DGUV Information 211-036 - Belastungen und Gefährdungen mobiler IKT-gestützter Arbeit im Außendienst moderner Servicetechnik Handlungshilfe für die betriebliche Praxis - Gestaltung der Arbeit

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Anhang 1 - Grundsätze aus der BGI 650

Im Folgenden werden diejenigen Gestaltungsgrundsätze und -kriterien aus der Information "Bildschirm- und Büroarbeitsplätze" (BGI 650), die auch für mobile Bildschirmarbeit mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnologie sinnvoll sind, zusammengestellt. Sie sollen der Auswahl geeigneter Geräte dienen (vgl. hierzu auch die Gestaltungsempfehlungen 5.1 Technik).

Als Bildschirmgeräte werden sowohl spezielle Geräte mit fest installierten Anwendungen (z.B. aus dem Bereich der Messtechnik) als auch Standard-Systeme (z.B. Tablet-PCs auf Windows- oder Androidbasis) verwendet.

Generell, also unabhängig von Art und Typ des Bildschirmgerätes, sollte die Darstellung von alphanumerischen Zeichen auf einem Bildschirmgerät folgende allgemeinen Anforderungen erfüllen:

  • Die dargestellten Zeichen müssen scharf, deutlich und ausreichend groß sein.

  • Die dargestellten Zeichen müssen einen angemessenen Zeichen- und Zeilenabstand haben.

  • Das dargestellte Bild muss stabil und frei von Flimmern sein und darf keine Verzerrungen aufweisen.

Zeichenschärfe:

Um die maximale Zeichenschärfe zu erreichen, empfiehlt es sich, den Bildschirm in der optimalen Auflösung ("physikalische" oder "native" Auflösung") zu betreiben. Die technische Beschreibung sollte eine Angabe dazu enthalten. Die Zeichengröße wird nicht über die Auflösung, sondern über die Software eingestellt! Da in manchen Fällen softwarebedingt kleinere Auflösungen als die physikalische Auflösung des LCD-Bildschirms benutzt werden, um die Größe von sonst zu kleinen Zeichen zu verändern, sollten vor einer Kaufentscheidung möglichst alle benutzten Softwareanwendungen mit den in Frage kommenden LCD-Bildschirmen und Grafikkarten geprüft werden. Die Zeichengröße sollte generell über die installierte Software einstellbar sein. Es gilt folgender Zusammenhang zwischen Zeichenhöhe und Sehabstand (Abb. 17).

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Abb. 17 Zusammenhang zwischen Zeichenhöhe und Sehabstand

Das heißt z.B., dass beim theoretisch optimalen Sehabstand von 50 cm die Zeichenhöhe mindestens 3,2 mm betragen sollte. Beispiel: Handelt es sich bei dem Bildschirmgerät um einen stationären Standard-PC, sollte daher kein Bildschirm mit einer Bilddiagonale unter 14,3 Zoll eingesetzt werden.

Reflexionen und Spiegelung:

Zur Vermeidung von Reflexionen und Spiegelungen sollten Bildschirme sehr gut entspiegelt sein, d.h. insbesondere, dass die Bildschirmgeräte mit hochglänzenden Bildschirmoberflächen ungeeignet sind für den mobilen Einsatz. 17

Grundsätzlich bewirkt die Darstellung dunkler Zeichen auf hellem Untergrund (Positivdarstellung), dass sich nicht ganz vermeidbare Reflexionen und Spiegelungen weniger störend auswirken und eine flexiblere Aufstellung innerhalb der Arbeitsumgebung ermöglicht wird.

Flimmerfreiheit:

Flimmerfreiheit ist bei LCD-Bildschirmen, wenn sie digital angesteuert werden technisch bedingt gewährleistet. Technologiebedingt bietet ein LCD-Bildschirm auch bei einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz (in der Regel von den meisten Herstellern empfohlen) ein absolut flimmerfreies Bild. Bei CRT-Bildschirmen sollte eine Bildwiederholfrequenz von 85 Hz nicht unterschritten werden.

Auch für mobile, in unterschiedlichen Umgebungen eingesetzte Bildschirme gilt aufgrund der bisherigen Erfahrungen, dass eine flimmerfreie Positivdarstellung bessere Anpassungsmöglichkeiten an die physiologischen Eigenschaften des Menschen und an die Arbeitsumgebung bietet.

Blickwinkel und Sehabstand:

Optimaler Blickwinkel und Sehabstand sind bei mobilem Einsatz in der Regel nicht immer zu gewährleisten. Dennoch sollte versucht werden, durch geeignete Positionierung des Bildschirmgerätes den optimalen Bedingungen möglichst nahe zu kommen.

Der Sehabstand zum Bildschirm sollte 50 cm möglichst nicht unterschreiten. Die Oberkante des Bildschirmes sollte unterhalb der Augenhöhe liegen, so dass man mit leicht geneigtem Blick bzw. Kopf auf den Bildschirm hinunterschaut.

Tastatur:

Für Tastaturen an Bildschirmgeräten ist eine ergonomische Bedienbarkeit wegen der insgesamt ungünstigen Einsatzbedingungen besonders zu beachten.

Diese ist gegeben, wenn eine sichere Rückmeldung der Tastenbetätigung für den Benutzer sowie ein schnelles Auffinden der jeweiligen Taste und eine gute Fingerführung gewährleistet sind. Dies erfordert:

  • Tastenflächen mit Kantenlängen oder Durchmessern von 12 mm bis 15 mm und Tastenmittenabstände von 18 mm bis 20 mm 18

  • eine einheitliche Anordnung von Zeichentasten

  • eine deutliche Abhebung von Funktionstasten und Funktionsblöcken, z.B. durch Farbe, Form, Abstand, Lage,

  • eine Begrenzung der Mehrfachbelegungen einzelner Tasten,

  • eine sichere Rückmeldung der Tastenbetätigung 19

  • eine Positivdarstellung der Zeichen auf der Tastatur.

Nach DIN EN ISO 9241-7 und DIN EN ISO 13406-2 werden Bildschirme bezüglich ihrer Reflexionseigenschaften, für Positiv- und Negativdarstellung getrennt, in drei Reflexionsklassen eingeteilt. Nur Bildschirme der Reflexionsklasse I sind für den mobilen Einsatz zu empfehlen.

Diese Maße gelten für die Bedienung ohne Handschuhe. Für eine Bedienung mit Handschuhen wird bei gleicher Tastengröße ein Tastenmittenabstand von 40 mm empfohlen.

Bei mechanischen Tasten kann dies durch einen Tastenweg von 2 mm bis 4 mm und einem deutlich wahrnehmbaren Druckpunkt sowie einer Tastendruckkraft in der Größenordnung von 0,5 N bis 0,8 N gewährleistet werden. Bei Touchpoints durch eine entsprechende akustische und/oder optische Rückmeldung.