DGUV Information 213-026 - Sicherheit und Gesundheit im chemischen Hochschulpraktikum Grundwissen für Studierende

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Abschnitt 3.1 - 3.1 Umgang mit Laborglas

Achtung Verbrennungsgefahr: Heißes Glas sieht genauso aus wie kaltes Glas!

Apparaturen im chemischen Laboratorium bestehen überwiegend aus Glas, in der Regel aus Borosilikatglas 3.3. Bei allen Vorteilen, die dieses Material für das chemische Arbeiten bietet, birgt es durch seine mechanische Verletzlichkeit auch Gefahren. Verletzungen an zerbrochenen Glasgefäßen mit z. T. erheblichen Schnittwunden bilden daher die Kategorie der häufigsten Laborunfälle.

Oberstes Gebot beim Umgang mit Glasgeräten ist es daher, alle Glasgeräte vor der Benutzung auf Unversehrtheit zu prüfen und jegliche Gewaltanwendung zu vermeiden.

Sternchen und tiefe Kratzer aber auch Luftblasen im Glas können insbesondere beim Erwärmen oder bei Unterdruck (z. B. bei Vakuumdestillationen oder am Rotationsverdampfer) zum Bruch und zur Freisetzung von Chemikalien führen. Sofern Unsicherheiten bestehen, ist die Praktikumsbetreuung zu fragen!

Die Grundzüge in der Technik der Glasbearbeitung sollten den Studierenden vermittelt werden, um die notwendige Sicherheit bei Tätigkeiten mit Glas zu erwerben.

Nachfolgende Hinweise sollen zeigen, wie Situationen vermieden werden können, die zu Glasbruch und Verletzungen führen.

Glasbruch beim Aufsetzen und Anstoßen

Glasgeräte vorsichtig aufsetzen, nicht am Labortisch anstoßen oder auf unebenen Stellen absetzen. Punktförmig angreifende Kräfte, wie z. B. Sandkörner auf Tischen, sind für Glasgeräte gefährlich.

Glasbruch durch Verdrehen oder Biegen

Glas bricht leicht, daher immer am kurzen Hebelarm anfassen. Herausragende Glasenden (T-Stücke, Kühlwasseranschlüsse an Kühlern etc.) nicht als Hebelarm beim Hantieren benutzen.

Schneiden an scharfen Kanten

Angebrochene Ränder von Glasgeräten führen zu Verletzungen an den scharfen Kanten. Solche Geräte dürfen nicht mehr verwendet werden, sie sind vom Glasbläser zu reparieren oder zu entsorgen.

Glasbruch beim Durchführen von Glasrohren, Glasstäben oder Thermometern durch die Bohrung eines Stopfens, Aufziehen von Schläuchen auf die Glasansätze von Kühlern oder Saugflaschen

Zylindrische Glasteile werden leicht mit Glycerin geschmiert und mit mäßigem Druck unter leichten Drehbewegungen bei möglichst kurzem Hebelarm in Bohrungen eingeführt. Zusätzlich werden die Hände durch Schnittschutzhandschuhe, notfalls ein umgewickeltes Handtuch, geschützt (siehe Abbildung 8).

Mehr Sicherheit bieten Schraubverschluss-Durchführungen mit Standard-Glasgewinden oder Glasflansche.

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Abb. 8
Sicheres Durchführen eines Glasrohrs durch einen Stopfen

Lösen festsitzender Schläuche

Solche Schläuche schneidet man ab und entfernt die Reste vorsichtig mit einem scharfen Messer vom Glas (Schnittschutzhandschuhe tragen, Glasoberfläche nicht beschädigen).

Lösen festsitzender Schliffverbindungen von Apparaturen und Flaschen

  • Praktikumsbetreuung oder erfahrene Kommilitonen bzw. Kommilitoninnen zu Rate ziehen, insbesondere bei Flaschen mit festsitzenden Glasschliffstopfen

  • bei nicht entzündbaren Substanzen erwärmt man die (Kegel-)Schliffverbindung rasch mit einem Heißluftföhn (wobei sich die Hülse schneller ausdehnt als der Kern) bis sich die Verbindung durch Drehbewegung (mit geschützten Händen!) leicht lösen lässt.

  • Vorsicht bei ineinander steckenden unterschiedlichen Glasarten, je nach Ausdehnungskoeffizient kann der Kern die Hülse dabei sprengen. Abhilfe schafft die Verwendung z. B. von Teflonhülsen oder Teflonringen, Glasgewindeverschraubungen oder Glasflanschen als Ersatz für Schliffe. Vorsicht, wenn das Gefäß oder die Apparatur unter Druck stehen oder entzündbare Stoffe enthalten.

Glasbruch und Verletzungsgefahr beim Aufbau von Glasapparaturen unter Spannung

Versuchsapparaturen aus Glas sind immer ohne mechanische Spannung im Glas und standsicher mit Stativklemmen aufzubauen (siehe Kapitel 3.3). Durch Spannungen in der Apparatur kann es zum Brechen von Glasteilen oder Schliffen kommen.