DGUV Information 213-002 - Hitzearbeit Erkennen - beurteilen - schützen

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Abschnitt 6.1 - 6.1 Technische Schutzmaßnahmen

Bei der Durchführung von technischen Schutzmaßnahmen bestehen im Wesentlichen folgende Möglichkeiten:

6.1.1 Luftführung

Luftführungsmaßnahmen an Hitzearbeitsplätzen erfüllen zwei Aufgaben:

  • Die Zufuhr kühler Luft ersetzt die wärmere Raumluft.

  • Erhöhte Luftgeschwindigkeit (wobei Zugerscheinungen zu vermeiden sind) erleichtert die Wärmeabfuhr am menschlichen Körper, sofern die Lufttemperatur kühler ist als die Körpertemperatur.

Lüftung kann entweder natürlich, d.h. durch Nutzung des Auftriebs erwärmter Luft oder Winddruck, bzw. durch raumlufttechnische Anlagen erfolgen (RLT-Anlagen). Dabei ist darauf zu achten, dass die Zuluft auch tatsächlich die Arbeitsplätze erreicht, die belüftet werden sollen. Das erfordert in vielen Fällen technische Einrichtungen mit turbulenzarmen Zuluftdurchlässen im Arbeitsbereich.

Um in Hitzebereichen eine beschleunigte Abkühlung zu erreichen werden Luftduschen eingesetzt. Als Luftdusche bezeichnet man einen intensiven, auf eine begrenzte Fläche gerichteten Luftstrom. Der Luftdurchsatz soll individuell einstellbar sein.

6.1.2 Luftkühlung

In räumlich eng umgrenzten Bereichen kann die zugeführte Luft auch durch Kältemaschinen (Kompaktklimageräte, Temperiergeräte) gekühlt werden, wenn extreme Wärme nicht auf andere Weise abgeführt werden kann. In der Praxis wird dies bei Steuerständen oder Krankabinen in heißen Arbeitsbereichen umgesetzt. Die Temperaturdifferenz zwischen gekühltem Bereich und Umgebung sollte nicht zu groß sein. Je nach Arbeitsschwere und Häufigkeit des Betretens des gekühlten Raumes sollten Temperaturdifferenzen von 6 °C nicht überschritten werden.

6.1.3 Wasserkühlung

Heiße Flächen oder Anlagenteile können effektiv mit Wasser gekühlt werden. Das Wasser wird dabei entweder in geschlossenen Kreisläufen durch die Begrenzungsflächen zu den Arbeitsbereichen geführt (konvektive Kühlung) oder offen auf diese Flächen gesprüht (Verdunstungskühlung). Im letzten Fall kann sich allerdings durch die höhere Luftfeuchtigkeit eine zusätzliche Belastung für die Beschäftigten ergeben (schwüles Klima).

6.1.4 Wärmestrahlungsschutz

An stark hitzebelasteten Arbeitsplätzen kann die Wärmestrahlung zum ausschlaggebenden Klimafaktor werden. Die Schutzmaßnahmen zielen dann in Richtung auf

  • Verminderung der Emission des Wärmestrahlers,

  • Abschirmung der Wärmestrahlung und

  • Verminderung der Absorption im Arbeitsbereich.

Schutzgläser

Der Anteil der Strahlungswärme, der durch ein Fenster dringt, hängt von den Eigenschaften des Glases ab. Für den Wärmeschutz ist das von besonderer Bedeutung, da man die Intensität der Strahlung durch absorbierende und reflektierende Schutzgläser beeinflussen kann.

Man unterscheidet zwei Arten von Wärmeschutzgläsern:

  • Absorptionsgläser

    Das sind eingefärbte Gläser, die die Strahlungswärme absorbieren und als Konvektionswärme wieder abgeben.

  • Reflexionsgläser

    Auf diesen Gläsern sind dünne Metallschichten aufgedampft. Durch diese Reflexionseigenschaften wird die Aufheizung des Glases gemindert. Ist eine bessere Lichtdurchlässigkeit erforderlich, empfiehlt sich der Einsatz von Reflexionsgläsern mit Interferenzschicht (mit Gold bedampfte Gläser). Diese Gläser sind jedoch mechanisch sehr empfindlich.

  • Doppelscheibensysteme

    In Bild 5 wird eine belüftete Doppelscheibenanordnung gezeigt, die durch Konvektion der Aufheizung der Scheiben entgegenwirkt. Dadurch heizt sich die innere Scheibe weniger stark auf. Ein Scheibenabstand von ca. 100 mm hat sich als günstig erwiesen. Der zusätzliche Schutz des Steuerstandes durch Aluminiumblech bewirkt eine geringere Erwärmung der gesamten Kabinenhaut.

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    Bild 5: Doppelscheibensystem
  • Drahtgewebe

    Drahtgewebe schützt vor Wärmestrahlung, hat eine gute Schutzwirkung gegen mechanische Beanspruchung und schützt gegen Funken und Spritzer feuerflüssigen Materials. Es ist leicht zu handhaben, effektiv und kostengünstig. Nachteilig wirkt sich die Sichteinschränkung aus.

  • Kettenvorhänge

    Kettenvorhänge bieten den Vorzug guter Sicht ohne Behinderung durch eine starre Form beim Hantieren oder Manipulieren, z. B. an Schmelzöfen oder heißen Gegenständen.

  • Hitzeschutzschirme

    Der Wirkungsgrad von Hitzeschutzschirmen wird in erster Linie durch das Reflexionsverhalten beeinflusst. Blanke oder verzinkte Metalloberflächen sind am wirkungsvollsten (Aluminium ist besonders geeignet).

    Es ist darauf zu achten, dass der Schutzschirm nicht bis auf den Boden geführt wird, um Luftzirkulation zwischen Schutzschirm und heißer Oberfläche zu ermöglichen.

Der Einsatz mobiler Abschirmwände ist bei Reparaturarbeiten sinnvoll, die an Produktionsanlagen durchgeführt werden müssen. Die Schirme können je nach Bedarf an den instand zu setzenden Anlagenteilen aufgestellt werden. Die abschirmende Wirkung hängt nicht von der Blechdicke ab. Um das Gewicht des Schutzschirmes gering zu halten, sind dünne Bleche (z. B. 1 mm) zu empfehlen.