DGUV Information 203-058 - Schutz gegen Absturz bei Arbeiten an elektrischen Anlagen auf Dächern

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Abschnitt 7.5 - Einsatz von PSAgA in speziellen Arbeitssituationen

7.5.1
Arbeiten an Dachkanten (Dächer mit Neigungen ≤ 20°)

Werden Arbeiten an Dachkanten unter Einsatz von PSAgA durchgeführt, legen die Beschäftigten die Schutzausrüstung an, bevor sie den Absturzgefährdeten Bereich (Abstand zur Dachkante ≤ 2 m) betreten.

Sind auf der Dachfläche keine festen Anschlagpunkte vorhanden, können auch temporäre Anschlagpunkte verwendet werden.

Die Länge der Verbindungsmittel, einschließlich Seilkürzer und Falldämpfer, wird von den Beschäftigten so eingestellt, dass Stürze über Dachkanten vermieden werden.

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Abb. 7.5.1.1: Durch die Position des Anschlagpunktes in ca. 2,5 m Entfernung von der Dachkante ist auch bei max. Einstelllänge des Verbindungsmittels ein Absturz nicht möglich.

Die Funktion von Anschlagpunkten hängt unmittelbar mit deren sachgerechtem Einbau zusammen. Vor der Benutzung von Anschlagpunkten werden diese einer Sichtprüfung unterzogen.

Bei der Prüfung vor Benutzung ist auf Korrosion, Rissbildung und Verformung der Bauteile und deren vollständiger Befestigung zu achten. Bei lockeren Befestigungen dürfen die Anschlagpunkte nicht benutzt werden.

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Abb. 7.5.1.2: Das Bild zeigt eine Anschlagkonstruktion, bestehend aus einem gespannten Drahtseil. Das Verbindungsmittel ist über einen beweglichen Anschlagpunkt mit dem Drahtseil verbunden.

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Abb. 7.5.1.3: Anschlageinrichtung mit horizontaler beweglicher Führung in Verbindung mit einem Bandfalldämpfer.

7.5.2
Einsatz von PSAgA bei Arbeiten auf geneigten Dächern (Neigung > 20°)

Auf Dächern mit Neigungen > 20° besteht an jedem Punkt die Gefährdung des Wegrutschens mit anschließendem Absturz über die Dachkante. Daher wird vor dem Betreten der Dachfläche die PSAgA angelegt und an einem Anschlagpunkt befestigt (siehe nachfolgende Abbildungen).

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Abb. 7.5.2.1: Beispiel 1:

Vor dem Aussteigen aus der Dachluke wird mittels Bandschlaufe ein Anschlagpunkt am Dachständer eingerichtet. Das Sicherungsseil wird mittels Karabinerhaken an der Bandschlaufe befestigt.

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Abb. 7.5.2.2: Beispiel 2:

Bevor der Mitarbeiter die Dachfläche besteigt, sichert er sich mit seinem mitlaufenden Auffanggerät am Sicherungsseil (bewegliche Führung). Zur Durchführung der Arbeit am Dachständer sichert sich der Mitarbeiter zusätzlich mit dem Halteseil.

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Abb. 7.5.2.3: Beispiel 3:

Als Anschlagpunkte auf Dächern können auch Sicherheitsdachhaken benutzt werden.

Wie in Abb. 7.5.2.2 wird das mitlaufende Auffanggerät am Sicherungsseil befestigt.

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Abb. 7.5.2.4: Beispiel 4:

Der Mitarbeiter befestigt den Klapphaken (Verbindungselement) mit Sicherungsseil mit Hilfe einer Teleskopstange an einem Anschlagpunkt. Bei dieser Tätigkeit positioniert sich der Mitarbeiter mit seinem Halteseil an der Anlegeleiter. Die Anlegeleiter ist gegen seitliches Verrutschen und Kippen gesichert (siehe Abschnitt 4.3).

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Abb. 7.5.2.5: Beispiel 5:

Nach Schaffung des Verkehrsweges durch eine Dachleiter kann der Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz unter Benutzung der PSAgA erreichen.

