DGUV Information 206-019 - Rundum gestärkt - Wie psychosoziale Faktoren bei der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen am Arbeitsplatz berücksichtigt werden können

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Abschnitt 4.3 - 4.3 Was Unternehmen tun können: Unterstützung bei gesundheitsförderlichem Verhalten und Mitarbeiterbeteiligung

Gesundheitsförderliches Verhalten am Arbeitsplatz

Bei der Prävention von Rückenbeschwerden am Arbeitsplatz denken die meisten sicher zuerst an Rückenschulen oder ähnliches. Es gibt eine Vielzahl von Ansätzen, die gut kombiniert werden können und somit Aussicht auf Erfolg haben. Folgende Aspekte können bei der Planung hilfreich sein.

Bedarfsgerecht und zielorientiert

Maßnahmen nach dem Gießkannenprinzip anzubieten, zeigt selten die gewünschten Effekte. Ziele, gefährdete Zielgruppen und entsprechende Programminhalte sollten nach einer vorangegangenen Analyse (u.a. Gefährdungsbeurteilung, Gesundheitsberichte der Krankenkassen) festgelegt werden. Dementsprechend kann es Angebote für Produktionsmitarbeitende, für Übergewichtige oder für Menschen mit chronischen Beschwerden geben.

Die Kombination macht's!

Die Kombination von technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen ist am wirksamsten. Einzelne, punktuell eingesetzte Angebote, wie z. B. Informationsveranstaltungen und -schulungen oder die Bereitstellung von ergonomischen Hilfsmitteln haben einen geringen bis gar keinen Einfluss auf Fehlzeiten und Beschwerden. Das ist heute vielfach belegt.

Beispiele für technische Maßnahmen sind höhenverstellbare Schreibtische, bei organisatorischen Maßnahmen sind Veränderungen der Aufgabengestaltung oder Pausenregelungen denkbar. Auf personenbezogener Ebene könnten Informationsveranstaltungen, Übungen am Arbeitsplatz, Bewegungsangebote oder Anti-Stress-Seminare hilfreich sein. Gewohntes Verhalten lässt sich meist nicht durch isolierte, einmalige oder kurzzeitige Maßnahmen verändern.

Auch die häufig genannte Rückenschule wirkt eher dann, wenn Sie auf einen längeren Zeitraum, zum Beispiel als Kurs, angelegt ist. Außerdem sollten individuelle Bedürfnisse und Belastungen der einzelnen Teilnehmenden berücksichtigt werden.

Körperliche Übungsprogramme können nachgewiesenermaßen die Aktivität von Beschäftigten erhöhen und muskuloskelettalen Erkrankungen vorbeugen. Außerdem wirken sie Erschöpfungs- und Ermüdungszuständen entgegen.

Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Programme, die mehrere Komponenten der Bewegungsförderung enthalten und diese mit individuellen Einzelmaßnahmen kombinieren, effektiver sind als jede Intervention für sich. Ein solches Programm könnte z. B. die Schaffung von Bewegungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz und Kooperationen mit Fitnesseinrichtungen vor Ort in Kombination mit individuellen Beratungen oder spezifischen Verhaltenstrainings am Arbeitsplatz sein.

Im Rahmen des Stressmanagements sind insbesondere Maßnahmen und Angebote zur Förderung der Entspannung, Erweiterung der persönlichen Handlungs- und Problemlösekompetenzen und Ressourcen besonders wirksam. Techniken und Übungen zum Umgang mit Stress können in Kursen und Seminaren erlernt werden und später persönlich am Arbeitsplatz angewendet werden; z.B.

  • Autogenes Training

  • Progressive Muskelentspannung

  • Tai Chi, Qi Gong, Yoga

  • Meditations- und Achtsamkeitsansätze

  • Förderung der sozialen Kompetenz (z. B. durch Rollenspiele)

  • Veränderung von Einstellungen und Bewertungen zum Thema "Stress erzeugende Gedanken"

  • Erwerb von Zeit- und Selbstmanagement-Techniken

Mitarbeiterbeteiligung

Beschäftigte sind selbst die Experten für ihre Arbeitssituation. Wenn man sie beteiligt, bilden die Ergebnisse das praktische Erfahrungswissen der Beschäftigten ab. Dadurch sind sie maßgeschneidert für die eigene Organisation.

Möglichkeiten von organisierter Mitarbeiterbeteiligung sind z.B.:

  • Betriebliches Vorschlagwesen

  • Qualitätszirkel

  • Gesundheitszirkel

  • Gruppenarbeit

  • Projektgruppe

Mit der Informationsschrift "So geht's mit Ideen-Treffen" der DGUV steht ein erprobtes Praxiskonzept mit entsprechenden Tipps und Empfehlungen zur Verfügung. Dieses kann auch in kleineren und mittleren Betrieben zum Einsatz kommen und bietet den Beschäftigten vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten. Es ist vielfach bestätigt worden, dass auch Maßnahmen der Gesundheitsförderung eher Wirkung zeigen, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Planung, Einführung und Durchführung mit einbezogen waren.