DGUV Information 207-024 - Risiko Nadelstich Blutübertragbaren Infektionen wirksam vorbeugen

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Abschnitt 2 - 2 Nadelstichverletzungen - häufiger als gedacht

Auf Station war heute viel zu tun - eigentlich wie immer. Die erfahrene Pflegefachperson Heike S. kommt ins Untersuchungszimmer. Auf dem Instrumententablett sieht sie eine abgelegte Kanüle und einen blutigen Tupfer liegen. "Typisch - hat mal wieder jemand nicht aufgeräumt." Gerade will Heike S. die Kanüle im Kanülenabwurfbehälter entsorgen, da kommt ihre Kollegin Mareike H. in den Raum und streift sie im Vorbeigehen. Heike erschrickt, zuckt unwillkürlich zusammen - und ehe sie sich versieht, sticht sie sich mit der Kanülenspitze in den linken Zeigefinger. "Verflixt, das war eine benutzte Kanüle! So etwas ist mir ja seit Ewigkeiten nicht mehr passiert. Sag mal, Mareike, was hatte der Patient von vorhin eigentlich ...?"

Ein Missgeschick? Studien in Deutschland weisen darauf hin, dass sich im Gesundheitsdienst jedes Jahr von hundert Beschäftigten bis zu zehn Menschen eine Nadelstichverletzung zuziehen. Die Europäische Kommission spricht von jährlich mehr als einer Million Nadelstichverletzungen in der EU. Dabei stammen die ausgewerteten Daten überwiegend aus der stationären Patienten- und Bewohnerversorgung (Quelle: "From needlesticks to sharps. The added value", Film EU-Kommission, GD "Beschäftigung, Soziales und Integration", Feb 2012).

Was die tatsächliche Zahl der Stichverletzungen betrifft, ist jedoch von einer Dunkelziffer auszugehen: Längst nicht jede Stichverletzung wird dokumentiert oder gemeldet. Schätzungen von Experten zufolge wurden in der Vergangenheit 50 bis 90 Prozent der Nadelstichverletzungen nicht gemeldet (Quelle: Mülder, Deutsches Ärzteblatt 2005; 102(9): A-558).

Inzwischen ist es für Betriebe verpflichtend, ein Meldesystem zu etablieren, um die innerbetriebliche Dunkelziffer zu verringern.

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Abb. 3
Die häufigste Tätigkeit, bei der es zum Unfall kam, ist die Entsorgung. An zweiter oder dritter Stelle stehen chirurgische Prozeduren und Injektionen.