DGUV Information 209-064 - Sichere Reifenmontage

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Abschnitt 2.3 - Montage von Motorradreifen

Bei der Motorradreifen-Montage gibt es im Vergleich zur Montage der bisher besprochenen Reifen gravierende Unterschiede. Es werden hier nicht nur einige Muttern bzw. Bolzen geschraubt. Aus den verschiedenen Kraftradkonstruktionen bei über 2000 verschiedenen Motorradtypen auf dem deutschen Markt ergeben sich diverse unterschiedliche Möglichkeiten der Radmontage.

Bei vielen Radmontagen erfolgt eine mindestens teilweise Demontage bzw. Montage von Antrieb, Bremsanlage oder des Tacho-Antriebes. Dabei werden spezielle Kenntnisse des Monteurs vorausgesetzt. Montage von Rädern und Reifen gehört zu den Tätigkeitsbereichen der Berufsbilder Zweiradmechaniker, Vulkaniseur und Fahrzeugmechaniker nach der Handwerksordnung.

Vertiefende Inhalte zum sach- und sicherheitsgerechten Ein- und Ausbau von Motorradreifen und zur entsprechenden Reifenmontage vermittelt die Bundesfachschule für das Deutsche Zweiradmechanikerhandwerk in Frankfurt.

Grundsätzlich gilt:

Falls für einen bestimmten Fahrzeugtyp Unsicherheiten über den ordnungsgemäßen Radaus- und -einbau bestehen, sollte das Werkstatthandbuch zu Rate gezogen werden. Bestehen immer noch Unsicherheiten, ist der Auftrag abzulehnen!

Die folgenden Ausführungen beschränken sich ausschließlich auf die mit der Reifenmontage verbundenen sicherheitstechnischen Aspekte.

2.3.1
Radaus- und -einbau

Dabei beachten:

  • Motorrad auf Mittelständer und Montageständer abstellen und gegen Wegrollen und Umfallen sichern;

  • auszubauendes Rad möglichst mittels speziellem Montageständer freiheben; Anheben mit Wagenheber nur an den Teilen, die vom Fahrzeughersteller dafür vorgesehen sind;

    Achtung: Das Freiheben mittels Wagenheber erfordert besondere Sorgfalt wegen

    1. 1)

      Beschädigungsmöglichkeit diverser Fahrzeugteile,

    2. 2)

      nicht dafür konzipierte Auflagefläche des Hebers,

    3. 3)

      geringe Auflagefläche am Motorblock usw.

  • vor dem Radausbau noch einmal sorgfältig Standfestigkeit des Fahrzeugs überprüfen;

  • Radausbau nach der Montagebeschreibung (Werkstatthandbuch bzw. Betriebsanleitung) des Herstellers;

  • keine Schlagschrauber zum Lösen der Schrauben verwenden (bis M10 wegen der Gefahr des Abreißens bzw. Beschädigens);

  • demontierte Teile so ablegen, dass sie vollständig vorhanden bleiben und zweifelsfrei in seitenrichtiger Reihenfolge wieder montiert werden können;

  • keine öligen oder fettigen Hände bei Arbeiten im Bereich der Bremsscheiben.

2.3.2
Reifenmontage

Dabei beachten:

  • Reifenmontagen sollten grundsätzlich nur maschinell erfolgen und vorzugsweise auf Montagemaschinen, die speziell für Motorradräder konzipiert sind. Bei Pkw-Reifenmontiermaschinen sind Montagekopf und Abdrückeinrichtungen für Pkw-Reifen optimiert und bei der Motorradreifenmontage gegebenenfalls nur bedingt zu verwenden. Auch bei Verwendung spezieller Spannmittel kann nur ein eingeschränktes Felgenspektrum gespannt werden.

Folgen können sein:

  • Schäden am Felgenhorn.

  • Überdehnung des Wulstes.

  • Zu hohe Spannkräfte an Magnesium- oder Kohlefaserfelgen.

  • Beschädigungen durch eingeschränkten Spannbereich (spannen von kleinen [z.B. < 10 Zoll] oder großen [z.B. > 22 Zoll] Felgen zum Teil nicht möglich).

  • Bei jedem Reifenwechsel sollte das Ventil gewechselt werden; bei Tube-Type-Reifen auch der Schlauch.

  • Bei mittleren Felgengrößen in Verbindung mit großen Bremsscheiben darauf achten, dass nicht versehentlich an der Bremsscheibe gespannt wird.

  • Bei Handmontage zur Vermeidung von Schäden an der Felge nur Montiereisen mit glattflächigen Auflagen unter Verwendung einer schützenden Auflage sowie Montiereisen, die so gestaltet sind (s-förmig), dass keine Platzprobleme mit den Bremsscheiben entstehen, benutzen.

  • Vor dem Abdrücken Reifen durch Herausdrehen des Ventileinsatzes entlüften.

  • Reifen mit Abdrückschaufel vorsichtig abdrücken, gegebenenfalls mehrfach ansetzen und das Rad dabei drehen.

    Achtung: Bei Pkw-Montiermaschinen passt die Abdrückeinrichtung nur selten in das Tiefbett, sodass die Gefahr von Schäden am Felgenhorn und Reifen besteht.

  • Auswuchtgewichte entfernen.

  • Felge mit passenden Spannklauen spannen und Reifen von der Felge lösen, siehe hierzu Abschnitt 2.1.6.

  • Beim Spannen von Magnesium- oder Kohlefaserfelgen zulässige Spannkräfte beachten. Der häufig von Pkw-Montagemaschinenherstellern fest eingestellte Druck zum Spannen von Stahlfelgen kann zur Zerstörung oder Verformung der Felgen führen.

  • Felgen sorgfältig auf Beschädigungen, z.B. Einrisse, Verformungen, Materialverschleiß, prüfen. Vorgefundene Beschädigungen fachgerecht beurteilen, gegebenenfalls Hersteller zu Rate ziehen.

  • Montage des Reifens wie bei Pkw (Abschnitt 2), dabei vorgeschriebene Paarungen Felge - Reifen einhalten.

2.3.3
Reifenbefüllung

Dabei beachten:

  • bei Tube-Type-Reifen vor dem Befüllen prüfen, ob der Schlauch nirgendwo zwischen Wulst und Felge klemmt;

  • Springdruck von 3,3 bar nicht überschreiten, gegebenenfalls noch einmal entlüften und mit Montagepaste nachstreichen;

  • bei Tube-Type-Reifen darauf achten, dass Zwischenluft entweichen kann.

2.3.4
Auswuchten

Dabei beachten:

  • Motorradreifen sollten alle statisch und dynamisch (wie Pkw) gewuchtet werden.

    Ausnahme: Räder für Fahrzeuge mit sehr niedrigen Geschwindigkeiten, z.B. Mofas oder bei Felgen ohne Radnabe.

  • Je nach Felgenbauart werden an das Anbringen von Wuchtgewichten wegen der unterschiedlichen Felgenkonstruktionen besondere Anforderungen gestellt. Es können abhängig von den Platzmöglichkeiten Mittelgewichte, Speichengewichte oder Klebegewichte erforderlich werden. Um hierbei Fehler weitgehend auszuschließen, sollten grundsätzlich nur die vom Fahrzeug- bzw. Felgenhersteller vorgegebenen Ausgleichsgewichte verwendet werden.