DGUV Information 207-019 - Gesundheitsdienst

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Abschnitt 3.4 - 3.4 Arbeitsorganisation

3.4.1
Nacht- und Schichtarbeit, Mehrarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit

Personal in Pflegeeinrichtungen arbeitet oft im Nacht- oder Schichtdienst. Dies führt wegen der dem Circadianrhythmus des Menschen entgegenlaufenden Arbeits- und Ruhezeiten zu Stressbelastung und sozialen Problemen. Nachtarbeit kann zu Schlafstörungen und Schlafmangel führen. Auch ständige Überstunden und die Arbeit an Sonn- und Feiertagen können zu sozialen und gesundheitlichen Problemen führen. Schichtpläne sind deshalb zu optimieren. Die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes müssen eingehalten werden. Beschäftigte, die nachts arbeiten müssen, sind berechtigt, sich auf Kosten des Unternehmens arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen. Weitere Informationen zur Nacht- und Schichtarbeit finden Sie z. B. in den Leitlinien "Nacht- und Schichtarbeit" der DGAUM und im Internetangebot der Gesellschaft für Arbeit und Ergonomie - ergo-online e. V.

3.4.2
Schnittstellenproblematik

Pflegepersonal organisiert im Krankenhaus oft den Heilungsprozess. Sind die Schnittstellen der einzelnen zusammenarbeitenden Dienste (ärztliches Personal, Pflegepersonal, Labor, Krankengymnastik, OP, Untersuchungsbereiche, Verwaltung) nicht ausreichend aufeinander abgestimmt, belastet dies das Pflegepersonal.

Ähnliche Probleme stellen sich in der stationären und ambulanten Pflege.

Abhilfe kann durch eine verbesserte und abgestimmte Organisation der Arbeitsabläufe bzw. der interdisziplinären Zusammenarbeit erreicht werden. Verbesserungspotenzial kann mithilfe der Instrumente "Betriebsklima und Gesundheit systematisch messen - Anleitung für eine Personalbefragung (BGW Betriebsbarometer - BGW 04-07-000/BAMGW) oder der BGW Arbeitssituationsanalyse erarbeitet werden.

3.4.3
Psychische Belastungen

Psychische Belastungen und Fehlbeanspruchungen des Pflegepersonals entstehen z. B. durch

  • Nacht- und Schichtdienst, Überstunden, Dienst an-Wochenenden und Feiertagen,

  • Mängel in der Arbeitsorganisation und/ oder der Zusammenarbeit,

  • emotionale Belastungen durch die Kommunikation mit Patienten und Patientin und Angehörigen,

  • Zeitmangel bei gleichzeitigem hohen Qualitätsanspruch an die Tätigkeit,

  • hohe Verantwortung, Führungsprobleme und mangelnde Sicherheits- und Personalausstattung,

  • häufige Nothilfesituationen, in denen ein vorschriftsmäßiges Arbeiten nicht möglich ist und auch der Patient bzw. die Patientin nicht zu Risiken befragt werden kann,

  • häufige Umstrukturierungen im Gesundheitsdienst,

  • und andere Faktoren.

Durch eine Gefährdungsbeurteilung ist zu ermitteln, ob psychische Belastungen auftreten. Als Ausgangspunkt können Fehlzeiten, Fluktuation, gesundheitliche Einschränkungen sowie die Aussagen von Betriebsarzt und Betriebsärztin und gewählter Vertretung der Beschäftigten herangezogen werden.

Situationsanalysen, z. B. nach der "BGW Arbeitssituationsanalyse", der "moderierte Gefährdungsbeurteilungen", z. B. nach der Initiative Neue Qualität der Arbeit - inqa, Befragungen der Beschäftigten z. B. nach "BGW betriebsbarometer" sowie arbeitsorganisatorische Untersuchungen wie im Beratungsangebot "BGW Arbeitsorganisation Pflege": "Abläufe optimieren, Beschäftigte stärken" (BGW 04-06-110/ TP-Ao-11) sind erprobte Analyseinstrumente.

Maßnahmen können an verschiedenen Ebenen ansetzen.

  • Eine Organisationsberatung hilft, die Zusammenarbeit ggf. in Gesundheitszirkeln zu optimieren.

  • Beschäftigte und Führungskräfte können trainiert werden, mit den Belastungen so umzugehen, dass sie dadurch weniger beansprucht werden z. B. "BGW-Personalkompetenz - Gesundheitsförderung durch Personalentwicklung" (BGW 04-07-006 | TP PRs)).

  • Hoch belasteten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, z. B. in der Onkologie u. Ä. sollten Coachingmöglichkeiten (z. B. Einzel- und Teamcoachings) wie Balint-Gruppen, Burnout-Prophylaxegruppen o. Ä. angeboten werden.

  • Auch das Angebot von Sport- und Stressabbaugruppen kann helfen.

  • Bei Umstrukturierungsmaßnahmen sollten die Beschäftigten zeitnah informiert werden und ihre Anregungen bei den Umstrukturierungsmaßnahmen einbringen können.

  • Führungskurse und Coaching sollte für Führungskräfte angeboten werden.