DGUV Information 213-713 - BG/BGIA-Empfehlungen für die Gefährdungsbeurteilung nach der Gefahrstoffverordnung Spritzlackieren von Hand bei der Holzbe- und -verarbeitung

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Abschnitt 3 - Arbeitsverfahren/Tätigkeit

Zum Zwecke der Oberflächenveredelung werden mit unterschiedlichen Techniken Beschichtungssysteme (Beschichtungsstoffe) auf Werkstücke aufgebracht. Häufiges Verfahren ist das Spritzen von Hand mit "Spritzpistolen". In der Regel geschieht dieses in abgesaugten Spritzkabinen oder -ständen. Diese befinden sich in getrennten Spritzräumen oder gesonderten Bereichen von Arbeitsräumen.

Siehe auch BG-Information "Lackierräume und -einrichtungen für flüssige Beschichtungsstoffe" (BGI 740).

Spitzkabinen sind dadurch gekennzeichnet, dass sich der Lackierer während der Spritzarbeiten mit dem zu beschichtenden Werkstück in einem geschlossenen Raum mit technischer Lüftung (Zuluft, Abluft) befindet. Die Luftführung kann vertikal, horizontal oder eine Kombination davon sein. Kabinen mit Zuluftdecke und Unterflurabsaugung werden für hohen Lackverbrauch und das Erzielen hochwertiger Oberflächen und die Oberflächenbehandlung von großflächigen Werkstücken eingesetzt und lassen Spritzlackierarbeiten um das Werkstück herum zu.

Der Bodenbereich der Kabine, mit begehbaren Gitterrosten ausgelegt, wird hierbei (fast) ganzflächig abgesaugt; die Zuluftdecke (verwirbelungsfreie Zufuhr von temperierter Frischluft) unterstützt die senkrechte Strömungsrichtung. Unterhalb der Gitterroste befinden sich Filtermatten (in der Regel eine Kombination aus Faltkarton und Glasfaservlies), welche die festen Partikeln aus der Abluft herausfiltern.

Der Spritzstand ist dadurch gekennzeichnet, dass sich das zu beschichtende Werkstück innerhalb eines mit einer Absaugwand versehenen und bis auf die offene Zugangsseite geschlossenen Bereiches befindet. Das Werkstück reicht nicht über den Spritzstand hinaus. Die offene Zugangsseite ist Einlassöffnung für die Zuluft und Zugang für den Lackierer. Dieser steht während des Spritzens vor der offenen Zugangsseite, das Werkstück befindet sich immer zwischen Lackierer und Absaugwand, dies macht gegebenenfalls den Einsatz eines Drehgestelles erforderlich. Die Lacknebelabscheidung (Rückprall, Overspray) erfolgt trocken oder nass.

Spritzstände mit Trockenwand werden überwiegend dort eingesetzt, wo pro Tag bzw. Woche nur stundenweise lackiert wird. Die Farbnebel werden vor der Wand erfasst und treffen zunächst auf die so genannte Prallwand (hier werden die groben Farbpartikeln abgeschieden und die Luftgeschwindigkeit abgesenkt). Diese besteht entweder aus Lamellen oder aus einem Faltkartonfilter (Zickzacksystem). Nachgeschaltet ist in der Regel noch ein Glasfaservlies. Danach gelangt die Abluft in den Ventilator und wird nach außen geleitet.

Spritzstände mit wasserberieselter Wand werden überwiegend in Betrieben mit hohem Lackverbrauch eingesetzt. Die Farbnebel gelangen durch den Absaugluftstrom in einen Wasserschleier, der von oben nach unten an der Wand hinunter läuft, und werden durch ein Koagulierungsmittel gebunden. Die Lösemitteldämpfe werden mit der Abluft durch den Ventilator ins Freie geleitet. Der entstehende Lackschlamm wird mechanisch ausgetragen. Der Spritzstand kann wahlweise mit nach vorn verlängertem Wasserbecken und zusätzlich wasserberieselten Seitenwänden ausgestattet sein.

Die Spritzwand ist eine Erfassungseinrichtung ohne größere seitliche oder obere Bekleidung. Die Position des Spritzlackierers zu Absaugwand und Strömungsrichtung sind nicht festgelegt, auch nicht die Richtung des Spritzstrahles zur Strömungsrichtung. Wegen der größeren freien Fläche ist der Erfassungsgrad gegenüber dem Spritzstand gering.

Hinsichtlich der Lackzerstäubungstechnik unterscheidet man:

  • Luftspritzverfahren: Niederdruck (HVLP), optimierter Hochdruck (RP), Hochdruck (HP Becher).

  • Luftfreies Verfahren: Airless.

  • Kombinierte Verfahren: Aircombi (Airmix, Aircoat), Luft nur zur Verbesserung des Spritzstrahles.

Diese Verfahren unterscheiden sich unter anderem in der Lackübertragungsrate: Während das klassische HP-Verfahren nur 30 bis 40 % erreicht, sind z.B. beim Niederdruck 60 bis 70 % mit entsprechend niedrigem Overspray möglich. Bei luftfreien und kombinierten Spritzverfahren sind im Allgemeinen Overspray und Rückprall am geringsten.

Eine Zuordnung von Spritzverfahren zu bestimmten Betriebstypen bzw. Produktionsarten ist nicht gegeben. Der Einsatz hängt sowohl vom Lackiergut als auch von der individuellen Entscheidung der Betriebe ab. Die Verfahren können sich aber deutlich in der Verarbeitungsgeschwindigkeit oder im Handling unterscheiden. Insbesondere beim Einsatz von Luftspritzverfahren sind Optimierungsbemühungen hinsichtlich der in den Betrieben eingesetzten Zerstäubungstechnik erforderlich.

In einer TAB-Arbeit der Holz-Berufsgenossenschaft aus dem Jahr 1996 zu "Gefahrstoffe in Schreinereien bis 20 Beschäftigte" ist festgestellt worden, dass 13 von 44 untersuchten Betrieben (30 %) nicht über eine Absaugung (Spritzstand, Spritzwand) beim Spritzen verfügten. Vor allem kleinere Betriebe waren technisch schlechter ausgestattet: Im Mittel hatten die Betriebe ohne Absaugung zwei bis drei Beschäftigte, Betriebe mit Absaugwand sieben Beschäftigte. Für sehr kleine Betriebe (bis zu drei Beschäftigte) hat die Holz-Berufsgenossenschaft im Jahre 2004 eine neue Erhebung durchgeführt, die Ergebnisse sind im Anhang der LASI-Empfehlungen "Spritzlackieren von Hand bei der Holzbe- und -verarbeitung" (LV 43) detailliert beschrieben.