DGUV Information 209-054 - Tätigkeiten mit Kontakt zu Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie

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Tätigkeiten mit Kontakt zu Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie
(DGUV Information 209-054)

Information

(bisher BGI 805)

ccc_1753_as_1.jpgDGUV
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung
Spitzenverband
ccc_1753_as_29.jpg

Stand der Vorschrift: Ausgabe März 2023

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Änderungshinweis zur Vorversion (2005):

Vollständige fachliche Überarbeitung und Neuausrichtung

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InhaltsverzeichnisAbschnitt
Vorbemerkungen
Begriffsbestimmungen
Allgemeiner TeilAbschnitt A
Warum Gefährdungsbeurteilungen nach Biostoffverordnung?A1
Was sind Biostoffe?A2
Mögliche Gefährdungen durch BiostoffeA3
Einstufung von Biostoffen in Risikogruppen nach ihrem InfektionsrisikoA4
Allgemeine Informationen für die Gefährdungsbeurteilung nach BioStoffVA5
Wie erfolgt die Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung?A6
Konvention zur Beurteilung der InfektionsgefährdungA6.1
Konvention zur Beurteilung der Gefährdung durch sensibilisierend und toxisch wirkende BiostoffeA6.2
Dokumentation der GefährdungsbeurteilungA6.3
SchutzmaßnahmenA7
Arbeitsmedizinische Vorsorge und Betreuung bei Tätigkeiten mit BiostoffenA8
Spezieller TeilAbschnitt B
Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen mit Exposition zu Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie - Beispiele für Tätigkeiten und Arbeitsbereiche
Wässrige UmlaufsystemeB1
Tätigkeiten mit wassergemischten KühlschmierstoffenB1.1
Tätigkeiten mit NeutralreinigernB1.2
Tätigkeiten an Lackiereinrichtungen mit NassauswaschungB1.3
Tätigkeiten an FahrzeugwaschanlagenB1.4
Tätigkeiten mit möglichem Kontakt zu LegionellenB1.5
InstandhaltungsarbeitenB2
Instandhaltung in der AbfallwirtschaftB2.1
Instandhaltung von abwassertechnischen AnlagenB2.2
Instandhaltung von raumlufttechnischen AnlagenB2.3
Instandhaltung von kontaminierten Nutzfahrzeugen und BehälternB2.4
Instandhaltung von RüstungsgüternB2.5
Instandhaltung von Anlagen in der landwirtschaftlichen ProduktionB2.6
Instandhaltung von Anlagen in der NahrungsmittelproduktionB2.7
Instandhaltung von medizintechnischen GerätenB2.8
Instandhaltungsarbeiten mit Kontakt zu TaubenkotB2.9
Holzbe- und -verarbeitungB3
Sonstige BereicheB4
Tätigkeiten mit Kontakt zu verschimmeltem ArchivgutB4.1
Tätigkeiten im BestattungsgewerbeB4.2
Ersthelfer und Ersthelferinnen sowie SanitätspersonalB4.3
Tätigkeiten außerhalb des Anwendungsbereichs der BioStoffVAbschnitt C
AuslandsaufenthalteC1
Aufenthalt in klimatisierten RäumenC2
Aufenthalt in WaschräumenC3
Aufenthalt in Räumen mit bautechnischen Mängeln (z. B. Feuchteschäden, Schimmelbefall, "Sick-Building-Syndrom")C4
Literaturverzeichnis

Vorbemerkungen

DGUV Informationen richten sich in erster Linie an Unternehmerinnen und Unternehmen und sollen ihnen Hilfestellung bei der Umsetzung ihrer Pflichten aus staatlichen Arbeitsschutzvorschriften, DGUV Vorschriften und DGUV Regeln geben sowie Wege aufzeigen, wie Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren vermieden werden können.

Diese Schrift enthält Informationen und Praxisbeispiele zum Vorkommen von Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie. Sie gibt darüber hinaus Hinweise zur Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen nach Biostoffverordnung (BioStoffV) für Arbeits- und Tätigkeitsbereiche in der Holz- und Metallindustrie.

Diese DGUV Information soll vermitteln,

  • was biologische Arbeitsstoffe sind,

  • wie man Gefährdungen, die diese Arbeitsstoffe bewirken, ermitteln und beurteilen kann und

  • welche Schutzmaßnahmen gemäß der Biostoffverordnung getroffen werden müssen.

