DGUV Information 209-054 - Tätigkeiten mit Kontakt zu Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie

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Abschnitt 1.2 - A2 Was sind Biostoffe?

Der Begriff der Biostoffe ist in der Biostoffverordnung abschließend definiert.

Im weitesten Sinne handelt es sich dabei um Mikroorganismen, die den Menschen durch Infektionen, sensibilisierende oder toxische Wirkungen gefährden können. In der Holz- und Metallindustrie handelt es sich dabei vorrangig um:

  • Bakterien

  • Schimmelpilze

  • Viren

Im Zusammenhang mit beruflich erforderlichen Auslandsaufenthalten können auch Endoparasiten (z. B. Malariaerreger, Tropenerkrankungen) eine Rolle spielen.

Neben den Biostoffen sind auch weitere biogene Stoffe mit sensibilisierender, reizender und/oder toxischer Wirkung zu betrachten, die nicht als Biostoffe definiert sind (z. B. Endotoxine, Mykotoxine - siehe auch Abschnitt A3).

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Wasser ist die Grundvoraussetzung für das Wachstum von Mikroorganismen; es genügen bereits Spuren von Feuchtigkeit. Umgekehrt führt ein Wasserentzug zum Absterben von Mikroorganismen und stellt somit eine Form der Konservierung dar. Selbst augenscheinlich und gefühlt trockene Materialien haben in der Regel noch genug Feuchtigkeit, um ein Wachstum von Mikroorganismen zu ermöglichen.
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Wissenswertes zu Bakterien
Bakterien sind einzellige Mikroorganismen mit einer durchschnittlichen Größe im Bereich von 1 - 10 Mikrometer (1 Mikrometer (µm) = 0,001 Millimeter). Aufgrund ihrer einzelligen Struktur finden sie sich häufig "frei schwimmend" in wässrigen Systemen (z. B. Kühlschmierstoff-, Teilereinigungs- oder Fahrzeugwasch-Anlagen). Sie vermehren sich durch Zellteilung, unter idealen Bedingungen ca. alle 20-30 Minuten. Die durch fortgesetzte Zellteilungen entstehenden Ansammlungen von Zellen auf festen Materialien (z. B. Nährbodenplatten) nennt man Kolonien. Sie können in einem weiten Temperatur- und pH-Bereich vorkommen. Die meisten Bakterien benötigen Sauerstoff (aerobe Lebensweise, Atmung), einige Arten wiederum können nur unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerobe Lebensweise oder Gärung) wachsen. Viele Arten sind auch in der Lage ihren Stoffwechsel situationsbedingt anzupassen, je nachdem, wieviel Sauerstoff zur Verfügung steht.
Bakterienzellen sind empfindlich gegenüber Austrocknung und UV-Licht. Bis auf wenige Ausnahmen benötigen Bakterien zum Wachstum kein Licht.
Einige wenige Arten können sogenannte Endosporen (kapselartige Dauerformen) bilden, um ungünstige Lebensbedingungen zu überdauern und sind dadurch sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen.
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In 1 Gramm Erdboden kommen zwischen 100 Millionen und einer Milliarde (108 - 109) Bakterien vor. Eine Handvoll dieses Bodens enthält damit etwa so viele Bakterien, wie es Menschen auf der Erde gibt.
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Wissenswertes zu Schimmelpilzen
Schimmelpilze sind mehrzellige Organismen und wachsen bevorzugt auf und an Oberflächen. Sie wachsen fadenartig und bilden flächige, geflechtartige Strukturen (Pilzgeflechte = Myzelien), die ab einer gewissen Größe sichtbar sein können.
Schimmelpilze vermehren sich durch Sporen, die meist durch Luftbewegungen verbreitet werden oder durch Zersiedlung von vereinzelten Pilzfäden und Myzelstücken. Pilzsporen sind sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen (z. B. Hitze, Austrocknung, UV-Licht) und können sehr lange Zeiträume überdauern, bis sie unter geeigneten Bedingungen, insbesondere bei ausreichender Feuchtigkeit, wieder "auskeimen" und neue Myzelien bilden.
Hefen sind -wie Bakterien - Einzeller, gehören aber zu den Pilzen (Hefepilze). Sie vermehren sich durch eine Art Sprossung, bei der die neugebildeten Tochterzellen bis zu einer gewissen Größe an der Ursprungszelle (Mutterzelle) bleiben und sich nachfolgend abtrennen.
Schimmel- und Hefepilze benötigen zum Wachstum kein Licht.
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Bakterien und Schimmelpilze werden auch als "Zersetzer" bezeichnet. Sie bauen tote, organische pflanzliche und tierische Substanzen zu anorganischen Stoffen wie Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralstoffe ab. Diese Vorgänge zur Remineralisation sind für Mensch und Umwelt überlebensnotwendig.

Viele chemisch synthetisierte Verbindungen (z. B. Kunststoffe, Detergenzien) sind dagegen nur schwer abbaubar und reichern sich folglich als Schadstoffe in der Umwelt an.
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Wissenswertes zu Viren
Viren sind "Partikel", die keinen eigenständigen Stoffwechsel haben und immer einen lebenden Organismus (geeignete Wirtszellen) benötigen, um sich zu vermehren; daher werden sie nicht zu den Lebewesen gezählt.
Viren können die unterschiedlichsten Wirtsorganismen befallen: Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien. Sie bestehen aus einer Hülle oder Kapsel, die hauptsächlich das Erbmaterial für den Aufbau des Viruspartikels beinhaltet. Die befallenen Wirtszellen produzieren in Folge dann neue Viruspartikel, die sich im Körper verbreiten bzw. nach außen gelangen, zum Beispiel über die Atmung, Ausscheidungen oder Blut.
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