DGUV Information 202-111 - Mit Schulleitung gesunde, inklusive Schule gestalten Handlungsempfehlungen und Reflexionsimpulse für Schulentwicklungsprozesse

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Abschnitt 4 - 4 Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis

"Heute wissen wir, dass es besonders auf die Qualität der Verknüpfung von (theoretisch ausgerichtetem) Reflexionswissen mit Praxiserfahrung geht."12

Die Studie konnte einen zentralen Beitrag leisten, um die bisher empirisch kaum berücksichtigte Themenstellung Schulleitungen und Inklusion zu bearbeiten. Davon ausgehend konnten nun systematische Vorschläge für eine Unterstützung dieser Akteursgruppe in den Prozessen entwickelt werden. Hierzu bahnen wir bereits seit Jahren eine enge Partnerschaft zwischen Wissenschaft und schulischer Praxis an. Was verstehen wir darunter?

In zahlreichen qualifizierenden Veranstaltungen für Schulleitungen im Land haben wir immer wieder erfahren, dass es diesen häufig schwer gelingt, bei der Bewältigung ihrer Probleme, ihre erfahrungsbasierte Erkenntnisperspektive einmal zu verlassen und das zu lösende Problem phasenweise auch aus einer theoretisch und/oder empirischen Perspektive zu betrachten. Sehr häufig liegt das Studium gerade bei Schulleitungen lange zurück und in ihrem Alltag haben sie kaum Zugang zu Theorie und Empirie, meist fehlt ihnen die Zeit dazu, sich in diesem Bereich ohne Unterstützung nach zu qualifizieren. Schaut man sich die Fortbildungsangebote (in Bezug auf Inklusion) für Schulleitungen im Land an, wird deutlich, dass der Weg einer Verknüpfung von (theoretisch und empirisch ausgerichtetem) Reflexionswissen mit Praxiserfahrung nur selten beschritten wird. Zumeist geht es innerhalb von einmalig stattfinden Tagesveranstaltungen vorrangig um die pragmatisch-administrative Ausgestaltung des Gemeinsamen Lernens auf Ebene der Einzelschule. Eine langfristige Unterstützung in einem Verständnis schulischer Inklusion als ganzheitlichen-pädagogischen Schulentwicklungsauftrag auf Ebene der Einzelschule bleibt häufig aus 13.

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g_bu_1787_as_4.jpgUns als Schulleitung ist aufgefallen, dass wir immer wieder über, ja, die Inklusion kommt, was heißt das juristisch, wie ist das Zuweisungsverfahren. Wir haben über Quoten von Kindern gesprochen. Welche Schulen sind mit im Boot, welche nicht? Welche müssen die Arbeit mehr machen und nicht? Aber es ist nie irgendwo einmal gesagt worden, wenn ihr in Implementierungsprozesse geht, ihr müsst mit Widerständen rechnen. Wie geht ihr mit Widerständen um? Wie implementiert ihr das inhaltlich? Auf welche Dinge müsst ihr achten? Was solltet ihr sinnvoller Weise als Unterstützungssysteme bauen? Es gibt ja so Grundgelingensbedingungen an der Stelle für Inklusion. Und das ist alles mehr oder weniger bei mir ein Eigenstudium gewesen.
(Schulleitender, Gesamtschule)
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Der Inhalt dieser DGUV Information geht einen deutlich anderen Weg. Ganz im Sinne Holzbrechers (vgl. Zitat oben) sollen Impulse und Empfehlungen dazu verwendet werden, eine engere Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis aufzubauen und die Verknüpfung von (theoretisch und empirisch ausgerichtetem) Reflexionswissen mit Praxiserfahrung anzubahnen. Gerade in der teilweise emotional aufgeladenen Diskussion um das Thema schulische Inklusion verspricht der Blick durch die Theorie- und Empirie-Brille eine Versachlichung der Schulentwicklungsprozesse, die für das Schulleitungshandeln sehr hilfreich sein kann. Dies kann den Schulen nicht allein überlassen werden.

Holzbrecher 2015

Amrhein & Badstieber 2014