DGUV Information 209-042 - Gefahrstoffe in Schreinereien/Tischlereien und in der Möbelfertigung Handhabung und sicheres Arbeiten

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Abschnitt 12.1 - 12 Branchentypische Gefahrstoffe - Gesundheitsgefahren, Schutzmaßnahmen
12.1 Leime, Kleber

Von Dispersionsleimen, zum Beispiel Weißleimen (formaldehydfreie Dispersionsleime auf Polyvinylacetat (PVAc)Basis), gehen im Regelfall keine Gesundheitsgefahren aus. Allerdings können bei empfindlichen Personen einige Inhaltsstoffe zu Reizungen und allergischen Reaktionen führen.

Bei Harnstoff-Formaldehyd-Harz-Leimen können nach direktem Hautkontakt oder Einatmen (zum Beispiel beim Anrühren) Haut- und Schleimhautreizungen oder allergische Reaktionen auftreten. Diese Gesundheitsgefahren können besonders bei Dauerarbeitsplätzen an Heißpressen aufgrund des vermehrten Freisetzens von Formaldehyd verstärkt auftreten. Formaldehyd ist in hohen Konzentrationen krebserzeugend und kann vermutlich genetische Defekte verursachen.

Bei bestehender Sensibilisierung sollten die Beschäftigten keinen weiteren Umgang mit Harnstoff-Formaldehyd-Harz-Leimen haben.

Von ausgehärteten Leimen, zum Beispiel in Holzwerkstoffplatten, gehen in der Regel keine Gesundheitsgefahren durch Formaldehyd aus.

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Die folgenden Expositionsbeschreibungen zur Verarbeitung von Leimen auf Harnstoff-Formaldehydharzbasis finden Sie auch auf den Internetseiten der BGHM. Sie können zur Gefährdungsbeurteilung und zur Festlegung der Schutzmaßnahmen herangezogen werden:
Formaldehyd im Schreiner-/Tischlerhandwerk
Formaldehyd in der industriellen Möbelfertigung
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Von Schmelzklebern auf Ethylen-Vinylacetat (EVA)-Basis gehen im Regelfall keine Gesundheitsgefahren aus.

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Durch heißen und tropfenden Schmelzkleber kann es besonders an den Händen zu Verbrennungen kommen.

Schmelzkleber auf Polyurethan (PUR)- Basis enthalten Isocyanate, die nach Einatmen oder Hautkontakt eine reizende Wirkung auf Haut und Schleimhäute haben und die allergische Reaktionen auslösen können. Bei bestehender Sensibilisierung sollten die Beschäftigten keinen weiteren Umgang mit diesen Klebern haben.

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Ab August 2023 muss der Inverkehrbringer oder die Inverkehrbringerin von Stoffen und Gemischen, die monomeres Diisocyanat mit einem Gehalt von mehr als 0,1 % enthalten, Schulungen zur sicheren Handhabung von Diisocyanaten anbieten. Für die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen bedeutet das, dass alle Beschäftigten, die mit diesen Stoffen arbeiten oder in Kontakt treten, nachweislich geschult werden müssen. Die verpflichtende Schulung entbindet nicht von der regelmäßigen Unterweisungspflicht durch den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin. Im Gegensatz zur Unterweisung bietet die Schulung allerdings detaillierte Inhalte, zum Beispiel zu den chemischen Eigenschaften von Diisocyanaten.
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Für weitergehende Informationen zu PUR-Schmelzklebern siehe DGUV Information 213-715 "Verwendung von reaktiven PUR-Schmelzklebstoffen bei der Verarbeitung von Holz, Papier und Leder".
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Bei Kontakt-Klebern (lösemittelhaltige 1-Komponenten-Kleber) bestehen Gesundheitsgefahren durch direkten Hautkontakt und durch Einatmen von Lösemitteldämpfen. Beim Einsatz dieser Produkte als Boden- und Parkettklebstoff ist von einer Überschreitung der Arbeitsplatzgrenzwerte auszugehen (siehe auch TRGS 610).

