DGUV Information 206-004 - Die Mischung macht‘s: Jung und Alt gemeinsam bei der Arbeit Tipps für Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung

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Abschnitt 5 - 5 Lebenslang lernen und Wissen weitergeben

Die wertvollste Investition ist die in den Menschen.

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778)

Wer rastet, der rostet. Dieses alte Sprichwort erhält in der heutigen Arbeitswelt mehr Bedeutung denn je. Unternehmensleitungen, die sich und ihre Beschäftigten nicht auf dem Laufenden halten, sind bald nicht mehr leistungs- und wettbewerbsfähig.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ältere Arbeitnehmende seltener einen Zugang zu arbeitsbezogenen Schulungsmaßnahmen haben, um neue Fähigkeiten für ihren Beruf zu erlernen. Dies trifft vor allem auf an- und ungelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ausführende Angestellte zu. Lernen darf jedoch während des gesamten Berufslebens nie aufhören.

Was bringt lebenslanges Lernen für Ihren Betrieb und Ihre Beschäftigten?

  • Das Wissen bleibt auf dem neuesten Stand.

  • Die Wettbewerbsfähigkeit wird gefördert.

  • Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden wird erhalten.

  • Die Motivation der Beschäftigten wird erhöht.

Oft verschließen sich ältere Beschäftigte auch selbst Qualifizierungsangeboten, z. B. weil sie nicht mehr daran gewöhnt sind, Neues zu erlernen. Deshalb sollten sich die Lernangebote an das veränderte Lernverhalten älterer Menschen anpassen, indem das Lerntempo selbst bestimmt werden kann oder auch Wissen praxisnah vermittelt wird, d. h. direkt am Arbeitsplatz.

Vom Wissen und den Erfahrungen anderer lernen

Ein wichtiger Aspekt im Berufsleben ist, dass Beschäftigte unterschiedlichen Alters voneinander lernen. Ältere können z. B. von Jüngeren etwas über neue Technologien und Arbeitsverfahren lernen. Jüngere können vom "Insider-Wissen" und den Erfahrungen der Älteren profitieren. Daher sollten Sie rechtzeitig vor dem Ausscheiden von Beschäftigten dafür sorgen, dass deren Wissen für den Betrieb erhalten bleibt. Wird dies ignoriert, muss verloren gegangenes Wissen durch z. T. kostenintensive Maßnahmen "eingekauft" werden - der Erfahrungsschatz des ausgeschiedenen Beschäftigten wird jedoch unwiederbringlich verloren sein.

Beispiele aus der Praxis
"Man lernt nie aus!"

Im Rahmen des bundesweiten CARNA-Verbundprojektes von 13 kommunalen Entsorgungsunternehmen werden umfangreiche praxisgerechte Präventionskonzepte für die Beschäftigten entwickelt und in den Betrieben eingeführt (www.carna-verbund.de). Dies geschieht in Kooperation mit dem VKS (Verband kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung) im VKU (Verband kommunaler Unternehmen e. V.).

Für das Themenfeld "Lebenslang lernen und Wissen weitergeben" werden u. a. folgende Maßnahmen erprobt:
  • Altersmäßige Durchmischung der Teams.

  • Arbeitsplatzbezogene Schulungen z. B. zu Arbeitsverfahren und Handhabung von Arbeitsgeräten.

  • Neue Mitarbeiter mehrere Wochen in Kolonne einarbeiten.

  • Ersatzfahrer im Winterdienst vor dem Einsatz mehrmals Strecken abfahren lassen.

  • Stammpersonal (Stammfahrern) immer einen Ersatzfahrer zuordnen.

  • Samstage für Übungsfahrten nutzen.

  • Fahrer für alle Fahrzeugtypen und Aufbausysteme qualifizieren.

  • Vermehrte Hospitationen in verschiedenen Abteilungen.

  • Hierarchieübergreifende Gesprächskreise in regelmäßigen Abständen.

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Formen der Qualifizierung

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Sie Fort- und Weiterbildung in den betrieblichen Ablauf einbauen können (www.demowerkzeuge.de). Qualifizierungsmaßnahmen sind nicht zwangsläufig mit kostspieligen Seminarbesuchen gleichzusetzen. Vor diesem Hintergrund haben sich in der Praxis folgende Konzepte und Qualifizierungsmaßnahmen in unterschiedlichen Betrieben und Dienstleistungsunternehmen bewährt:

  • Altersgemischte Teams und/oder Tandems

    Aufbauend auf einem unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsschatz erarbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam Lösungen.

  • Arbeitsplatzrotation

    Arbeitsplatz-/Aufgabenwechsel dienen dazu, auf Personalausfälle zeitnah reagieren zu können; Beschäftigte lernen übergreifende Zusammenhänge kennen und erweitern dadurch ihre Kenntnisse.

  • Qualitätszirkel/Ideentreffen

    Mitarbeitende treffen sich, um zu ausgewählten Problemstellungen gemeinsam Lösungen zu finden (Mitarbeiterbeteiligung).

  • Selbstlernprogramme

    z. B. Fernlehrgänge, computergestütztes Lernen.

  • Kurse, Fachmessen, Kongresse

Diese Konzepte sind nicht altersgebunden.

Information
Wussten Sie schon?

Die Kosten für die Seminare Ihres Unfallversicherungsträgers sind für Sie und Ihre Beschäftigten durch den Mitgliedsbeitrag bereits abgedeckt.

Grundsätzlich sollte im Betrieb ein Klima geschaffen werden, in dem fortlaufende Weiterbildung (unabhängig vom Alter) eine Selbstverständlichkeit darstellt. Dazu gehört die Ermittlung des individuellen Fortbildungsbedarfs Ihrer Beschäftigten.

Haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst einmal positive Erfahrungen mit dem Erlernen von Neuem gemacht, kann das ihr Selbstvertrauen und ihre Motivation deutlich stärken. Und motivierte Mitarbeiter sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Ihren Betrieb.

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  • Achten Sie darauf, dass der Erfahrungsschatz in Ihrem Betrieb erhalten und weitergegeben wird. Dadurch vermeiden Sie Kosten und motivieren Ihre Belegschaft.

  • Stellen Sie sicher, dass alle Beschäftigten kontinuierlich in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen eingebunden werden. Damit bleibt Ihr Betrieb zukunfts- und wettbewerbsfähig.



Selbst-Check "Lebenslang lernen und Wissen weitergeben" ccc_1948_170101_06.jpg Seite 31
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