IFA-LSA 01-234 - Geräuschminderung in Fertigungshallen Grundlagen und Auswahlkriterien zur Schallabsorption Lärmschutz-Arbeitsblatt LSA 01-234

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Abschnitt 6.1 - 6 Beispiele von raumakustisch günstig gestalteten Arbeitsräumen
6.1 Werkstatt mit selbstverklebtem Akustikschaumstoff

Das erste Beispiel zeigt eine relativ kostengünstige Lösung der schallabsorbierenden Nachrüstung eines Arbeitsraumes, die relativ leicht auch in Eigenleistung durch den entsprechenden Betrieb realisiert werden kann. Da das hier eingesetzte dünne Schaumstoffmaterial ohne Abstand direkt an der Decke des Raumes montiert wurde (Verklebung), lässt sich, wie bereits im Abschnitt 5.1 erläutert, damit allerdings bei tiefen Frequenzen keine gute Schallabsorption erreichen.

In einer Werkstatt ergaben sich vor allem durch Schweiß-, Schleif- und Richtarbeiten zeitweise hohe Lärmpegel mit Werten von mehr als 100 dB(A). Dies führte bei mehreren Mitarbeitern zu Tages-Lärmexpositionspegeln LEX,8h von mehr als 85 dB(A) und somit zu einer Überschreitung des oberen Auslösewertes der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung [1]. Die entsprechende Lärmsituation macht die Kennzeichnung als Lärmbereich sowie die Aufstellung und Durchführung von Lärmminderungsmaßnahmen erforderlich (siehe hierzu IFA-LSA 01-305 [19]). Abbildung 6.1 zeigt den Grundriss der Werkstatt, die aus einer ca. 15 · 13 m2 großen Haupthalle und einem angrenzenden ca. 10 · 8 m2 großen Seitenschiff besteht. Die Haupthalle hat ein Satteldach mit einer Firsthöhe von ca. 7,5 m und einer Traufhöhe von ca. 5 m (mittlere Höhe 6 m), wobei im Firstbereich auf ca. 10 m Länge und ca. 4 m Breite Dachfenster angebracht sind. Das Seitenschiff hat ein 3,8 m hohes Flachdach.

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Abb. 6.1
Grundriss einer Werkstatt mit eingezeichnetem Messpfad zur Ermittlung von DL2,TRLV.

Die größtenteils aus Kalksandstein und Beton aufgebauten Raumbegrenzungen waren alle schallhart. Die sich daraus ergebenden, ungünstigen raumakustischen Bedingungen waren auch subjektiv als spürbare Halligkeit wahrnehmbar und werden durch die in Tabelle 6.1 in Abhängigkeit von der Frequenz aufgelisteten raumakustischen Kennwerte bestätigt.

Oktavbandmittenfrequenz [Hz]500100020004000
0,090,100,110,15
DL2,TRLV[dB]2,02,12,53,4

Tab. 6.1
Mittlere Schallabsorptionsgrade und Schallpegelabnahmen pro Abstandsverdopplung für die Werkstatt aus Abbildung 6.1 in der ursprünglichen Situation.

Zur Verbesserung der Raumakustik und Realisierung eines mittleren Absorptionsgrades von 0,3 wurde die Installation einer zusätzlichen äquivalenten Absorptionsfläche von 150 m2 in der Haupthalle und einer zusätzlichen äquivalenten Absorptionsfläche von 60 m2 im Seitenschiff berechnet. Für die Ermittlung der notwendigen Fläche des absorbierenden Materials wurde ein Schallabsorptionsgrad von α = 0,9 angenommen, so dass eine zusätzliche Absorberfläche von ca. 230 m2 ausreichen sollte.

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Abb. 6.2
Direkt an Decke und Wände verklebte Absorber aus Melaminharzschaum mit gewellter Oberflächenstruktur.

Die Installation der Absorber wurde vom Betrieb selbst durchgeführt. Dabei kamen Akustikschaumstoffplatten mit strukturierter Oberfläche aus Melaminharz in einer Dicke von 45 mm zum Einsatz, die direkt auf die Decken- und Wandflächen geklebt wurden (siehe Abbildung 6.2). Wie bereits erwähnt ist diese Konstruktion bei Frequenzen unter 1000 Hz etwas weniger wirksam als eine abgehängte Decke. Es gibt jedoch verschiedene, in der Regel etwas dickere Materialien, die auch bei direkter Montage tieffrequente Geräuschanteile relativ gut absorbieren.

Oktavbandmittenfrequenz [Hz]500100020004000
0,250,300,330,35
DL2,TRLV[dB]3,52,64,04,5

Tab. 6.2
Schallabsorptionsgrade und Schallpegelabnahmen pro Abstandsverdopplung für die Werkstatt aus Abbildung 6.1 nach Durchführung der raumakustischen Maßnahmen.

Die nach Durchführung der genannten Maßnahmen erreichte raumakustische Situation wird durch die entsprechenden Kennwerte in der Tabelle 6.2 beschrieben. Mit dem hier ausgewählten Absorbermaterial wurden demnach die Anforderungen der TRLV Lärm an die Schallabsorption ( ≥ 0,3) in den Oktaven oberhalb von 500 Hz erfüllt. Bei 500 Hz ergab sich mit einem mittleren Absorptionsgrad von 0,25 eine etwas ungünstigere Situation, die jedoch in diesem Fall toleriert werden konnte, da in der Halle vorwiegend hochfrequente Geräuschquellen betrieben werden. Die erzielten Lärmminderungen lagen je nach Arbeitsplatz zwischen 2 und 5 dB(A).