DGUV Information 213-716 - Empfehlungen Gefährdungsermittlung der Unfallversicherungsträger (EGU) nach der Gefahrstoffverordnung - Galvanotechnik und Eloxieren

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Abschnitt 3 - 3 Begriffsbestimmungen

Begriffe werden so verwendet wie sie im Begriffsglossar zu den Regelwerken der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), der Biostoffverordnung (BioStoffV) und der GefStoffV bestimmt sind [10]. Im Sinne dieser EGU werden folgende Begriffe definiert:

Beurteilungsmaßstab

Für die Beurteilung der inhalativen Exposition an Arbeitsplätzen im Sinne dieser DGUV Information gibt es die folgenden verbindlichen Beurteilungsmaßstäbe:

  • Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) nach der TRGS 900 [11]

  • Risikobezogene Beurteilungsmaßstäbe nach dem Expositions-Risiko-Beziehung (ERB)-Konzept der TRGS 910 (Akzeptanzkonzentrationen, Toleranzkonzentrationen) [12]

  • In der TRGS 561 "Tätigkeiten mit krebserzeugenden Metallen" genannte Konzentrationswerte [13] (z. B. Beurteilungsmaßstab für Chrom(VI))

Stehen keine verbindlichen Beurteilungsmaßstäbe zur Verfügung, können folgende alternative Beurteilungsmaßstäbe zur Bewertung der Exposition herangezogen werden:

  • Grenzwertvorschläge der DFG-Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (MAK-Kommission)

  • Arbeitsplatz-Richtgrenzwerte nach Richtlinie 98/24/EG (Indicative Occupational Exposure Limit Values), soweit sie noch nicht in der TRGS 900 umgesetzt sind

  • Grenzwertvorschläge für chemische Belastungen am Arbeitsplatz anderer wissenschaftlicher Expertenkommissionen (z. B. ausländische Grenzwerte)

  • DNELs (derived no effect levels) nach der REACH-Verordnung

  • Vorläufige Zielwerte, die Unternehmer und Unternehmerinnen im Rahmen ihrer Gefährdungsbeurteilung selbst festlegen (z. B. nach dem Konzept zur Ableitung von Arbeitsplatzrichtwerten (ARW) gemäß Bekanntmachung 901 "Kriterien zur Ableitung von Arbeitsplatzgrenzwerten" [14].

Bestimmungsgrenze

Unter der Bestimmungsgrenze (BG) eines Messverfahrens versteht man die kleinste Menge eines Stoffes, die mit einer geforderten statistischen Sicherheit von 95 % quantitativ bestimmbar ist.

Galvanotechnik

Unter Galvanotechnik wird im Folgenden das galvanische (elektrochemische) und das außenstromlose (chemische) Aufbringen von metallischen Schichten auf metallische sowie nichtmetallische Oberflächen im Tauchverfahren verstanden, bei der die Teile angeschlagen an Lastaufnahmemittel, auf Gestellen oder in Behältern (Trommeln) behandelt werden.

Kollektiv

Ein Kollektiv ist eine Gruppe von Messwerten, die anhand übereinstimmender Identifikationskriterien zu einer statistischen Auswertung zusammengestellt wird. Übereinstimmende Identifikationskriterien sind z. B. Verfahren, Anlagentechnik, lüftungstechnische Einrichtungen zur Erfassung aber auch Probenahmesysteme, Probenahmedauer oder Expositionsdauer.

Netzmittel

Netzmittel im Sinne dieser Empfehlung sind oberflächenaktive Elektrolytzusätze zur Verringerung der Oberflächenspannung. Bei geeigneter Dosierung reduzieren sie die Emission von Aerosolen stark.

Perzentile (95 %-Wert (95-Perzentil)/90 %-Wert (90-Perzentil) / 50 %-Wert (50-Perzentil))

Statistischer Wert, der von einem bestimmten Prozentsatz der Messergebnisse einer Stichprobe unterschritten wird. Das 95-Perzentil gibt den Konzentrationswert an, unterhalb dessen 95 % aller Messwerte eines Kollektivs liegen. Bei den anderen Perzentilen gilt dies analog.

Randabsaugung

Als Randabsaugung werden lüftungstechnische Einrichtungen zur Erfassung von partikulären Aerosolen oder gasförmigen Gefahrstoffen bezeichnet, die verfahrensbedingt freigesetzt werden. Die Erfassungselemente der Randabsaugung (Absaugstege) sind in der Regel einseitig oder auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Beckenrands angebracht.

Raumlufttechnische Anlage (RLT-Anlage)

Die raumlufttechnische Anlage dient zum Luftausgleich mit maschineller Förderung der Luft zur Sicherstellung eines angestrebten Raumluftzustandes hinsichtlich Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftqualität.

Stromdichte

Bei galvanischen Prozessen wird die Stromdichte (A/dm2) als die Strommenge je Flächeneinheit von Anode oder Kathode angegeben. Im Folgenden ist beim galvanotechnischen Beschichten jeweils die kathodische Stromdichte gemeint. Beim Eloxieren, Elektropolieren und anodischen Reinigen wird die anodische Stromdichte angegeben.

Wirkungsgrad

Hiermit wird in der Galvanotechnik der prozentuale Anteil des Gesamtstromes angegeben, der für die kathodische Metallabscheidung oder die anodische Metallauflösung gebraucht wird. Wird in der Galvanotechnik allgemein vom Wirkungsgrad gesprochen, ist der kathodische Wirkungsgrad gemeint. Er beträgt 100 %, wenn die Menge Metall abgeschieden wird, die sich nach dem Faradayschen Gesetz ergibt. Liegt der kathodische Wirkungsgrad unter 100 %, entfällt der restliche Stromanteil auf ungewünschte Nebenreaktionen wie das Entwickeln von Wasserstoff an der Kathode. Verfahren mit niedrigem Wirkungsgrad entwickeln entsprechend viel Wasserstoff und verursachen höhere Aerosolkonzentrationen in der Luft am Arbeitsplatz. Es ist also mit entsprechend höheren Emissionen für die Beschäftigten zu rechnen.