
Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe Einstufungskriterien für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA 450)
Abschnitt 4 TRBA 450 – Einstufungskriterien
Die Einstufungskriterien gelten für die Organismengruppen der Prokaryonten (Bakterien und Archaebakterien), Viren, Pilze, Parasiten, sowie für menschliche und tierische Zellkulturen. Kriterien, die nur für einzelne Organismengruppen gelten, sind unter Nennung der Gruppe durch Kursivdruck hervorgehoben. Für Zellkulturen ist zu berücksichtigen, dass sie als Wirtszellen von Bakterien oder Viren höherer Risikogruppe dienen, oder mit Bakterien vergesellschaftet sein können.
4.1
Systematische Stellung
Die zuverlässige Zuordnung zu einer Art (inklusive: Serovarietät oder Typbezeichnung, sofern relevant, und ggf. Zuordnung zur Familie bzw. Ordnung) stellt die Basis für die Einstufung in eine Risikogruppe dar.
4.2
Stoffwechseleigenschaften von Pro- und Eukaryonten
Nummer 4.2 ist für die Einstufung von Viren und Parasiten ohne Bedeutung.
Es muss sich im Folgenden um eine obligate Eigenschaft handeln.
4.2.1
Autotrophie
phototroph
chemotroph
4.2.2
Heterotrophie
psychrophil
mesophil
thermophil
alkaliphil/acidophil
4.3
Natürlicher Standort/Lebensweise
Vorkommen und typische geographische Verbreitung
Pathogen oder apathogen
Wirtsspektrum
Viren:
Bei Viren ist die Betrachtung des Wirtsspektrums/Vektorbereichs unter Hervorhebung des Virusreservoirs wichtig, bzw. wo und unter welchen Bedingungen der Erreger natürlicherweise geographisch verbreitet ist.
Zellkulturen:
Organ und gegebenenfalls Tumortyp, aus dem die Zellen explantiert wurden, sowie Immortalisierungsverfahren (z. B. mittels Virusinfektion).
4.3.1
Freilebend (Umwelt)
4.3.2
Saprophytär oder parasitär
Parasiten:
mit Stadien in der Außenwelt/ohne Stadien in der Außenwelt
einwirtig/zweiwirtig/mehrwirtig
Stadien in der Außenwelt sofort infektiös/oder erst nach Reifung infektiös
mit Vermehrung in der Außenwelt/ohne Vermehrung in der Außenwelt
mit Vektor/ohne Vektor
mit Vermehrung im Vektor/ohne Vermehrung im Vektor
4.3.3
Wirtsbereich/Vektoren
Pflanze
Tier
Wirbellose
Wirbeltiere
Säugetiere
Nichtmenschliche Primaten
Mensch
Viren:
Verbreitung mit oder ohne Vektor
Vermehrung und/oder Verbreitung im Vektor
4.4
Pathogenität für den Menschen, Virulenz
4.4.1
Pathogenitätsfaktoren/Pathogenitätsmechanismen
Adhäsine
Antiphagozytäre Faktoren (Schleim-Kapseln)
Invasionsfaktoren
Toxine (Endotoxine oder Exotoxine)
Immunmodulatoren
Viren:
Onkogenes Potenzial oder Gene, die für Proteine kodieren, die im Wirtsorganismus bei der Regulation der Transkription oder der Signalübertragung beteiligt sind, z. B. Chemokine, Chemokinrezeptoren, Cytokinanaloga, MHC-Analoga, oder Gene, die den programmierten Zelltod beeinflussen und/oder für die Pathogenität eine ursächliche Rolle spielen (Onkogene, Tumorsuppressorgene).
Zellkulturen:
Enthalten die Zellen humanpathogene Bakterien oder Viren und werden die Viren freigesetzt.
4.4.2
Pathogenität/Virulenz
Opportunistische Spezies (Stämme)
Typischerweise auch für immunologisch kompetente Wirte pathogene Spezies (Stämme)
Virulente Stämme
Avirulente Stämme
Besteht Unklarheit über Pathogenität bzw. Virulenz eines Stammes können gegebenenfalls zur näheren Bestimmung Tierversuche erforderlich sein. Einschlägige rechtliche Vorgaben zu Tierversuchen und zum Tierschutz sind zu beachten.
