Anhang 1 - Bei der Chlorung von Wasser vorkommende gefährliche Arbeitsstoffe
Vorbemerkung
Nachstehend werden die Eigenschaften, Beispiele für die Verwendung sowie die Gesundheitsgefahren von Chemikalien beschrieben. Hinweise auf Schutzmaßnahmen sind z. B. in der Unfallverhütungsvorschrift "Chlorung von Wasser" (VBG 65) und in den in Anhang 5 genannten Regelwerken enthalten.
Der Anhang 1 enthält Aussagen über folgende Stoffe:
Ammoniaklösung
Chlor
Chlordioxid
Natriumchlorit
Natriumhpyochlorit
Salzsäure
Zuordnung von gebräuchlichen Bezeichnungen
Ammoniaklösung (NH4OH)
Eigenschaften
Farblose, mit Wasser mischbare, ätzende Flüssigkeit, reagiert alkalisch, riecht stechend, bildet mit Chlor weißen Nebel. Der bei Raumtemperatur entweichende gasförmige Ammoniak ist nur halb so schwer wie Luft.
Verwendung
Nachweis von Undichtigkeiten an Chlorgas führenden Leitungen, Armaturen u. dgl.
Gefahren
Reizwirkung auf Haut, Augen und Atemwege.
Chlor (Cl2)
Eigenschaften
Grünlich-gelbes, stechend riechendes Gas, unbrennbar. Ca. 2 1/2 mal schwerer als Luft. MAK-Wert 0,5 ppm bzw. 1,5 mg/m3. Sehr giftig.
Verwendung
Wird im großen Umfang zur Chlorung von Wasser verwendet.
Gefahren
Chlorgas wirkt reizend auf die Augen und Atmungsorgane und verursacht krampfartigen, quälenden Husten, wobei die akuten Krankheitserscheinungen in der Regel sofort nach der Einatmung auftreten. In schwereren Fällen kommt es gelegentlich zu einem gefährlichen Stimmritzenkrampf. Nicht selten werden auch die tieferen Luftwege angegriffen, so daß dann Bluthusten die Folge sein kann. Ferner besteht eine leicht lähmende Wirkung auf das Zentralnervensystem. Bei längerem Einatmen großen Mengen Chlorgas kann infolge eines Lungenödems der Tod eintreten.
Flüssiges Chlor wirkt auf die Haut stark ätzend und erzeugt je nach Einwirkungsdauer starke Rötung bis Blasenbildung.
Chlor reagiert mit Feuchtigkeit der Luft unter Bildung von Salzsäure, die dann starke Korrosionen auslösen kann.
Trockenes, gasförmiges und flüssiges Chlor reagiert bei Raumtemperatur nicht mit Kupfer und Eisen. Bei einer Temperatur über ca. 100 °C tritt aber ein merklicher Angriff auch des trockenen Chlors auf Kupfer und Eisen ein.
Chlordioxid (ClO2)
Eigenschaften
Rotgelbes und gelbgrünes Gas. Schwerer als Luft. MAK-Werk 0,1 ppm bzw. 0,3 mg/m3. Chlordioxid ist ein Reaktionsprodukt von Natriumchlorit mit Chlor bzw. Säure (z. B. Salzsäure). Chlordioxid kann wegen seiner Explosionsgefährlichkeit nicht gelagert werden.
Verwendung
Wird zur Chlorung von Wasser verwendet.
Gefahren
Ätzwirkung auf Haut, Augen und Schleimhäute, nervenschädigend, Lungenödem möglich. Verursacht Husten, Atemnot, Tränenfluß, Erstickungserscheinungen, Zyanose.
Chlordioxid ist in reiner Form äußerst explosiv und zerfällt schon bei geringen Temperaturen z. B. bei Berührung mit oxidierbaren Stoffen unter heftiger Explosion in Chlor und Sauerstoff.
Natriumchlorit (NaClO2)
Eigenschaften
Reinweißes, lockeres, wasserlösliches, geruchloses Pulver. Bei normaler Temperatur beständig, starkes Oxidationsmittel. Wässrige Handelslösung reagiert alkalisch. Selbst nicht brennbar, aber Selbstzersetzung über 150 °C unter Freisetzung von Sauerstoff.
Verwendung
Ausgangsstoff zur Herstellung von Chlordioxid. Chlordioxid entsteht durch Einwirkung von Säuren (z. B. Salzsäure) oder Chlor auf Natriumchlorit.
Gefahren
Salz kann bei Stoß oder Schlag bei gleichzeitiger Gegenwart organischer Substanzen explosionsartig zerfallen. Salz oder eingetrocknete Lösung können brennbare Stoffe (Holz, Papier, Gummi, Fette, Öle ...) entzünden; sie können dann explosionsartig verbrennen. Bildet mit Säure oder Chlor hochgiftiges Chlordioxid. Leichte Ätzwirkung bei Berührung mit Haut und Augen.
Natriumhypochlorit (NaOCl)
Eigenschaften
Schwach gelb-grün gefärbte, stark ätzende Lösung. Es besteht die Möglichkeit, daß Sauerstoff abgespalten wird.
Verwendung
Wird zur Chlorung von Wasser in Bädern (z. B. Privat- und Hotelschwimmbädern) und zur Desinfektion von Spülwasser in Flaschenreinigungsmaschinen verwendet.
Gefahren
Wirkt ätzend auf Haut, Augen und Schleimhäute. Bildet mit Säure oder sauer reagierenden Chemikalien (z. B. Aluminiumsulfat) giftiges Chlorgas. Gelangt Natriumhypochlorit auf Kleidungsstücke aus tierischen oder pflanzlichen Fasern, zersetzt sich Natriumhypochlorit sehr schnell unter erheblicher Wärmeentwicklung, so daß es zu Verbrennungen der Haut kommen kann.
Salzsäure (HCl)
Eigenschaften
Wasserhelle bis gelbliche, stechend riechende, stark ätzende Flüssigkeit. Konzentrierte Salzsäure ist an der feuchten Luft nebelbildend. MAK-Wert 0,5 ppm bzw. 7,5 mg/m3.
Verwendung
Bildet mit Natriumchlorit Chlordioxid, das zur Chlorung von Wasser verwendet wird. Bei Chlorung mit Natriumhypochloritlösung wird Salzsäure häufig zur pH-WertKorrektur verwendet.
Gefahren
Verursacht Reizungen und Verätzungen.