DGUV Information 206-006 - Arbeiten: entspannt, gemeinsam, besser Tipps für Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung

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Abschnitt 3 - Warum können Gedanken Stress machen?
Tiger im Alltag

Bei Renate Althoff, die in der Poststelle arbeitet, kommt heute alles zusammen: Ihre Kollegin hat sich krankgemeldet, sodass sie die gesamte Post allein bearbeiten muss. Ständig klingelt das Telefon; unter anderem meldet sich ein Abteilungsleiter, der Dokumente vermisst. Frau Althoff fühlt sich für die Panne verantwortlich. Sie verspricht, sich sofort um die Angelegenheit zu kümmern. Als ihr Chef mit den Worten "Frau Althoff, könnten sie bitte ..." den Raum betritt, bricht es aus ihr heraus:

"Nein, kann ich nicht! Bei mir ist auch irgendwann einmal Ende der Fahnenstange. Hier meint jeder, seine Arbeit einfach bei mir abladen zu können. Das mache ich nicht mehr mit!" Und schluchzend: "Ich hatte heute noch nicht einmal Zeit, zur Toilette zu gehen."

Einigermaßen fassungslos erwidert ihr Vorgesetzter: "Frau Althoff, so kenne ich Sie ja gar nicht. Ich wusste nicht ... Ich wollte nur fragen, ob Sie das Fenster schließen könnten. Bei mir zieht es."

Frau Althoff ist kein Tiger über den Weg gelaufen. Warum hat sie trotzdem Stress? Weil uns die meisten "Tiger" in unseren eigenen Gedanken über den Weg laufen. In Gedanken bewerten wir jede Situation. Sobald wir eine Situation als Gefahr bewerten, suchen wir nach ähnlichen Situationen, die wir bewältigen konnten. Ist diese Suche erfolgreich, wird die Situation als Herausforderung eingestuft - und produziert eine kleinere Stressreaktion. Zusammengefasst könnte man sagen, nicht die Wirklichkeit macht uns Stress, sondern die Gedanken, die wir uns zur Wirklichkeit machen.

Selbst einen unerwarteten Arbeitsauftrag zu bekommen, kann Stress machen. Ein Gedanke wie: "Das werden wir nie schaffen" kann bedrohlich wirken. Wenn Sie Ihre Stress erzeugenden Gedanken ändern wollen, dann sollten Sie dies Schritt für Schritt tun.

Durch ein stufenweises Vorgehen lässt sich die Veränderung nachvollziehen. Der am Ende der Entwicklung stehende Gedanke steht auf festen Beinen.

Kontinuierliche Entwicklung positiver Gedanken
(funktioniert)
Gedankensprung
(funktioniert nicht)
← Kontinuierliche Entwicklung positiver Gedankennegativer erster Gedankenegativer erster Gedanke
"Oh je, das werden wir nie schaffen!""Oh je, das werden wir nie schaffen!"
Das wird schrecklich viel Arbeit.← Gedankensprung
Wenn ich schon an die ganze Abstimmungsarbeit denke.
Wenn wir erstmal einen genauen Plan haben, dann wissen wir auch, wo es hakt - wenn ich weiß, wo die Probleme sind, kann ich Abhilfe schaffen.
Vielleicht können wir ja einen kleineren Auftrag abgeben.
Den Arbeitsauftrag vom Maier könnten wir vielleicht ein bisschen nach hinten schieben. Das könnte uns Luft geben.
Wenn ich den Beschäftigten die Lage erkläre, sind sie normalerweise zu Überstunden bereit.
Vielleicht können wir einen Teil der Arbeit fremd vergeben.
Eigentlich habe ich ja schon mal über Kooperationen nachgedacht - das wäre ein Anfang.
Der Auftrag erweitert unser Leistungsspektrum.
Wenn wir das gut über die Bühne bringen, stellen wir uns gut dar.
Bisher haben wir alles hingekriegt - unsere Kunden waren zufrieden.
Es ist gut, dass wir diesen Auftrag haben.Es ist gut, dass wir diesen Auftrag haben.
positiver Schlussgedankepositiver Schlussgedanke

Schritt für Schritt positiv denken - So funktioniert’s!

Sie haben gerade einen großen Arbeitsauftrag erhalten. Ihr erster Gedanke ist: "Oh je, das werden wir nie schaffen!"

"Humor ist der Knopf, damit uns nicht der Kragen platzt."

Joachim Ringelnatz

An der Entwicklung der Gedanken links können Sie sehen, dass es Zeit und Mühe braucht, um Stress erzeugende Gedanken zu verändern - vor allem die Gedanken, die uns zur Gewohnheit geworden sind - aber es ist möglich. Viel Erfolg beim Neuerzählen Ihrer eigenen alten Geschichten.

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Cartoon: Jacek Wilk; © Universum Verlag GmbH, Wiesbaden

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Cartoon: Jacek Wilk; © Universum Verlag GmbH, Wiesbaden