • Haftung

  • gesetzliche Unfallversicherung

  • SGB VII

  • Unfallversicherungsträger

2.1.2
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

  • Arbeitsschutzgesetz

  • Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG)

  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Unfallverhütungsvorschriften

  • DGUV Regel 101-023 "Forschungstauchen"

  • Normen

2.2 Taucheinsatzplanung (4 Stunden)

2.2.1
Planung

  • Tauchgenehmigung

  • Informationsbeschaffung

  • Gefährdungsbeurteilung

  • Festlegen zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen

  • Notfallplanung

  • Erstellen des Tauchplanes

2.2.2
Durchführung

  • Anforderungen an

    • die Taucheinsatzleitung

    • an den Signalmann oder die Signalfrau

    • an den Taucher oder die Taucherin

  • Verantwortlichkeiten

  • Tauchen unter besonderen Gefahren und Erschwernissen

  • Anwendung der Austauchtabellen

  • Fliegen nach dem Tauchen

2.3 Naturwissenschaftliche Grundlagen (6 Stunden)

2.3.1
SI-Einheiten

2.3.2
Physikalische Eigenschaften H2O

  • Dichte

  • Druck

  • Auftrieb (Gesetz von Archimedes)

  • Optik

  • Akustik

  • Thermische Eigenschaften

  • Strömungseigenschaften

2.3.2
Gasgesetze

  • Atemgase und ihre Zusammensetzung: Luft, Nitrox (Heliox, Hydrox, Trimix nur erwähnen)

  • Ideale und Reale Gase

  • Molekülbewegung, Diffusion, Fick’sches Prinzip

  • Gesetz von Dalton

  • Gesetz von Boyle-Mariotte

  • Gesetz von Henry

  • Gesetz von Amontons (Zweites Gesetz von Gay Lussac)

  • Joule-Thomson-Effekt

  • Strömungseigenschaften

2.4 Medizin (16 Stunden)

2.4.1
Anatomie und Physiologie

  • Aufbau und Funktion

    • Atmung

und

  • Herz-Kreislauf

    • Reflexe

    • Diurese (Immersions- und Kältediurese)

2.4.2
Probleme der Kompressionsphase

  • Barotrauma (Ursache, Symptome, Behandlung)

  • verschiedene natürliche und künstliche Hohlräume

  • flexible und halbflexible Hohlräume

    • Schädelhöhlen mit Schwerpunkt Ohr (Außen-, Mittel-, Innenohr)

    • Lunge

    • Magen/Darm

    • Haut

    • Augen

    • Zähne

2.4.3
Probleme der Isopressionsphase

  • Vergiftungen [N2, O2 (akut/subakut) CO2 (erhöhter Gehalt im Atemgas, Essoufflement), CO]

    • Grenzwerte

    • Ursachen

    • Symptome

    • Behandlung

    • Prophylaxe

2.4.4
Probleme der Dekompressionsphase

2.4.4.1 Überdruckbarotrauma der Lunge

  • Ursachen

  • Auswirkungen

    • arterielle Gasembolie (AGE)

    • Pneumothorax (Spannungs- und Ventilpneumothorax)

    • Emphyseme

2.4.4.1 Dekompressionskrankheit (DCS)

  • Gesetz von Henry

  • N2-Aufnahme und -Abgabe in verschiedenen Kompartimenten

  • Klassifizierung der DCS (I und II) mit Symptomen

  • Behandlung

  • Prophylaxe

  • Risikofaktoren (H2O-Mangel, Kälte, Hitze, Bewegung, Fett, Bergsee, Wiederholungs- und Jojo-Tauchen, Shunts)

  • Hintergrund und Anwendung der Austauchtabelle

  • Tauchcomputer als sinnvolles Zusatzinstrument

2.4.5
Sonstige Probleme

  • Ertrinken/Beinaheertrinken

  • Unterkühlung

  • Hitzeschäden (Oberflächenmannschaft)

  • Black-Outs (Schwimmbad, Flachwasser)

  • gefährliche Meerestiere/Organismen

  • Dehydratation

  • Gehörgangsentzündung

  • Bedeutung der Ernährung

  • Wirkung von Tabakrauch

  • Alkohol und anderen Drogen

2.4.6
Erste Hilfe bei Tauchunfällen

  • Normobare Sauerstoffgabe und Flüssigkeitszufuhr

  • Rettungskette

  • Lagerung

  • HLW

2.5 Gerätekunde (12 Stunden)

2.5.1
Arbeitsmittel

  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG)

  • Verordnungen zum GPSG

2.5.2
ABC-Ausrüstung

2.5.3
Kälteschutz

2.5.4
Atemregler

  • Definition Tauchgerät

  • DIN EN 250:2014-07

  • Ventilarten (up-, downstream)

  • Aufbau/Funktion Druckminderer und Lungenautomat

  • Bedienung, Pflege

  • Wartung und Desinfektion

  • Kompensation

  • Vereisung (Innere, Äußere, Co-Faktoren, Vorbeugung)

  • Hilfseinrichtungen (Injektor, Venturidüse, Federeinstellung)

  • Zweitregler

  • Oktopus

2.5.5
Druckbehälter und Ventile

  • Aufbau

  • Materialien

  • Kennzeichnung nach GHS/CLP (Luft, Nitrox, O2)

  • Prüfung, Prüffristen

  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Umgang

  • Sicherheitseinrichtungen nach DIN EN 250:2014-07

  • Transport (Gefahrengutverordnung Straße/ADR)

  • Lagerung

  • Aufbau und Funktion Ventil (inkl. Reserveschaltung)

2.5.6
Verdichter (Atemluft-Kompressor)

  • Bauartunterschiede (Typen)

  • Aufbau

  • Funktion

  • DIN EN 12021:2014-07

  • Filter

  • Sicherheitseinrichtungen

  • Umgang (Aufstellung, Ölarten)

  • Unterweisung

2.5.7
Rettungs- und Tariermittel

  • Definition (Rettungswesten DIN EN ISO 12402-2:2021-04, DIN EN ISO 12402-3:2021-04 und kombinierte Rettungs- und Tariermittel DIN EN 12628, Tariermittel DIN EN 12628:1999-10)

  • Aufbau

  • Bedienung

  • Pflege

2.5.8
Instrumente

  • Manometer

  • Tiefenmessung

  • Kompass

  • Tauchcomputer

2.5.9
Systeme zur Gabe normobaren Sauerstoffs

  • Demandsystem und Kreislaufsysteme (halb geschlossene Systeme)

  • Unterschiede

  • Vor- und Nachteile

  • Beatmungsmöglichkeiten

  • Anwendung

  • Protokollführung

2.5.10
Taucherdruckkammer

  • DGUV Regel 101-022 "Taucherdruckkammern"

  • DIN EN 14931:2006-08

  • Aufbau

  • Funktion

  • Behandlungsschemata (z. B. nach US NAVY)

2.6 Wissenschaftliche Arbeitsmethoden unter Wasser (6 Stunden)

  • Orientierung über und unter Wasser, Positionsbestimmung (Peilungen, Karten, GPS)

  • Markierung

  • Dokumentation

  • Probennahme

  • Hilfsgeräte (UW-Sauger, Scooter, Metallsuchgeräte, elektronische UW-Ortungsgeräte)

  • Verfahren aus den Teildisziplinen