Abschnitt 2.1 BGI 737 - Gesundheitsgefahren
Kunstharze
Ausgehärtete Harze gelten nach dem heutigen Kenntnisstand als gesundheitlich unbedenklich. Allerdings muß mit einer sensibilisierenden Wirkung gerechnet werden.
Epoxidharze
Die eingesetzten Epoxidharz-Systeme bestehen in der Regel aus einer Epoxidharz- und einer Härter-Komponente auf Aminbasis. In den sogenannten modifizierten Epoxidharzen können
Füllstoffe,
Pigmente,
Weichmacher,
Lösemittel (Reaktivverdünner),
Beschleuniger
und andere Zusätze enthalten sein.
Epoxidharz-Komponente
Die am häufigsten verwendeten Epoxidharze werden aus Bisphenolen und Epichlorhydrin hergestellt.
Gesundheitsgefahren entstehen durch Hautkontakt, Einatmen von flüchtigen Komponenten oder Stäuben sowie durch Verschlucken. Im Vordergrund stehen Reizungen der Haut und der Schleimhäute (z.B. der Augen). Hautkontakt kann Reizungen und nach Sensibilisierung Allergien hervorrufen. Die Augen sind vor allem durch Spritzer gefährdet.
Härter-Komponente
Bei aliphatischen, aminischen Härtern (z.B. Isophorondiamin, Triethylentetramin) - üblicherweise bei der Kalthärtung eingesetzt - entstehen Gesundheitsgefahren durch die starke Reizwirkung auf Haut und Schleimhäute. Spritzer ins Auge können bleibende Hornhaut- und Bindehautschäden hervorrufen.
Darüber hinaus besteht die Gefahr der Aufnahme in den Körper durch die Haut. Auch Sensibilisierungen der Haut können auftreten.
Dämpfe, die beim Erwärmen entstehen können, sind gesundheitsschädlich. Bei den bei der Warmhärtung (> 80 °C) häufig eingesetzten aromatischen Aminen besteht zusätzlich die Gefahr der Schädigung innerer Organe und Gewebe (Knochenmark, Blut, Leber, Niere). Das in Modellbaubetrieben für spezielle Anwendungen (Warmhärtung häufig eingesetzte 4,4'-Diaminodiphenylmethan ist als krebserzeugend eingestuft.
Polyesterharze
In Modellbaubetrieben werden ungesättigte Polyesterharze (UP-Harze) verwendet.
UP-Harze sind flüssige oder feste Werkstoffe, die aus einer Mischung von langkettigen ungesättigten Polyestern und ungesättigten Monomeren entstehen. Als Monomer und Lösemittel wird Styrol verwendet. Der Styrolanteil im Harz liegt zwischen 30 und 50 Gewichts-%. Durch Zugabe von Härtern (organische Peroxide) und Beschleunigern (Cobaltsalze oder Amine, z.B. Dimethylanilin) entsteht das Polyesterharz.
Ungesättigte Polyester
+ Styrol
+ Härter
+ (Beschleuniger)
= Polyesterharz
Flüssige (nicht ausgehärtete) Polyesterharze sind
sind brennbar,
reizen die Augen und die Haut,
können eine sensibilisierende Wirkung haben,
entwickeln Dämpfe, die schwerer als Luft sind und mit Luft explosionsfähige Gemische bilden können, und
haben ansonsten die gleichen Gesundheitsgefahren wie sie bei Styrol angeführt sind.
Styrol
ist entzündlich
ist gesundheitsschädlich beim Einatmen oder Verschlucken
reizt Schleimhäute (z.B. Atemwege, Augen)
kann Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit erzeugen
sehr hohe Konzentrationen über dem MAK-Wert können bei langzeitiger Einwirkung zu einer Schädigung des zentralen und peripheren Nervensystems führen, z.B. verlängerte Reaktionszeiten, reduzierte Gedächtnisleistung
Dämpfe sind schwerer als Luft; sie können mit Luft explosionsfähige Gemische bilden
Härter
Als Härter werden organische Peroxide verwendet, z.B.
Dibenzoylperoxid
brandfördernd
durch Schlag, Reibung, Feuer oder andere Zündquellen explosionsgefährlich
wirkt reizend auf Haut und Schleimhäute
gesundheitsschädlich beim Verschlucken und beim Berühren mit der Haut
Beschleuniger
In der Regel werden verwendet:
Kobaltsalze, z.B. Kobaltoktoat,
bisher keine gefährlichen Merkmale bekannt
kein Grenzwert angegeben
wenn gelöst in Styrol
Gesundheitsgefahren wie bei Styrol beschrieben
Amine, z.B. Dimethylanilin (Xylidin)
giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berühren mit der Haut
lokale Reizwirkung auf Haut und Augen
Polyurethanharze
Polyurethanharze entstehen aus einer Polyol-Basiszubereitung und einem isocyanathaltigen Härter. Gesundheitsgefahren gehen in erster Linie vom Härter aus.
Die Isocyanate haben sowohl nach Einatmen als auch bei Hautkontakt eine hohe sensibilisierende Wirkung, die bereits bei geringsten Konzentrationen auftreten kann. Außerdem wirken Isocyanate stark reizend auf die Haut sowie auf die Schleimhäute der Augen und Atemwege.
Gießmassen auf Silikonkautschuk-Basis
In der Regel werden 2-Komponenten-SiIikongießmassen eingesetzt.
Gesundheitsgefahren gehen von der Härter-/Vernetzerkomponente (in der Regel Mischungen aus Kieselsäureestern und organischen Metallverbindungen) aus:
mindergiftig (Xn)
entzündlich
gesundheitsschädlich beim Einatmen
reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut
Sensibilisierung möglich
bei direktem Hautkontakt können die betroffenen Hautpartien stark geschädigt werden (Hautablösungen!).
Spachtelmassen, Modellpasten
Eingesetzt werden 2-Komponenten-Systeme auf der Basis
ungesättigter Polyesterharze oder
von Epoxidharzen.
Gesundheitsgefahren wie bei Polyester- bzw. Epoxidharzen beschrieben.