DGUV Information 215-444 - Sonnenschutz im Büro Hilfen für die Auswahl von geeigneten Blend- und Wärmeschutzvorrichtungen an Bildschirm- und Büroarbeitsplätzen

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Abschnitt 5 - 5 Auswahl von Sonnenschutzvorrichtungen

Um Sonnenschutzvorrichtungen für Ihr Bürogebäude auszuwählen, sieht die Energieeinsparverordnung vor, Berechnungen nach der Norm DIN 4108-2 für den maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad gtot max durchzuführen, der von der Verglasung einschließlich Sonnenschutz erreicht werden darf, um einen ausreichenden sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten.

Dabei sind die geografische Lage des Bürogebäudes, seine Bauweise, die Art und Größe der Verglasung sowie die Ausrichtung der Fensterfront zu berücksichtigen.

Für die Berechnung und Auswahl von geeigneten Sonnenschutzvorrichtungen steht Ihnen ein Berechnungsmodul auf der Internetseite der VBG zur Verfügung.

Sie finden dieses Modul unter www.vbg.de/sonnenschutz

Nachfolgend finden Sie Beispiele von Gebäuden, bei denen die mögliche Einbaulage (siehe Abschnitt 4 Übersicht zu Sonnenschutzvorrichtungen) des Sonnenschutzes für verschiedene Klimaregionen und unterschiedliche Verglasungsarten gegenübergestellt wird. Diese Gegenüberstellung soll eine Orientierung geben, welche Sonnenschutzvorrichtungen für verschiedene Bürogebäude geeignet sein könnten.

Aufgrund der strengen Vorgaben der Energieeinsparverordnung bzw. in der darin in Bezug genommenen Norm DIN 4108-2 kommen je nach geografischer Lage nur wenige Kombinationen von Sonnenschutz und Verglasung infrage.

Auch wenn hier nur für bestimmte Verglasungen geeigneter Sonnenschutz aufgeführt wird, bedeutet dies nicht, dass es andere Kombinationen von Verglasungen und Sonnenschutz geben kann, die einen zufriedenstellenden Wärmeschutz bieten. Wir empfehlen Ihnen, sich durch Fachpersonal unterstützen zu lassen, das eine genauere Analyse vornimmt.

Übersicht zur Einbaulage

Eine außen angebrachte Sonnenschutzvorrichtung bietet den höchsten Schutz vor eindringender Wärmestrahlung, innen angebrachte Sonnenschutzvorrichtung den geringsten. Kommen nach der Berechnung innen liegende Sonnenschutzvorrichtungen infrage, können auch außen oder zwischen liegende verwendet werden; bei dem Ergebnis "zwischen liegend", ist es ebenso möglich außen liegende Sonnenschutzvorrichtungen einzusetzen.

Entscheidung über die Einbaulage

Die Tabelle 3 gibt Ihnen eine Orientierung zur Sonnenschutzwirkung von innen, zwischen und außen liegenden Sonnenschutzvorrichtungen in Kombination mit unterschiedlichen Verglasungen. Die Tabelle 3 zeigt beispielhaft, welche Einbaulagen geeignet sind, den berechneten maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad gtot max zu unterschreiten.

ccc_1769_as_32.jpg

außen

ccc_1769_as_33.jpg

zwischen

ccc_1769_as_34.jpg

innen

Abb. 18
Abbildung zur Tabelle 3

Diese Anhaltswerte basieren auf Messungen von Sonnenschutzvorrichtungen an Fenstern mit Verglasungen durch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) mit folgenden Energiedurchlassgraden:

SonnenschutzverglasunggV = 0,36
WärmeschutzverglasunggV = 0,58
Zweischeiben-IsolierverglasunggV = 0,75.

Bei der Angabe der Erfahrungswerte wurde davon ausgegangen, dass die Vorrichtungen nicht immer komplett geschlossen werden (Cut-Off-Stellung).

Durch den Vergleich, der in den Beispielen berechneten gtot max- Werte mit den Werten in der Tabelle 3 ergibt sich die Einbaulage des Sonnenschutzes für die jeweilige Verglasungsart. Dabei muss der Tabellenwert kleiner sein als der ermittelte Wert (gtot max).