Aus der betrieblichen Praxis werden eine Reihe von Gefährdungsabschätzungen typischer Arbeitsplätze der Holz- und Metallindustrie vorgestellt und Möglichkeiten zur Vermeidung oder Verringerung der Gefährdung aufgezeigt.

Die überarbeitete Auflage wurde an die aktuelle Rechtslage angepasst und um weitere relevante Arbeitsbereiche ergänzt.

Begriffsbestimmungen

Soweit vorhanden, handelt es sich um die offiziellen Begriffsdefinitionen nach BioStoffV oder anderen staatlichen Arbeitsschutzvorschriften und Regelwerken der Unfallversicherungsträger. Darüber hinaus werden Erläuterungen und Ergänzungen aufgeführt, die für den Anwenderkreis dieser DGUV Information einem besseren Verständnis dienen oder für die keine offiziellen Begriffsbestimmungen vorliegen.

Im Sinne dieser DGUV Information werden folgende Begriffe bestimmt:

  1. 1.

    Aerob bedeutet in Anwesenheit von (Luft-) Sauerstoff. Aerobe Mikroorganismen sind auf die Anwesenheit von Sauerstoff angewiesen und können sich nur in Anwesenheit von freiem Sauerstoff vermehren (vergleiche → anaerob/fakultativ anaerob).

  2. 2.

    Aerosol (= Lösung, gelöst) ist ein Gemisch aus sehr kleinen, festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas, meist Luft (z. B. Rauch, Nebel). Die Größe von Aerosolteilchen reicht von etwa 1 nm (Nanometer) bis zu 100 µm (Mikrometer). Siehe auch → Bioaerosol

  3. 3.

    Aktinomyzeten (auch: Actinomyceten) sind Bakterien, deren längliche Zellen verzweigt wachsen. Daher erinnert ihr Wachstum an Schimmelpilze und führte zu der (fachlich nicht korrekten) Bezeichnung "Strahlenpilz" (Aktinomyzet).

  4. 4.

    Allergen ist ein körperfremder organischer oder anorganischer Stoff, der im Körper eine Immunantwort auslöst (siehe auch → Allergie, Sensibilisierung).

  5. 5.

    Allergie ist eine erworbene Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems, eine übermäßige Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Substanzen, zum Beispiel Gräserpollen, Schimmelpilzsporen, organischer Staub.

  6. 6.

    Amöben sind eine große, vielgestaltige Gruppe von (überwiegend) tierischen Einzellern, die keine feste Körperform besitzen. Durch Ausbildung von Scheinfüßchen können sie ihre Gestalt fortlaufend ändern und darüber auch Nahrung aufnehmen und sich fortbewegen.

  7. 7.

    Anaerob bedeutet in Abwesenheit von (Luft-) Sauerstoff. Anaerobe Mikroorganismen sind nur in Abwesenheit von (Luft-) Sauerstoff überlebens- und wachstumsfähig. (Luft-) Sauerstoff kann für diese Organismen sogar toxisch sein (vergleiche → aerob/fakultativ anaerob).

  8. 8.

    Antigene sind Krankheitserreger (z. B. Mikroorganismen) und Substanzen, die eine → Antikörperbildung hervorrufen.

  9. 9.

    Antikörper sind Proteine (Eiweiße) die vom Immunsystem gebildet werden, um Krankheitserreger (z. B. Mikroorganismen) oder krankheitsauslösende Substanzen abzuwehren; sie zirkulieren im Blut. Aufgrund ihrer Struktur werden sie auch als Immunglobuline bezeichnet und mit "Ig" abgekürzt. Es gibt verschiedene Immunglobulin-Klassen (z. B. IgA, IgE, IgG), die im Rahmen eines Krankheitsgeschehens und bei der Diagnose eine Rolle spielen.

  10. 10.

    Bioaerosole werden nach der BioStoffV als luftgetragene Flüssigkeitströpfchen und feste Partikel verstanden, die aus Biostoffen oder deren Stoffwechselprodukten bestehen oder mit ihnen behaftet sind. Wegen ihrer oftmals geringen Größe (typischerweise 0,1 - 10 Mikrometer) schweben sie in der Luft und können eingeatmet werden.

  11. 11.

    Biofilm ist die Vergesellschaftung von Bakterien, Schimmelpilzen und anderen Mikroorganismen. Sie bilden zusammen filmartige Strukturen innerhalb von Anlagen, Maschinen und Leitungssystemen.

  12. 12.

    Biostoffe (gleichbedeutend: Biologische Arbeitsstoffe) sind Mikroorganismen, einschließlich gentechnisch veränderter Mikroorganismen, Zellkulturen und → humanpathogener Endoparasiten, die beim Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische Wirkungen hervorrufen können.

