DGUV Information 202-116 - Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften

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Abschnitt 4.3 - 4.3 Einbindung eines Trägers

Gerade bei der Erprobung von Schulgesundheitsfachkräften als zeitlich begrenztes Projekt kann es sinnvoll sein, einen externen Träger einzubinden. Damit ist unter Umständen eine einfachere Finanzierung verbunden und rechtliche Hürden, wie zum Beispiel Zuständigkeitsregelungen oder Beschränkungen aus dem Landeshaushaltsrecht, erschweren die Startphase nicht. Ein hohes Maß an Flexibilität macht diese Organisationsform attraktiv.

Das Land Brandenburg hat mit dem Bezirksverband der AWO Potsdam als Projektträger diesen Weg beschritten.

Wie eingangs geschildert, hängt das Organisationsmodell von verschiedenen Parametern ab. Wenn sich die Schulgesundheitsfachkraft auch an der Erstversorgung beteiligen soll, spricht vieles für eine Anstellung in den Schuldienst. Damit ist sie fester Bestandteil der Schulgemeinde und des schulischen Alltags. Sie hat die Möglichkeit, innerhalb eines multiprofessionellen Teams auf gesundes Verhalten hinzuwirken und die Lebensverhältnisse an der Schule gesundheitsförderlich zu beeinflussen. Sie hat einen leichteren Zugang zu Eltern und kann als "Kümmerer" im Sinne einer anwaltschaftlichen Vertrauensperson für die einzelne Schülerin oder den einzelnen Schüler wahrgenommen werden.

Unabhängig von der Einbindung in ein Organisationsmodell ist jedoch wesentlich, dass

  • klare organisatorische Vorgaben mit Aufgabenbeschreibungen bestehen,

  • die Schnittstellen zwischen Schule und ÖGD geklärt sind und eine sinnvolle regelmäßige Zusammenarbeit vereinbart ist,

  • eine zentrale Ansprechperson in der Schule (für die Schulgesundheitskraft) zur Verfügung steht,

  • Dienst- und Fachaufsicht geklärt sind,

  • eine Einbindung in die schulische Infrastruktur gewährleistet ist,

  • erforderliche Kommunikationsstrukturen aufgebaut sind.

Unter diesen Voraussetzungen profitieren Schule und ÖGD.

Eine Gesamtübersicht der verschiedenen aktuellen Organisationsformen in der Bundesrepublik befindet sich in der nachfolgenden Tabelle 1.

Tabelle 1 Gesamtübersicht der verschiedenen aktuellen Organisationsformen in Deutschland.

*Quelle: Maulbecker-Armstrong C, Schulenberg D, Binder D (Hrsg.) 2020: Gutachterliche Stellungnahme im Rahmen der Projektphase IV
des länderübergreifenden Modellprojektes "Schulgesundheitsfachkräfte" in Brandenburg und Hessen.
BundeslandProjektSchulenAufgabenBerufliche Voraussetzungen/QualifizierungsmaßnahmenAnbindungFinanzierungBemerkungen
BrandenburgEinführung von Schulgesundheitsfachkräften (SGFK) an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg
  • 27 Grundschulen, Oberschulen, Oberstufenzentrum

  • 18 SGFK

  • Geteilter Einsatz an bis zu 2 Schulen

  • Orientierung am Schlüssel 1:700

  • Akutversorgung

  • Gesundheitsförderung und Prävention

  • Früherkennung

  • Netzwerkarbeit

  • Unterstützung chron. Kranke SUS

abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin+ mind. 3-jährige Berufserfahrung, QualifizierungsmaßnahmeAWO Bezirksverband PotsdamLand Brandenburg, AOK Nordost, Unfallkasse Brandenburg, AWO Bezirksverband Potsdam e.V. Planungsphase 2009-2016 Modellprojekt 01.08.2016 bis 31.12.2020 Verlängerung bis 31.12.2021 Verstetigung geplant
BremenGesundheitsfachkräfte an Schulen (GefaS)
  • 12 Grundschulen