Beispiel:

Ermittelter Wert gtot max = 0,30; geeignete Tabellenwerte: gtot =0,29, 0,26, 0,20, 0,18, 0,13

Tabelle 3
Anhaltswerte für den maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad, der von der Verglasung einschließlich Sonnenschutz erreicht werden darf, um einen ausreichenden sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten

Anhaltswerte für gtotKombination mit Verglasungen
SonnenschutzverglasungWärmeschutzverglasungZweischeibenIsolierverglasung
Innen liegende Jalousien, Rollos oder Vertikaljalousien0,290,460,60
Zwischen den Scheiben liegende Jalousien oder Rollos0,180,290,38
Außen liegende Jalousien oder Markisen0,130,200,26
ccc_1769_as_35.jpg
ccc_1769_as_36.jpg
ccc_1769_as_37.jpg
ccc_1769_as_38.jpg
ccc_1769_as_39.jpg

Abb. 19
Sommerklimaregionen DIN 4108-2:2013-02

1. Beispiel:

Verwaltungsgebäude mit mehreren Bürobetrieben

Weitere Merkmale:

  • Neubau

  • Betonkernaktivierung (schwere Bauart)

  • 30 % Fensteranteil

  • Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis maximal 6 Personen

  • Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände

  • Nachtlüftung erfolgt geschossweise (mittel)

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
gtot max0,320,290,26
Einbaulage für Verglasung
ZweischeibenIsolierverglasungaußenaußenaußen
Wärmeschutzverglasungzwischen oder außenzwischen oder außenaußen
Sonnenschutzverglasunginnen, zwischen oder außeninnen, zwischen oder außenzwischen oder außen

2. Beispiel: Sanierter Altbau

Weitere Merkmale:

  • 100 Jahre, komplett saniert

  • Schwere Bauart

  • 20 % Fensteranteil

  • Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Vierpersonenbüros

  • Trennwände: altes, vorhandenes Mauerwerk

  • keine erhöhte Nachtlüftung

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
gtot max0,160,130,09
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben- Isolierverglasungfür diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasung
Sonnenschutzverglasungaußengenauere Analysegenauere Analyse

3. Beispiel: Fachwerkhaus

Weitere Merkmale:

  • 300 Jahre, denkmalgeschützt

  • Leichte Bauart

  • 10 % Fensteranteil

  • maximal Dreipersonenbüros

  • keine erhöhte Nachtlüftung

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
gtot max0,320,260,19
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben-IsolierverglasungDenkmalschutz! (außen)für diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasungzwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß)Denkmalschutz! (außen)
Sonnenschutzverglasunginnen oder zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß)zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß)zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß)

4. Beispiel: Call Center in Altbau

Weitere Merkmale:

  • 80 Jahre alt

  • Mittlere Bauart

  • 30 bis 40 % Fensteranteil

  • Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 25 Personen

  • Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände

  • Nachtlüftung geschoßweise (erhöht)

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
g tot max0,230,200,18
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben-Isolierverglasungfür diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasungaußenaußen
Sonnenschutz verglasungzwischen oder außenzwischen oder außenaußen

5. Beispiel: Open Space Office in Altbau

Weitere Merkmale:

  • 60 Jahre alt, komplett entkernt und saniert

  • 50 % Fensteranteil

  • Open Space Office für 25 Personen sowie Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Vierpersonenbüros

  • Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände

  • abgehängte Decke, leichte Bauweise

  • keine erhöhte Nachtlüftung

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
g tot max- 0,03- 0,04- 0,06
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben-Isolierverglasungfür diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasung
Sonnenschutzverglasunggenauere Analyse

6. Beispiel: Großraumbüro in Bürohochhaus

Weitere Merkmale:

  • 20 Jahre alt

  • 90 % Fensteranteil

  • Großraumbüro > 400 m2, Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 15 Personen

  • Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände

  • keine erhöhte Nachtlüftung

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
g tot max- 0,07- 0,07- 0,08
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben-Isolierverglasungfür diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasung
Sonnenschutzverglasunggenauere Analyse

7. Beispiel: Büroneubau mit Glasfassade

Weitere Merkmale:

  • Neubau

  • Glasfassade: 55 % transparenter Fensteranteil, restlicher Fassadenanteil (Brüstung) opak und massiver Bauweise dahinter

  • mittelschwere Bauweise (keine abgehängten Decken)

  • Großraumbüro > 400 m2, Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 15 Personen

  • Trennwände mittleren Wärmedurchlass (PCM)

  • keine erhöhte Nachtlüftung

Ergebnisse der Berechnung:

KlimaregionABC
g tot max0,230,210,20
Einbaulage für Verglasung
Zweischeiben-Isolierverglasungfür diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich
Wärmeschutzverglasungaußenaußen
Sonnenschutzverglasungaußen, gegebenenfalls zwischenaußen, gegebenenfalls zwischenaußen, gegebenenfalls zwischen