    In Bereichen der Holz- und Metallindustrie sind hauptsächlich Mikroorganismen, wie Bakterien, Schimmelpilze und Hefen relevant (siehe auch → Mikroorganismen).

  13. 13.

    Biozide sind Stoffe mit allgemeiner oder spezifischer Wirkung auf oder gegen Schadorganismen, die zur Verwendung als Wirkstoff in Biozid-Produkten bestimmt sind.

  14. 14.

    Bronchitis ist eine häufig vorkommende Atemwegserkrankung, bei der sich die Schleimhäute in den Bronchien (Teil der Lunge) aufgrund einer akuten Infektion ("akute Bronchitis") der Atemwege entzünden. Die Mehrzahl der Infektionen wird durch Viren verursacht, seltener durch Bakterien, Schimmelpilze oder chemische Reize. Bleiben Entzündungsreaktionen über längere Zeit oder dauerhaft bestehen, spricht man von einen "chronischen Bronchitis". Dies kann auch im Rahmen einer → Allergie der Fall sein.

  15. 15.

    Endemisch bedeutet in einem begrenzten Gebiet (Endemiegebiet) verbreitet, zum Beispiel bestimmte Pflanzen oder Tiere, die nur an einem Ort vorkommen. Auch Erkrankungen können endemisch sein, wenn sie dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region oder einer Population vorkommen(z. B. Ebolafieber in Zentralafrika).

  16. 16.

    Endoparasiten siehe Parasiten.

  17. 17.

    Endotoxine (endo = innen, innerhalb; Toxin = Gift) sind Bestandteile in der Zellwand bestimmter Bakterien, die beim Einatmen Entzündungsreaktionen und Fieber auslösen können. Endotoxine werden in Einheiten EU (Endotoxin Units) angegeben, zum Beispiel 100 EU/m3.

  18. 18.

    Epidemie ist eine Häufung von übertragbaren Krankheiten mit zeitlicher und räumlicher Begrenzung.

  19. 19.

    Exogen-allergische Alveolitis (EAA) ist eine allergisch bedingte Entzündung des Lungengewebes, vor allem der Lungenbläschen (Alveolen): Sie wird durch das wiederholte Einatmen von organischen Partikeln (z. B. Schimmel, Vogelfedern, Holzstaub, bestimmte Bakterien) ausgelöst, gegen die die betroffene Person sensibilisiert ist. Die EAA kann eine Berufskrankheit sein (BK Nr. 4201).

  20. 20.

    Exposition gegenüber Biostoffen: Exposition ist das Vorhandensein von Biostoffen, die im Rahmen einer Tätigkeit auf die Beschäftigten einwirken.

  21. 21.

    Fakultativ anaerob bedeutet sowohl mit als auch ohne (Luft-) Sauerstoff wachsend. Steht ausreichend Luftsauerstoff zur Verfügung, erfolgt ein aerobes, bei nicht ausreichender Verfügbarkeit ein anaerobes Wachstum von Mikroorganismen (vergleiche → aerob/anaerob).

  22. 22.

    Gesamtkoloniezahl ist die mit Kultivierungsmethoden bestimmte Anzahl von Bakterien- oder Schimmelpilzkolonien. Es handelt sich hierbei nicht um die Anzahl aller Mikroorganismen in einer Probe, sondern nur um solche Mikroorganismen, die auf dem jeweils gewählten Nährmedium und den gewählten Probenahme- und Kultivierungsbedingungen wachsen und dort Kolonien bilden können (siehe auch Koloniebildende Einheit). Synonym wird umgangssprachlich häufig auch der Begriff Gesamtkeimzahl verwendet.

  23. 23.

    ß-Glucane sind Bestandteile der Schimmelpilzmembran und haben entzündungsauslösende Eigenschaften.

  24. 24.

    Hepatitis ist eine durch verschiedene Viren verursachte Entzündung der Leber. Aufgrund der Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten wird sie auch als "Gelbsucht" bezeichnet. Von den fünf bekannten Hepatitis-Viren (gekennzeichnet mit den Buchstaben A bis E) sind Hepatitis-B-, -C- und -D-Viren die gefährlichsten. Sie können zu einer chronischen Lebererkrankung bis hin zum Leberkrebs führen.

  25. 25.