  • 7 GefaS stationär

  • 1 Vollzeitkraft betreut je 2 Grundschulen

abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin + Studienabschluss im Bereich Public Health ÖGD/KJGDSenatorin für Gesundheit & alle gesetzlichen Krankenkassen des Landes (jeweils 50%)Modellprojekt 07/2018-12/2020 Verstetigung geplant
HamburgGesundheitsfachkräfte an Grundschulen
  • 29 Grundschulen

  • 15 GefaS davon

  • 1 Koordinierungsstelle beim Bezirksamt, Dezernat Soziales, Jugend und Gesundheit Gesundheitsamt

  • 1 Vollzeitkraft betreut je 2 Grundschulen

abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin + Studienabschluss im Bereich Public Health ÖGD/KJGDBehörde für Gesundheit, Behörde für Schule & Verband der ErsatzkassenModellprojekt 2020-2025
HessenEinführung von Schulgesundheitsfachkräften (SGFK) an öffentlichen Schulen in Hessen
  • 10 Schulen: je eine SGFK

  • Grund- und weiterführende Schulen

  • stationärer Einsatz

  • Schlüssel 1:497 bis

  • 1:1250

  • Akutversorgung

  • Gesundheitsförderung und Prävention

  • Früherkennung

  • Netzwerkarbeit

  • Unterstützung chron. Kranke SUS

abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin+ mind. 3-jährige Berufserfahrung, QualifizierungsmaßnahmeLand Hessen, vertreten durch die staatlichen SchulämterAnschubfinanzierung bis 12/2018 durch AOK + Sozial-ministerium Seit 01/2019 KultusministeriumModellprojekt 07/2017-12/2019 Verstetigung ist umgesetzt 2021 Umsetzung in 10 weiteren Schulen
Schleswig-HolsteinDänischer Schulgesundheitsdienst
  • Etwa 50 Schulen

  • Grund- und Gemeinschaftsschulen, 2 Oberstufen

  • Etwa 6000 Schülerinnen und Schüler

  • 3 Teams à 3 Schulkrankenschwestern sowie 4 Ärztinnen, 3 Sozialpädagogen Familienberater

  • Gesprächsführung mit Schülerinnen und Schülern individuell oder in Gruppen-Themen wie Pubertät, Mobbing, Stress, Trauergruppen oder Drogenprävention

  • Reihenuntersuchungen wie Hör- und Sehtests

  • Teilnahme an Schulprojekten/Themenwochen

  • Elternabende

  • Familienberatung

  • Ambulante Beratung "Übergewicht"

D oder DK Abschluss als Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin/Krankenpfleger + mind. 5 -jährige BerufserfahrungDansk Sundhedstjeneste for Sydslesvig e.V. - eine Einrichtung der dänischen MinderheitBezuschussung durch das dänische Gesundheitsministerium, aber auch Zuwendungen einzelner Kreise und KommunenDauerhafte Einrichtung der dänischen Minderheit, Grundlage ist eine Vereinbarung mit dem Schulträger. Die Dienstaufsicht obliegt der ärztlichen Leitung, teilweise in Rücksprache mit den 4 örtlichen Gesundheits-ämtern.
Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an ausgewählten Grundschulen in Flensburg
  • 2 Grundschulen

  • Mit 290 und 370 Schülerinnen und Schüler

  • 2 SGFK in Teilzeit

Akutmedizinische Versorgung und Beratung, Förderung von Gesundheitskompetenz, Schulentwicklung, Netzwerkarbeit, KoordinationMedizinische Fachangestellte/Fachangestellter + Kontaktstudium GesundheitsbildungÖGDMinisterium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung; Seit 2020 BildungsministeriumFörderung seit 12/2015. Finanzierung bis 2025 über Förderprogramme gesichert
Rheinland-PfalzMachbarkeitsstudie zur SGFK
  • 2 Grundschulen in der Stadt Mainz mit 305/355 Schülerinnen und Schülern

  • 2 SGFK in Teilzeit

Versorgung chronisch kranker KinderAbschluss Kinderkrankenpflege, Zusatzerfahrung Pflegewissenschaften, Study Nurse erwünschtUniversitätsklinik MainzBMBF, Stiftung Seit 01/2020 Bildungsministerium des LandesForschungsprojekt Universität Mainz 09/2018-12/2019 Projektfinanzierung 01/2020-12/2020