DGUV Information 215-450 - Softwareergonomie

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Abschnitt 4.4 - 4.4 Arbeitsgestaltung im Prozess der Softwareimplementierung

Die Zufriedenheit von Benutzerinnen und Benutzern ergibt sich einerseits aus den Merkmalen der Software und andererseits aus der Art und Weise, wie die Arbeitsaufgaben gestaltet sind. Darüber hinaus ist bei der Einführung von Software eine klare Strukturierung und Segmentierung von Arbeitsaufgaben und -prozessen nötig. Die beiden folgenden Punkte fördern somit ein erfolgreiches Arbeiten an IT-gestützten Arbeitsplätzen und bilden die Grundlage für die Gestaltung von gesundheitsgerechter Arbeit:

  1. 1.

    Die Gestaltung von softwaregestützten Arbeitsaufgaben sollte folgende Aspekte der Arbeitsorganisation berücksichtigen:

    • Software sollte Handlungsspielräume bieten: Die Reihenfolge, das Tempo und die Vorgehensweise bei der Erledigung von Aufgaben sollte individuell bestimmt werden können.

    • Software sollte ausreichend Rückmeldung über ihre jeweiligen Handlungen anbieten. System- und Programmzustände sollten klar erkennbar sein.

    • Die Ganzheitlichkeit eines Arbeitsprozesses sollte immer erkennbar sein, um die Bedeutung und Sinnhaftigkeit der Aufgabe im gesamten Prozess zu verstehen.

    • Die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Beschäftigten sollten von der Software berücksichtigt werden und eine Mischung unterschiedlicher Tätigkeiten sollte stattfinden.

  2. 2.

    Die Gestaltung von Arbeitsabläufen und Unternehmensprozessen hat zum Ziel, den Mensch, die Technik und die Organisation sinnvoll zu verzahnen. Sie bedient sich dabei verschiedener Methoden des Projektmanagements, der Organisationsgestaltung und der Softwareentwicklung. Bei der Einführung neuer Software sollten insbesondere folgende Handlungsfelder berücksichtigt werden (siehe auch Kapitel 11 "Nutzungsqualität und Prüfung"):

    • Während der Zielfindung und Planung sollten Projektmanagementstrukturen eingerichtet, Stakeholder identifiziert, Projektpläne erstellt und Ressourcen (z. B. Personal, Expertise, finanzielle Mittel) bereitgestellt werden.

    • Bei tiefgreifenden Veränderungen der Arbeit durch die Einführung von Software sollte der Entwicklungs- und Einführungsprozess durch systematisches Changemanagement begleitet werden.

    • Bei der Entwicklung von Software bieten agile Arbeitsmethoden wie "Design Thinking" oder "Scrum" die Möglichkeit eines nutzerzentrierten Vorgehens und damit einer besseren Passung des Ergebnisses zu den Bedürfnissen der Benutzerinnen und Benutzer.

    • Die Softwareimplementierung sollte auf technischer und organisatorischer Ebene geplant werden. Die Partizipation der Benutzerinnen und Benutzer sollte bewusst möglichst schon in die Planung integriert werden.

    • Der Anwendungsstart sollte durch die Bereitstellung der technischen Infrastruktur und auf organisatorischer Ebene durch Schulungen, Informationen, und unter Umständen Struktur- und Prozessveränderung unterstützt werden.

    • Die Benutzerinnen und Benutzer sollten z. B. durch Handbücher, Leitfäden und Hotlines unterstützt werden.

    • Mit dem Ziel eines effizienten Fehler- und Verbesserungsmanagements sollten transparente Kommunikationsstrukturen definiert und eingerichtet werden.

    • Eine Evaluation und Qualitätssicherung kann durch eine transparente Erhebung von Kennzahlen und deren Bewertung stattfinden.

    • Die Software sollte kontinuierlich weiterentwickelt und an sich verändernde Arbeitsanforderungen angepasst werden können.

Sind diese Aspekte berücksichtigt, können beeinträchtigende Auswirkungen psychischer Beanspruchung auf diese Weise reduziert bzw. verhindert und das Erleben und Verhalten von Benutzerinnen und Benutzern im Umgang mit der Software positiv beeinflusst werden.