    Humanpathogen bezeichnet die Eigenschaft von Mikroorganismen (einschließlich ihrer Stoffwechselprodukte) beim Menschen Krankheiten hervorzurufen; im weitesten Sinne handelt es sich um Infektionserreger (siehe auch → Pathogenität, pathogen).

  26. 26.

    Infektion ist die Ansteckung, d. h. das Eindringen von Mikroorganismen in einen Organismus (z. B. Mensch, Tier) und ihre anschließende Vermehrung. In der Regel erfolgt hierauf eine Abwehr- und/oder Schädigungsreaktion des Organismus, zum Beispiel in Form einer örtlich begrenzten Entzündung oder allgemeiner Krankheitserscheinungen, oftmals verbunden mit Fieber.

  27. 27.

    Keim ist ein nicht wissenschaftlicher Sammelbegriff für Mikroorganismen. Der Begriff wird häufig synonym für krankheitsverursachende Bakterien verwendet.

  28. 28.

    Koloniebildende Einheit (KBE) ist eine "Maßeinheit" zur quantitativen Angabe nachweisbarer Kolonien (z. B. Bakterien, Schimmelpilze/Hefen) auf einem festen Nährmedium. Die Angabe erfolgt je nach Art der zu untersuchenden Probe in KBE/ml (Flüssigkeiten), KBE/mg oder KBE/g (feste Materialien) oder KBE/m3 (Luftproben).

  29. 29.

    Kolonien sind sichtbare Ansammlungen von Zellen ("Zellhaufen"), die bei der Vermehrung von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen auf festen Nährmedien entstehen. Zur Bestimmung der Anzahl von Mikroorganismen werden die Kolonien gezählt und in Bezug gesetzt zur eingesetzten Menge der Probe. (siehe auch → Koloniebildende Einheit (KBE)).

  30. 30.

    Konservierung bedeutet ein System zu schützen, zu bewahren. Unter dem Begriff "Konservierung" versteht man im Sinne dieser Information i. d. R. die Zugabe von Bioziden.

  31. 31.

    Kontamination ist die Verunreinigung von Arbeitsstätten, Arbeitsbereichen, Einrichtungen, Maschinen, Werkzeugen, Arbeitskleidung, der Haut der Beschäftigten oder der Atemluft mit Biostoffen. Gemäß BiostoffV handelt es sich um die über die gesundheitlich unbedenkliche Grundbelastung hinausgehende Belastung des Arbeitsplatzes mit biologischen Arbeitsstoffen (§ 2 BiostoffV).

  32. 32.

    Kontaktinfektion (auch "Schmierinfektion") ist eine Infektion, bei der Erreger über eine Kette von Berührungen weiter gereicht werden: Zum einen von Mensch zu Mensch (z .B. Grippe- oder Erkältungsviren über "Händeschütteln"), zum anderen durch gemeinsam benutzte Gegenstände (z. B. Türgriffe oder Armaturen). Durch mangelnde Handhygiene und nachfolgend unbemerkten Kontakt zu den Schleimhäuten von Mund, Nase oder Augen können Krankheitserreger in den Körper gelangen.

  33. 33.

    Konvention bedeutet eine Vereinbarung, Übereinkunft. Wenn noch keine konkreten Vorschriften oder Beurteilungswerte vorhanden sind, können Vereinbarungen getroffen werden, wie Ergebnisse oder Erkenntnisse zu bewerten sind.

  34. 34.

    Mikroorganismen sind alle zellulären oder nicht zellulären mikrobiologischen Einheiten, die zur Vermehrung oder zur Weitergabe von genetischem Material fähig sind. Umgangssprachlich werden unter dem Begriff mikroskopisch (mit dem bloßen Auge nicht sichtbare) kleine Lebewesen wie Viren, Bakterien, Pilzzellen, tierische oder pflanzliche einzellige Lebewesen verstanden (siehe auch → Biostoffe).

  35. 35.

    Mycelia sterilia (auch: Myzelia sterilia) bedeutet sterile, unfruchtbare Pilze. Es handelt sich dabei um sterile Pilzgeflechte (→ Myzel) die keine Fruchtkörper mit Sporen ausbilden. Daher sind diese Pilze nicht in der Lage, sich über Sporen zu verbreiten. Im Labor lassen sie sich nicht, oder wenn überhaupt, dann nur mit erhöhtem Aufwand bestimmen.

  36. 36.

    Mykotoxine (auch: Mycotoxine) sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die vor allem beim Verzehr von verschimmelten Nahrungsmitteln zu Gesundheitsschädigungen führen können.

  37. 37.

