DGUV Information 206-004 - Die Mischung macht‘s: Jung und Alt gemeinsam bei der Arbeit Tipps für Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung

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Abschnitt 3 - 3 Arbeitszeit und Arbeitsorganisation optimieren

Alt sein ist nicht das Grau der Haare und auch nicht die Zahl der Jahre.

Alt ist, wer den Humor verliert und sich für nichts mehr interessiert.

Hoffmann von Fallersleben

Bei der Regelung der Arbeitszeit sollten Sie darauf achten, dass eine Beschäftigung Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in deren unterschiedlichen Lebensphasen ermöglicht wird (z. B. Berufseinsteiger, berufliche Umorientierung, Elternzeit, Pflege von Angehörigen, Übergang in den Ruhestand).

Es geht darum, die Beschäftigungsfähigkeit Ihrer Belegschaft über das gesamte Arbeitsleben zu erhalten.

Es gibt eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen, die bereits praktiziert werden, wie z. B. Teilzeit, Gleitzeit, Schichtarbeit, Altersteilzeit. Welche Modelle optimal für Ihren Betrieb sind, muss im Einzelfall entschieden werden!

Flexible Arbeitszeit durch Arbeitszeitkonto

Mit einem Arbeitszeitkonto können Arbeitgeber und Arbeitnehmer flexibel auf betriebliche und persönliche Bedürfnisse reagieren. Damit lassen sich tägliche, wöchentliche, monatliche und sogar jährliche Arbeitszeiten erheblich variieren. Soll und Haben der Arbeitszeit werden dazu festgehalten. Die Beschäftigten haben die Möglichkeit, dieses Konto nach Bedarf auszugleichen: Kurzzeitkonto (Ausgleichszeitraum ein Monat) oder Langzeitkonto (ein Jahr oder länger).

Bewährt hat sich das Ampelkontomodell. Hierzu ein Beispiel:

ccc_1948_170101_08.jpgÜber-/Unterschreitung bis 25 Stunden:
Beschäftigte kontrollieren Arbeitszeit und Verteilung selbst.
ccc_1948_170101_09.jpgÜber-/Unterschreitung zwischen 26 und 45 Stunden:
Absprachen zwischen Beschäftigten und Vorgesetzen finden statt, Maßnahmen zur Erreichung der Grünphase werden festgelegt.
ccc_1948_170101_10.jpgÜber-/Unterschreitung zwischen 46 und 70 Stunden:
Die/der Vorgesetzte trifft Anordnungen, damit das Arbeitszeitkonto wieder auf gelb bzw. grün gesetzt wird.
Beispiele aus der Praxis
"Schichtplangestaltung mit den Beschäftigten - die halbe Miete"

Die ZF Boge Elastmetall entwickelt und fertigt Komponenten und Systeme zur Schwingungsdämpfung und Lagerung von Fahrwerk und Antriebsstrang. In der Produktionsgruppe im Mischwerk arbeiten 32 Beschäftigte. Der Altersdurchschnitt liegt bei 50 Jahren. Eine anstehende Produktionserweiterung machte es möglich, von festen 15 auf flexible 18 Schichten pro Woche umzusteigen. Basierend auf einer Mitarbeiterbefragung wurde ein flexibles und alternsgerechtes Schichtmodell entwickelt. Danach wurden zwei Schichtgruppen gebildet, die im wöchentlichen Wechsel Früh-Spät arbeiten. Aus den Gruppen werden Beschäftigte - unter Berücksichtigung ihrer Arbeitszeitwünsche - nach einem vorgegebenen Muster von 4 bzw. 2 Nachtschichten in Folge, entsandt. Bezüglich der Nachtschichten gilt: alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden einbezogen, nach der Nachtschicht sind mindestens 2 Tage frei, mit steigendem Alter sind weniger Nachtschichten pro Monat zu arbeiten. Dies lässt sich aufgrund der stärker individualisierten Einsatzplanung ermöglichen.

Wenn Sie Ihre betriebliche Arbeitszeitregelung anpassen möchten, denken Sie an folgende Punkte:

Empfehlungen zur Regelung der Arbeitszeit:

  • Mehrarbeit und Überstunden begrenzen.

  • An das Alter angepasstes (z. B. langsameres) Arbeitstempo und angepasste Akkordzeit.

  • Teilzeitbeschäftigung für ältere Beschäftigte ermöglichen; verminderte und/oder flexible Arbeitszeiten.

  • Maßgeschneidertes, d. h. den betrieblichen und individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten angepasstes, möglichst flexibles und bewährtes Schichtsystem entwickeln.

  • Vermeidung bzw. Begrenzung der Nachtschicht für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf max. 3 Tage; möglichst lange Ruhephasen nach einer Nachtschichtphase.

Empfehlungen zur Pausenregelung:

  • Länge der Pausen in Abhängigkeit von der Arbeitsschwere festlegen.

  • Häufige Kurzpausen von 1 - 3 Minuten ermöglichen.

  • Pausenzeiten einhalten.

Empfehlungen zur Arbeitsorganisation:

  • Monotone Arbeit vermeiden, z. B. durch regelmäßigen Wechsel oder Erweiterung von Arbeitsaufgaben.

  • Genügend Zeit lassen, Neues zu erlernen und sich daran zu gewöhnen.

  • Zeitdruck durch Zeitpuffer vermeiden.

  • Mehr Handlungsspielräume ermöglichen.

ccc_1948_170101_05.jpgOft genügen schon kleine Veränderungen von Arbeitszeit und Arbeitsorganisation, um für den Betrieb und die Beschäftigten Verbesserungen zu erreichen. Damit stellen Sie sicher, dass die Arbeit als leistungs- und gesundheitsfördernd während des gesamten Arbeitslebens wahrgenommen und erlebt wird.

Selbst-Check "Arbeitszeit und Arbeitsorganisation optimieren"ccc_1948_170101_06.jpgSeite 29