DGUV Information 213-032 - Gefahrstoffe im Gesundheitsdienst

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Abschnitt C - C STICKSTOFFMONOXID ZUR INTENSIVMEDIZINISCHEN BEHANDLUNG

Beim Einatmen von Stickstoffmonoxid (NO) in erhöhter Konzentration besteht die Gefahr einer akut toxischen Wirkung sowie von Schleimhautreizungen. Die Reizwirkung ist dabei auf Stickstoffdioxid (NO2) zurückzuführen, das sich aus Stickstoffmonoxid mit Sauerstoff bildet. Zudem sind die physikalischen Eigenschaften zu beachten. Es handelt sich um ein Gas unter Druck, das bei Erwärmung explodieren kann. Es kann Brand verursachen oder verstärken.

Stickstoffmonoxid wird zur intensivmedizinischen Behandlung bei Patienten und Patientinnen mit pulmonalen und kardialen Störungen angewandt. Die Behandlung wird vom Neugeborenenalter bis zum Erwachsenenalter durchgeführt. Die Behandlungsdauer liegt zwischen einigen Stunden und mehreren Tagen. Stickstoffmonoxid liegt als Ausgangsgemisch mit 800 ppm in Stickstoff in einer Gasflasche vor. Die Verdünnung mit Sauerstoff auf die für den Patienten und die Patientin geeignete Anwendungskonzentration erfolgt über eine NO-Versorgungseinheit. In der Regel liegt die applizierte Stickstoffmonoxidkonzentration zwischen 5 und 20 ppm NO in Sauerstoff. Durch den beigemischten Sauerstoff entsteht unvermeidlich auch Stickstoffdioxid. Die zugeführte NO-Konzentration wird an der NO-Versorgungseinheit eingestellt und automatisch geregelt. Die Stickstoffmonoxidapplikation erfolgt bei beatmeten Patienten und Patientinnen über einen intratracheal liegenden Tubus, bei spontan atmenden Patienten und Patientinnen erfolgt die Applikation über eine Sauerstoffbrille oder High-Flow-CPAP-Brille. Dabei handelt es sich um eine offene Nasenmaske mit zwei Kanülen, die in die Nase eingeführt werden. Stickstoffmonoxidemissionen können zu einer Exposition der Beschäftigten führen.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Emissionsquellen:

  • Während der Vorbereitung des Geräts für den Einsatz an dem Patienten oder der Patientin wird NO/NO2 aus dem Ausgangsgemisch kurzzeitig freigesetzt und über einen kleinen Druckentlastungsschlauch hinter dem Gerät in den Raum abgeblasen. Die Menge ist nicht bekannt. NO/NO2 gelangt dadurch kurzzeitig in die Raumluft.

  • Während der Applikation ist die Schnittstelle Beatmungssystem-Patient/Patientin die wesentliche NO/NO2- Emissionsquelle, sowohl bei der Zuführung als auch bei der Ausatmung. Nur ein Teil des applizierten Stickstoffmonoxids wird vom Körper aufgenommen, der Rest wird abgeatmet. Je nach Beatmungsform wird Ausatemluft über ein Vakuumsystem abgesaugt. Ist diese Absaugung nicht ausreichend wirksam, kann NO/NO2 in die Raumluft gelangen. Auch bei einem Tubusleck kann NO/NO2 in die Raumluft gelangen. Bei nicht-invasiver Beatmung kann eine nicht dicht abschließende Nasenbrille zu Emissionen führen.

Bei der Vorbereitung der Behandlung traten kurze NO-Emissionsspitzen durch das Spülen der Geräte mit dem konzentrierten NO/N2-Gemisch auf. Aufgrund der Dauer (wenige Sekunden) und der geringen Häufigkeit dieses Vorgangs (nur beim Anschluss des Patienten oder der Patientin) wird davon ausgegangen, dass diese Emissionen nicht zu einer wesentlichen Belastung führen. Dennoch können diese Belastungsspitzen vermieden werden, wenn zum Beispiel das Spülgas über einen verlängerten Schlauch zu einer Abluftöffnung geführt wird.

Untersuchungen der BGW bei der Beatmung sowohl mit Tubus als auch mit Sauerstoffbrille von wenige Wochen alten Kindern konnten Stickoxide nicht nachweisen. Die über eine Dauer von mehreren Stunden am Patientenbett ermittelten Messergebnisse lagen unter der Bestimmungsgrenze des eingesetzten Messsystems von circa fünf Prozent des MAK-Wertes von Stickstoffmonoxid (Luftgrenzwert von 0,63 mg/m3 als Empfehlung der MAK-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft). Der Stickstoffmonoxid-AGW von 2,5 mg/m3 wird unterschritten. Stickstoffdioxid konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden und lag naturgemäß in noch geringerer Konzentration vor. Auch für NO2 kann daher von einer Unterschreitung des AGWs von 0,95 mg/m3 ausgegangen werden.

Aufgrund des gesamten Arbeitsverfahrens kann eine Leckage während der Vorbereitungen und der Applikation nicht ausgeschlossen werden. Die vorliegenden Messungen haben aber gezeigt, dass die Belastungen durch Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid bei der Patientenversorgung, zumindest bei Babys, sehr gering sind.