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Abb. 7.5.2.6: Beispiel 6:

Am Arbeitsplatz ist der Mitarbeiter über ein mitlaufendes Auffanggerät mit Sicherungsseil und einem Klapphaken am Dachständer gesichert.

Das Halteseil ermöglicht dem Mitarbeiter das Arbeiten mit beiden Händen. Der Leiterhersteller erlaubt in diesem Fall das Einhängen der Leiter in der obersten verstärkten Sprosse (siehe auch Abb. 6.2.2.2 und 6.2.2.3).

Stehen auf geneigten Dächern keine geeigneten Anschlagpunkte zur Verfügung, sind andere geeignete technische Lösungen zur Schaffung von Anschlagpunkten anzuwenden.

In der Praxis haben sich über den Dachfirst gespannte Sicherungsseile bewährt. In einem ersten Schritt wird hierbei ein Vorseil über den Dachfirst geworfen oder geschossen. Das nachgezogene Sicherungsseil wird an einem Anschlagpunkt auf der gegenüberliegenden Hausseite befestigt.

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Abb. 7.5.2.7: Beispiel 7:

Wurfsack (ca. 300g) mit daran befestigter Wurfleine (Vorseil). Beim Einsatz an Dächern mit Dachständern sind die elektrischen Gefährdungen zu berücksichtigen.

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Abb. 7.5.2.8: Beispiel 8:

Der Mitarbeiter wirft den Wurfsack mit der daran befestigten Wurfleine über den Dachfirst auf die andere Seite des Gebäudes.

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Abb. 7.5.2.9: Beispiel 9:

Auf der anderen Gebäudeseite wird die Wurfleine mit dem Sicherungsseil verbunden.

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Abb. 7.5.2.10: Beispiel 10:

Das an der Wurfleine befestigte Sicherungsseil wird über den Dachfirst gezogen.

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Abb. 7.5.2.11: Beispiel 11:

Das Sicherungsseil wird an einem geeigneten Anschlagpunkt, z.B. an der Abschleppöse eines Fahrzeuges, befestigt.

Das Fahrzeug muss für die Dauer der Arbeiten gegen Benutzung in geeigneter Weise gesichert sein.

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Abb. 7.5.2.12: Beispiel 12:

Mit einem mitlaufenden Auffanggerät sichert sich der Beschäftigte an dem über das Dach geführte Sicherungsseil vor der Benutzung der Leiter zum Aufstieg auf das Dach.

7.5.3
Begehen von und Arbeiten auf Steigleitern

Steigleitern als Zugangswege zu Dächern sind häufig mit Steigschutzeinrichtungen zum Schutz gegen Absturz ausgestattet.

Das Zusammenspiel des Auffanggerätes (siehe Abb. 7.4.9) mit der festen Führung ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Systeme. Es dürfen nur solche Auffanggeräte verwendet werden, die vom Hersteller für eine feste Führung vorgesehen sind.

Das Auffanggerät ist nach Vorgabe des Herstellers mit dem Auffanggurt zu verbinden. Keinesfalls dürfen Verlängerungen zwischen Auffanggurt und Auffanggerät eingesetzt werden, die nicht vom Hersteller vorgesehen sind.

Bei der Durchführung von Arbeiten auf Steigleitern kann durch eine ungünstige Position die sichere Funktion der Steigschutzeinrichtung, also das Zusammenspiel der festen Führung mit dem beweglichen Auffanggerät, beeinflusst werden. Daher ist zur Durchführung dieser Arbeiten eine Arbeitsplatzpositionierung mit Hilfe eines Halteseiles erforderlich.

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Abb. 7.5.3.1: Mitarbeiter auf der Steigleiter eines Antennentragwerkes. Die Sicherung zur Steigschutzschiene erfolgt hier über das Auffanggerät zur Steigschutzöse. Vor Arbeitsaufnahme sichert sich der Beschäftigte zusätzlich über sein Halteseil.