    Myzel ist die Gesamtheit der fadenförmigen Zellen (Hyphen) eines Pilzes, die geflecht- oder wattebauschartige Strukturen bilden, den Schimmelpilzkörper.

  38. 38.

    ODTS (Organic-Dust-Toxic-Syndrom) ist hauptsächliche eine durch → Endotoxine oder → ß-Glucane hervorgrufene fieberhafte Erkrankung, die in der Literatur auch als "Inhalationsfieber" (bei Exposition zu Stäuben) oder "Befeuchterfieber" (bei Exposition zu wässrigen Systemen) bezeichnet wird.

  39. 39.

    Ornithose ist eine Infektion mit bestimmten Bakterien (Chlamydien) bei Vögeln, die auch bei Menschen auftreten kann. Die Übertragung erfolgt vor allem durch Papageien (daher auch als "Papageienkrankheit" bezeichnet), Rabenvögel, Tauben und Truthähne. Die Infektion führt beim Menschen zu grippalen Symptomen bis hin zu schweren Verläufen mit Lungenentzündung und (selten) Todesfolge.

  40. 40.

    Parasiten können beispielsweise Tiere, Pilze oder Bakterien sein. Zum Überleben benötigen sie einen "Wirt", den sie oftmals schädigen. Man unterscheidet Ektoparasiten die auf der Körperoberfläche leben (z. B. Läuse) und Endoparasiten, im Inneren (endogen) des Körpers (z. B. Spul-, Bandwürmer, Malariaerreger).

  41. 41.

    Pathogenität, pathogen ist die Fähigkeit, eine Krankheit auszulösen; Krankheit(en) verursachend, krankmachend (siehe auch → Humanpathogen).

  42. 42.

    Protozoen sind einzellige Tiere.

  43. 43.

    Reversibel bedeutet rückgängig, umkehrbar, zum Beispiel Schädigungen im Organismus bilden sich wieder vollständig zurück, heilen aus. Gegenteil: irreversibel.

  44. 44.

    Sensibilisierung ist der Kontakt des Immunsystems mit körperfremden Stoffen, z. B. Schimmelpilzsporen, Pflanzenpollen, und der Aufbau einer erhöhten Reaktionsbereitschaft. Die Sensibilisierung führt noch nicht zu einer körperlichen Reaktion. Erst bei einem erneuten Kontakt kann es zur Ausschüttung von speziellen Eiweißstoffen (→ Antikörpern) kommen, die mit dem körperfremden Stoff reagieren und weitere Folgereaktionen, z. B. Augentränen, Juckreiz, Husten, auslösen. Dann spricht man von einer → Allergie.

  45. 45.

    Serogruppe (auch: Serotyp) ist eine Varainte eines Krankheitserregers, der beim Menschen eine Immunantwort auslöst. Serogruppen gehören zwar biologisch zum selben Erreger, tragen auf ihrer Oberfläche jedoch unterschiedliche Moleküle (Strukturen), die für eine Immunantwort oder im Rahmen einer Diagnose von Bedeutung sind (z .B. Legionella pneumophila Serogruppe 1, der häufigste Erregertyp der Legionellose).

  46. 46.

    Sick-Building-Syndrom heißt (wörtlich) übersetzt "Krankes-Gebäude-Syndrom" oder "Krankmachendes Gebäude". Dahinter steht die Beobachtung, dass Menschen, die zum Beispiel in Büroräumen arbeiten, sich nach längerem Aufenthalt am Arbeitsplatz oder abends, nach Verlassen des Büros, "krankfühlen" können. Die Beschwerden sind vielfältig und lassen sich nicht immer auf eine bestimmte Ursache zurückführen.

  47. 47.

    Thermophil bedeutet "wärmeliebend", d. h. bei Temperaturen über 40 °C erfolgt ein gutes Wachstum.

  48. 48.

    Toxin ist ein Gift, eine Substanz chemischen oder biologischen Ursprungs, die schädigend wirkt.

  49. 49.

    Ubiquitär bedeutet weit verbreitet, überall vorkommend.

  50. 50.

    Umweltkeime ist ein umgangssprachlicher Begriff. Hierunter versteht man im allgemeinen Bakterien, Hefen und Schimmelpilze, die im Wasser, im Boden und in der Luft weit verbreitet sind (ubiquitär) und in großen Mengen vorkommen können. Sie stellen die normale mikrobiologische Grundbelastung der Umwelt dar. Im Sinne dieser Information werden Umweltkeime vor allem als Mikroorganismen mit geringer Pathogenität verstanden.