DGUV Information 203-087 - Auswahl und Anbringung von Schlüsseltransfersystemen

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Auswahl und Anbringung von Schlüsseltransfersystemen
(DGUV Information 203-087)

Information

bg_logo.jpgDGUV
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung
Spitzenverband

Stand der Vorschrift: Oktober 2017

ccc_3573_titel.jpg
InhaltsverzeichnisAbschnitt
Vorbemerkung
Anwendungsbereich1
Begriffe2
Bauarten und Funktionsweisen3
Allgemeines3.1
Mechanische Komponenten3.2
Elektromechanische/Elektronische Komponenten3.3
Fluidtechnische Komponenten3.4
Beispiele von Schlüsseltransfersystemen3.5
Kriterien für die Auswahl der Systemkomponenten4
Allgemeines4.1
Betretbare Gefahrenbereiche4.1.1
Zeitspanne bis zum Erreichen des sicheren Zustandes4.1.2
Umgebungsbedingungen4.1.3
Schlüsselkodierungen4.1.4
Generalschlüssel4.1.5
Lastenheft für die Realisierung der Sicherheitsfunktion4.2
Auswahlverfahren5
Anbringung6
Allgemeines6.1
Anordnung und Zugänglichkeit6.2
Sicherung gegen Lageänderung6.3
Schutz gegen Beschädigung6.4
Umgehen6.5
Zusätzliche Maßnahmen zur Verringerung von Umgehungsmöglichkeiten durch den Anwender/Maschinenhersteller6.5.1
Maßnahmen bei Verwendung eines Generalschlüssels6.5.2
Informationen7
Betriebsanleitung7.1
Schlüssellaufplan7.2
Kennzeichnung7.3
Konformitätserklärung7.4
Konfiguration von Schlüsseltransfersystemen durch den Maschinenhersteller7.5
Funktionsprüfungen8
Systemprüfung durch den Maschinenhersteller8.1
Systemvalidierung8.1.1
Systemprüfung durch den Betreiber8.2
Prüfungen vor der ersten Inbetriebnahme (§ 14 Abs. 1, § 15, BetrSichV [6])8.2.1
Wiederkehrende Prüfungen (§ 14 Abs. 2ff, § 16, BetrSichV [6])8.2.2
Änderungen/Ergänzungen des Schlüsseltransfersystems9
Anwendungsbeispiele10
Lockout/Tagout (LOTO)11
ZusatzinformationenAnhang
Literaturverzeichnis

Vorbemerkung

Diese Broschüre soll Betreibern und Konstrukteuren von Maschinen und Anlagen einen Überblick über Aufbau und Funktion von Schlüsseltransfersystemen, sowie deren Auswahl geben. Darüber hinaus werden Informationen zur Anordnung, Anbringung und zum Schutz vor Umgehen gegeben.

Die grundlegenden Anforderungen für Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden Schutzeinrichtungen, die in der DIN EN ISO 14119 [5] gegeben werden, sollen in Bezug auf Schlüsseltransfersysteme, durch diese Broschüre erläutert werden. Weitere Informationen sind als ISO/TS 19837 [9] in Vorbereitung.

Anwendungsbeispiele, Informationen zur Kennzeichnung, zu den wiederkehrenden Prüfungen, als auch zur Betriebsanleitung, runden diese Broschüre als praxisnahes Dokument ab.

"Was ist ein Schlüsseltransfersystem und wofür wird es eingesetzt?"

Ein Schlüsseltransfersystem ist eine mechanische, elektrische oder anders technologische Einrichtung, die den Zweck hat, die Ausführung von gefahrbringenden Maschinenfunktionen unter festgelegten Bedingungen zu verhindern.

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Abb. 1
Beispiel 1 für die Darstellung eines Schlüsseltransfersystems

Hierbei sind der zwangsläufige Schlüsseltransfer zwischen den Komponenten und ein zwangsläufiges Sperren einzelner Komponenten für die Realisierung der Sicherheitsfunktion entscheidend.

Abb. 1 und 2 zeigen beispielhafte Darstellungen eines Schlüsseltransfersystems, wobei die verschiedenen Schlüsselkodierungen und zugehörigen Schlösser farblich dargestellt sind.

Schlüsseltransfersysteme eignen sich dazu, den Zugang in Gefahrbereiche oder die Betätigung von Stellteilen nur zuzulassen, wenn vorher festgelegte Abläufe/Zustände (z. B. Trennen der Energiezufuhr zu gefahrbringenden Bewegungen) vollzogen wurden. Ebenfalls wird mit Schlüsseltransfersystemen die Voraussetzung geschaffen, um z. B. einen Start der Maschine/Anlage oder die Betätigung von Stellteilen erst zu ermöglichen, wenn das gesamte Sicherheitskonzept wieder wirksam ist.

Jede einzelne Komponente eines Schlüsseltransfersystems ist für sich betrachtet ein Sicherheitsbauteil nach Artikel 2, c) der EG-Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) [1], wenn sie gesondert in den Verkehr gebracht wird.

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Abb. 2
Beispiel 2 für die Darstellung eines Schlüsseltransfersystems

Schlüsseltransfersysteme, (Kombination mehrerer Komponenten), werden als Logikeinheiten für Sicherheitsfunktionen, gemäß Anhang IV, Nr.: 21, EG-Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) [1] betrachtet. Da derzeit keine harmonisierten Normen für Schlüsseltransfersysteme existieren, sind für deren Inverkehrbringen die Konformitätsbewertungsverfahren entsprechend EG-Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) [1], Artikel 12 (4) vorgeschrieben.

Historische Entwicklung:

Der Grundstein für Schlüsseltransfersysteme wurde im frühen letzten Jahrhundert gelegt, als die Industrialisierung in Europa bereits verstärkt Einzug gehalten hatte. Die komplexer werdenden technologischen Abläufe, verbunden mit den daraus entstehenden Gefahren, machten Überlegungen zu effektiven und vom Anwender einfach zu handhabenden Absicherungsmechanismen notwendig. Das erste patentierte Schlüsseltransfersystem aus den 1920er Jahren beruhte schon damals auf dem Prinzip des zwangsläufigen Funktionsablaufs mit Hilfe von robusten mechanischen Komponenten. Die sich daraus ergebenden besonderen Eigenschaften kennzeichnen noch heute Schlüsseltransfersysteme. Durch technologieübergreifende Weiterentwicklungen mit vielfältigen Zusatzfunktionen werden Schlüsseltransfersysteme für die verschiedensten Anwendungen, neben den bekannten Verriegelungseinrichtungen mit Zuhaltungen, eingesetzt.