DGUV Information 213-713 - BG/BGIA-Empfehlungen für die Gefährdungsbeurteilung nach der Gefahrstoffverordnung Spritzlackieren von Hand bei der Holzbe- und -verarbeitung

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 4.2 - Bewertung der Gefahrstoffexposition

Von den ALMA-Messstellen Hessen, der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der Holz-Berufsgenossenschaft wurden im Zeitraum von 2001 bis 2004 umfangreiche Messungen zur Belastung der Beschäftigten beim Spritzlackieren durchgeführt, und zwar hinsichtlich Lösemittel, monomerer und polymerer Isocyanate und Aerosole (einatembare Lacktröpfchen). Die ausführliche Darstellung der Messwertkollektive und deren Auswertung ist im Anhang der LASI-Empfehlungen "Spritzlackieren von Hand bei der Holzbe- und -verarbeitung" (LV 43) beigefügt. Daraus leiten sich die nachfolgenden Bewertungen und Folgerungen ab.

Spritzlackieren mit Absaugung

Für die Messwerte in Kabinen und Spritzständen gilt:

Die Lösemittelbelastung bleibt bei bestimmungsgemäßer Verwendung unter 50 % des Grenzwertes (Index I < 0,5). Bei der Verwendung von Hydrolacken liegt die Lösemittelbelastung deutlich niedriger (Index 0,07). In der Regel liegen die Belastungen bei monomeren und polymeren Isocyanaten jeweils unter 10 % des Bewertungsindexes. Nach den Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 403 "Bewertung von Stoffgemischen in der Luft am Arbeitsplatz" ist folglich mit BI < 0,7 der Gesamtbewertungsindex 1 eingehalten.

Für Lackaerosole gibt es zurzeit keinen Grenzwert. Der höchste Messwert beträgt 5 mg/m3, das 95-Perzentil des Gesamtkollektivs liegt bei 3,3 mg/m3. Deutliche Belastungsunterschiede gibt es zwischen Spritzständen mit Trockenwand und Kabinen/Nasswänden: Z. B. 95-Perzentil 4,2 gegenüber 2,7 mg/m3. Durch Vermeidung des Hochdruck-Luftspritzens und gute Filterpflege lassen sich die Werte reduzieren. Die Messwerte können eine geringe Staub-Hintergrundbelastung durch Lackzwischenschliff und Abbürsten/Abblasen enthalten. Messtechnisch ist wegen der Kürze dieser Tätigkeiten eine Trennung von den Lackaerosolen nicht möglich.

Spritzlackieren ohne Absaugung

Beim Spritzen ohne Absaugung wurde im Rahmen orientierender Messungen in sehr kleinen Betrieben während Spritzdauern von 30 bis 150 min pro Schicht (siehe Tabelle 9 im Anhang der LASI-Empfehlungen "Spritzlackieren von Hand bei der Holzbe- und -verarbeitung" [LV 43]) ermittelt, dass die Belastung im Mittel erheblich höher ist:

  • Lösemittelindizes: 0,33 bis 1,69

  • Bewertungsindizes polymere Isocyanate: 0,04 bis 0,32 (monomere Isocyanate waren unauffällig)

  • Aerosole: 3,66 bis 21,4 mg/m3.

Schichtmittelwerte, Kurzzeitanforderungen

Alle mitgeteilten Messwerte wurden während der tatsächlichen Spritzarbeiten gewonnen. Die Beurteilung als Schichtmittelwerte wäre eine Worst-case-Betrachtung. Diese trifft eher für Industriebetriebe zu. Insbesondere im Handwerk bleiben die Spritzdauern meistens unter vier Stunden pro Schicht, für die untersuchten sehr kleinen Betriebe siehe obige konkrete beispielhafte Angaben. Die Messwerte mit AGW bzw. bei Anwendung der TRGS 403/TRGS 430 würden sich als Messergebnisse bei Vorliegen einer verkürzten Exposition im Verhältnis zur 8-Stunden-Schicht entsprechend verringern.

Siehe Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 403 "Bewertung von Stoffgemischen in der Luft am Arbeitsplatz" bzw. TRGS 430 "Isocyanate - Exposition und Überwachung".

Die Kurzzeitanforderungen (siehe Abschnitt 4, zweiter und dritter Spiegelstrich) gelten nur für Einzelstoffe im Sinne der Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 900 "Arbeitsplatzgrenzwerte", hier also nur für Isocyanate und einzelne Lösemittel - nicht für Lösemittelgemische - und sind erfüllt.

Sonderfall Lackaerosole: Es gibt keinen Arbeitsplatzgrenzwert und folglich sind auch Kurzzeitanforderungen nicht festgelegt. Eine verbindliche Risikobewertung kann nur vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) vorgenommen werden, siehe auch Abschnitt 7. Wie in Abschnitt 2 bereits beschrieben, bleiben die Schichtmittelwerte bei Absaugung im Rahmen dieser Empfehlungen unter 3 mg/m3 E.