Bei 2-Komponenten-Klebern (PUR-Kleber, Epoxidharz-Kleber) gehen Gesundheitsgefahren von den Härtern (Isocyanate bei PUR-Klebern beziehungsweise Amine bei Epoxidharz-Klebern) und von den Harzen selbst aus. Diese Kleber haben besonders bei direktem Hautkontakt eine reizende oder ätzende Wirkung.

Die Isocyanate in den PUR-Klebern können sowohl nach Einatmen als auch bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen. Bei bestehender Sensibilisierung sollten die Beschäftigten keinen weiteren Umgang mit diesen Klebern haben. Bei der Verwendung als Boden- und Parkettklebstoff sind keine allergischen Reaktionen bekannt. Daher können lösemittelfreie PUR-Klebstoffe als Ersatzprodukte für stark lösemittelhaltige Boden- und Parkettklebstoffe verwendet werden (siehe auch TRGS 610).

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Ab August 2023 muss der Inverkehrbringer oder die Inverkehrbringerin von Stoffen und Gemischen, die monomeres Diisocyanat mit einem Gehalt von mehr als 0,1 % enthalten, Schulungen zur sicheren Handhabung von Diisocyanaten anbieten. Für die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen bedeutet das, dass alle Beschäftigten, die mit diesen Stoffen arbeiten oder in Kontakt treten, nachweislich geschult werden müssen. Die verpflichtende Schulung entbindet nicht von der regelmäßigen Unterweisungspflicht durch den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin. Im Gegensatz zur Unterweisung bietet die Schulung allerdings detaillierte Inhalte, zum Beispiel zu den chemischen Eigenschaften von Diisocyanaten.

Bei Epoxidharzklebern kann nach Hautkontakt eine Hautallergie auftreten. Bei bestehender Sensibilisierung sollten die Beschäftigten keinen weiteren Umgang mit diesen Klebern haben.

Bei der Verarbeitung von Sekundenklebern (Cyanacrylatkleber) können Haut, Augen und Atemwege gereizt werden. Verklebungen mit der Haut sind nur äußerst schwer wieder zu lösen.

Augenschutz muss immer benutzt werden, wenn eine Gefährdung durch Spritzer von Leim oder Kleber bestehen könnte. Das kann zum Beispiel beim Sprühauftrag oder beim Mischen und Umfüllen der Fall sein. Es wird daher empfohlen, beim Verarbeiten von Leimen oder Klebern grundsätzlich Augenschutz zu benutzen (zum Beispiel eine Gestellbrille mit Seitenschutz nach DIN EN 166).

Tabelle 2 Schutzmaßnahmen

ProduktAbsaugungccc_1674_as_24.jpgAtemschutzccc_1674_as_25.jpgSchutzhandschuhe
Dispersionsleim
Harnstoff- Formaldehyd-Harz-LeimEmpfohlen bei Dauerarbeitsplätzen an HeißpressenSiehe Sicherheitsdatenblatt, häufig geeignet: Nitril.
Schmelzkleber auf EVA-BasisZum Schutz vor Verbrennungen, z. B. aus dickem Stoff
Schmelzkleber auf PUR-BasisErforderlichSiehe Sicherheitsdatenblatt, häufig geeignet: Nitril.
Darunter Baumwollhandschuhe als Hitzeschutz
KontaktkleberBesonders bei großflächiger Anwendung oder Sprühauftrag erforderlichBei Handauftrag: Filter A2
Bei Sprühauftrag: A2P2
Bei Niedrigsiedern
(z. B. Aceton): Isoliergerät
Siehe Sicherheitsdatenblatt.
2-Komponenten-KleberErforderlich bei Dauerarbeitsplätzen an PressenSiehe Sicherheitsdatenblatt, häufig geeignet: Nitril.
SekundenkleberBelüftung sicherstellen.Siehe Sicherheitsdatenblatt, häufig geeignet: Nitril.