DGUV Information 215-450 - Softwareergonomie

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Abschnitt 8.5 - 8.5 Textgestaltung

8.5.1 Verständliche Texte

Texte bzw. Informationen sind verständlich, nicht kompromittierend oder beleidigend und entsprechend dem Vokabular der Benutzerinnen und Benutzer zu formulieren. Fachbegriffe oder kryptische Codes sind zu vermeiden (sofern diese nicht gebräuchlich sind). Im Unterschied zur Leserlichkeit, die sich auf die visuelle Erkennbarkeit bezieht, ist mit Lesbarkeit die Verständlichkeit von Texten und Informationen generell gemeint. Wie verständlich ein Text ist, wird durch die sprachliche Gestaltung im Kontext der Aufgabe beeinflusst. Je verständlicher Beschriftungen oder Meldungstexte sind, desto leichter ist es, die aktuelle Dialogsituation zu verstehen, die nächsten Arbeitsschritte zu erledigen und das System zu erlernen.

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Abb. 29
Ungünstiger Meldungstext

In der abgebildeten Meldung (siehe Abbildung 29) wird die Benutzerin bzw. der Benutzer gewissermaßen "beschuldigt", einen Fehler gemacht zu haben. Auch das Wort "unverzüglich" ist nicht angemessen. Es werden keine verständlichen Angaben gemacht, welches Feld eigentlich betroffen ist, sondern es wird nur ein kryptischer Code angezeigt. Mit dieser Meldung hat die Benutzerin oder der Benutzer Schwierigkeiten, das Feld zu finden und den Fehler zu korrigieren.

Funktionen sollten mit Verben wie "Speichern" oder "Schließen" bezeichnet werden. Für das Aufrufen von Masken sollten hingegen Substantive verwendet werden, z. B. "Einstellungen". Innerhalb der Anwendung ist auf eine einheitliche Terminologie und Formulierung zu achten. So kann z. B. die Funktion zur Übermittlung von Daten immer "Senden" genannt werden, und nicht an einigen Stellen "Datei übertragen" oder "Upload".

Abkürzungen in Beschriftungen können zu einer schlechteren Verständlichkeit führen. In der Abbildung 30 ist die etwas ungewöhnliche Abkürzung der Postleitzahl und des Ortes zu sehen.

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Abb. 30
Kryptische, nicht verständliche Beschriftung von Eingabefeldern

8.5.2 Positive und negative Darstellung von Text

Texte sollten in dunkler oder schwarzer Schrift vor einem hellen Hintergrund dargestellt werden (Positivdarstellung). Ein angemessener Wert für einen Kontrast ist dabei nicht zu unterschreiten. Softwareseitig sollte hier ein theoretischer Kontrast von mindestens 4,5:1 programmiert sein (siehe Abschnitt 8.7 Farben). Das Gleiche gilt für Symbole. Sie sollten ebenfalls vor einem hellen Hintergrund in dunkleren Farben dargestellt werden (siehe Abbildung 31).

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Abb. 31
Inverse Darstellung von Textabschnitten

Grundsätzlich sind inverse Darstellungen von Textabschnitten zu vermeiden. In Bezug auf die Aufgabenstellung kann dies aber im Einzelfall von Vorteil sein, z. B. zur Markierung der Auswahl in einer Liste.

8.5.3 Hervorheben und Darstellen von Text

In Fließtexten werden einzelne Wörter hervorgehoben, um die Aufmerksamkeit des Lesers bzw. der Leserin darauf zu lenken. Hervorhebungen innerhalb von Fließtexten sind sparsam zu verwenden. Mögliche geeignete Hervorhebungen sind z. B. Fettdruck, eine andere Textfarbe oder eine andere Hintergrundfarbe, ungeeignet sind z. B. inverse Darstellung oder Großschreibung (siehe Abbildung 32). Unterstreichen sollte in der Regel für die Kennzeichnung von Links vorbehalten sein. Die inverse Darstellung ist für Textmarkierung und Auswahl reserviert. Kursive Zeichen sind wegen des sogenannten Treppeneffekts (siehe Abschnitt 8.6.4 Glättung von Schrift) bei kleineren Schriften eher zu vermeiden. Mittlerweile gibt es jedoch gute Varianten von Bildschirmschriften, die auch eine Kursivdarstellung gut wiedergeben (z. B. Calibri). Allerdings kommt es hier auch auf Schriftgröße oder den eingestellten Zoomfaktor an.

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Abb. 32
Verschiedene Hervorhebungen von Text

Für Benutzerinnen und Benutzer wichtige Informationen wie z. B. der Name einer Person in einem Eingabefeld sind ohne Ausnahme in normaler Groß- und Kleinschreibung zu schreiben (siehe Abbildung 33).

EIN TEXT, DER PLÖTZLICH NUR GROß IST, IST DEUTLICH SCHWIERIGER ZU LESEN, ALS EIN NORMALER TEXT MIT GROß- UND KLEINSCHREIBUNG.
Ein Text, der plötzlich nur groß ist, ist deutlich schwieriger zu lesen, als ein normaler Text mit Groß- und Kleinschreibung.

Abb. 33
Unterschied zwischen Großschreibung und Groß- und Kleinschreibung

Bei der Darstellung von Text ist darauf zu achten, wie viele Buchstaben eine Zeile hat. Ab ca. 80 Buchstaben pro Zeile oder bei sehr kurzen Zeilen (siehe Abbildung 34) wird der Text weniger gut leserlich.

Dies ist ein Beispiel für einen Text, der ca. 70-80 Zeichen pro Zeile hat.
Der Text hat eine gute Leserlichkeit.

Dies ist ein Beispiel für einen Text, der deutlich mehr als 80 Zeichen pro Zeile hat. Der Text verliert dadurch seine gute Leserlichkeit.

Dies ist ein
Beispiel für einen
Textverlauf
Mit zu wenigen
Buchstaben
pro Zeile. Er
ist weniger
gut lesbar.

Abb. 34
Unterschiedliche Textverläufe

8.5.4 Texte strukturieren

Texte sollten durch Gruppierungen strukturiert werden, um Informationen verständlicher zu gestalten. Wenn Listeneinträge, Texte oder Zahlenfolgen ohne Gruppierung in größerer Zahl (i. d. R. größer 8) angezeigt werden, so ist es ungleich schwieriger, diese Informationen zu erfassen. Ein Beispiel für die Gruppierung von Zahlen ist die IBAN. Die Gruppierung erleichtert das Lesen, Eingeben und Prüfen einer solchen Nummer (siehe Abbildung 35).

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Abb. 35
IBAN (links ungruppiert, rechts gruppiert)