4.4.3
Krankheitsbild
Inkubationszeit
Zeichen und Symptome
Schwere und Verlauf (chronisch, akut)
Komplikationen
Folgekrankheiten, Spätfolgen
Asymptomatischer Trägerstatus anstelle bzw. infolge einer klinisch apparenten Infektion
4.4.4
Infektiosität: Infektionsdosis, Kontagionsindex, Manifestation
4.4.5
Persistenz/Latenz/Tenazität
4.4.6
Behandlungsmöglichkeiten
spezifisch
symptomatisch
Häufigkeit und Schwere unerwünschter Wirkungen der indizierten Therapie
4.4.7
Vorbeugungsmöglichkeiten
Aktive Immunisierung (z. B. Lebend-, Totimpfstoff, Toxoid)
Passive Immunisierung (z. B. Immunglobulin)
Prä-expositionelle Chemoprophylaxe (spezifisch, unspezifisch, z. B. Antibiotika, Virustatika)
Postexpositionsprophylaxe durch Impfung oder Chemotherapie
Expositionsprophylaxe
4.4.8
Diagnosemöglichkeiten
Eindeutige klinische Diagnose
Labordiagnostische Verfahren (geeignetes Probenmaterial/Invasivität der Probengewinnung, Durchführungsdauer des Messverfahrens, Sensitivität, Spezifität)
Zeitlicher Bezug des frühesten Diagnosezeitpunkts zur Infektiosität bzw. klinischen Symptomatik
Parasiten: Patenz/Präpatenz
4.5
Wechselwirkungen mit anderen Mikroorganismen
Synergistische Infektionen
Viren:
Abhängigkeit von Helferviren
Simultane Infektionen mit verschiedenen Spezies
4.6
Mechanismen und Wege der Übertragung und Verbreitung
4.6.1
Übertragungsmodi und Eintrittspforten
Perkutan:
Übertragung durch direkten oder indirekten Kontakt mit der verletzten oder unverletzten Haut oder Schleimhaut, insbesondere
Übertragung durch direkten Hand- oder Hautkontakt mit infizierten Menschen oder Tieren oder von diesen stammendem Untersuchungsmaterial (direkter Kontakt)
Übertragung durch Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder Oberflächen in der Umgebung eines Erkrankten oder Ausscheiders oder im mikrobiologische Laboratorium (indirekter Kontakt)
Übertragung durch Sexualkontakte
Übertragung auf das Neugeborene während des Durchtritts durch den Geburtskanal
Aerogen/durch Inhalation:
Übertragung durch Aerosole (erregerhaltige Hustentröpfchen, Tröpfchenkerne oder erregerhaltigen Staub, der auch aus der Umwelt stammen kann) über den Atemtrakt
Oral/durch Ingestion:
Übertragung durch kontaminiertes (Trink-)Wasser oder kontaminierte Lebensmittel einschließlich Muttermilch (kolostral, galaktogen, laktophor) über den Verdauungstrakt
Durch Inokulation:
Übertragung durch "An-/Einimpfen", insbesondere
vektorielle Übertragung durch den Stich oder Kot stechender spezifischer Überträger/Vektoren wie Insekten (Mücken, Läuse, Flöhe) oder Spinnentiere (Zecken)
Übertragung durch den Biss besiedelter oder infizierter Menschen oder Tiere
Übertragung durch den akzidentellen oder willentlichen Stich/Schnitt mit einem kontaminierten spitzen oder scharfen Instrument (z. B. gebrauchte Injektionsnadel, Skalpell)
Übertragung durch parenterale Gabe von Blutprodukten, durch Bluttransfusionen oder durch Gewebe- oder Organtransplantationen
Diaplazentar/transplazentar:
Übertragung während der Schwangerschaft auf den Embryo oder Feten.
4.6.2
Verbreitungsvehikel
Wasser/Trinkwasser
Erde
Luft
Natürliche und künstliche unbelebte Oberflächen
Nahrung
Tiere/Pflanzen
Menschen
4.6.3
Ausscheidungswege
Atemluft
Körpersekrete
Exkremente (Stuhl, Urin)
4.6.4
Verbreitungsformen
Sporen
Konidien
Eier
Larven
Zerkarien
Metazerkarien
Oozysten
Gewebezysten
4.7
Epidemiologie
4.7.1
Erregerreservoire, Infektionsquellen, geographische Verbreitung
Umwelt (z. B. Oberflächenwasser, Erdboden)
Pflanzen
Tiere
spezifische Überträger (Vektoren)
Mensch
4.7.2
Häufigkeit der Krankheit
Inzidenz
Prävalenz
Morbidität
Mortalität
Letalität
4.7.3
Verteilung der Krankheit
sporadisch
epidemisch
endemisch
pandemisch
4.7.4
Infektionsentstehung
endogen
exogen
4.8
Widerstandsfähigkeit/Tenazität
Dauerstadienbildung (z. B. Endosporen, Wurmeier, Oozysten)
Chemo-, Desinfektionsmittelresistenz
Chemotherapeutikaresistenz
Thermoresistenz
Strahlenresistenz inkl. UV
Trockenresistenz