DGUV Information 203-052 - Elektrische Gefahren an der Einsatzstelle Vortrag für Einsatzkräfte

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Abschnitt 3.2.4 - Modul 4
Überflutete elektrische Anlagen

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Folie 98

Immer wieder treten Überschwemmungen in z.T. sehr großem Umfang auf, z.B.

  • Hochwasser

  • Sturmflut

  • Rohrbruch

  • Unwetter

Dabei werden auch elektrische Anlagen überflutet wie z.B.

  • Trafostationen

  • Kabelverteilerschränke

  • Hausinstallationen

Dieses Modul soll das sichere Verhalten der Einsatzkräfte bei überfluteten elektrischen Anlagen vermitteln.

Bereits im Vorfeld müssen Abstimmungen zwischen Einsatzkräften und Betreibern (z.B. Energieversorger, Gewerbebetrieb) erfolgen, insbesondere in hochwassergefährdeten Gebieten.

Die Gefahren durch den elektrischen Strom werden einleitend aus Modul 1 wiederholt und speziell für überflutete elektrische Anlagen ergänzt.

Die Informationen zum Aufbau des elektrischen Versorgungsnetzes (Modul 2) werden vorausgesetzt.

Gefahren des elektrischen Stromes

Körperstrom

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Folie 99

Werden spannungsführende elektrische Anlagen/-teile direkt berührt oder der erforderliche Schutzabstand unterschritten, kann es zu einem gefährlichen Stromfluss durch den menschlichen Körper kommen.

Bereits eine Annäherung kann ausreichen, sodass es zu einem Überschlag kommt und Strom durch den menschlichen Körper fließt.

Der elektrische Strom hat verschiedene Wirkungen auf den Menschen:

  • Körperdurchströmung

    Durch einen elektrischen Stromfluss im menschlichen Körper können die körpereigenen Muskelsteuerungen und die Tätigkeit des Herzens außer Kraft gesetzt werden.

  • Lichtbogenwirkung

    Lichtbögen entstehen z.B. bei Kurzschlüssen. Dabei können Temperaturen von mehreren 1 000 °C auftreten. Verbrennungen und Zellzerstörungen können die Folge sein.

  • Sekundäreinwirkung

    Unkontrollierte Bewegungen - beispielsweise wenn sich jemand erschreckt - können selbst bei einem leichten Stromschlag zu schweren Folgeunfällen (z.B. Sturzunfällen) führen.

Vom elektrischen Strom geht eine "schwer erkennbare Gefahr" aus, weil er nicht zu hören, zu riechen oder zu sehen ist. Der menschliche Körper reagiert sehr empfindlich auf Körperdurchströmungen. Das macht den elektrischen Strom besonders gefährlich.

Deswegen müssen Personen vor den Gefahren geschützt werden, die entstehen können beim:

  • Berühren ungeschützter aktiver Teile (z.B. herabhängende Freileitungsseile, unverschlossene elektrische Anlagen),

  • Unterschreiten der Schutzabstände z.B. durch Körperteile oder Gegenstände.

Die isolierende Wirkung der Luft wird durch die Leitfähigkeit des Wassers nahezu aufgehoben!

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Körperwiderstand

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Folie 100

Die Stromstärke durch den menschlichen Körper ist abhängig vom Körperwiderstand. Der Körperwiderstand ergibt sich aus dem Stromweg im menschlichen Körper.

Folgende Körperwiderstände werden angenommen:

StromwegKörperwiderstand
Hand - Hand1 000 Ohm
Hand - Fuß
Hand - Füße750 Ohm
Hände - Füße500 Ohm
Hand - Rumpf500 Ohm
Hände - Rumpf250 Ohm
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Mit diesen Werten und der jeweils vorhandenen Berührungsspannung kann die Stromstärke errechnet werden.

Bei einer Spannung U von 230 Volt beträgt der Strom I durch den Körper nach dem Ohmschen Gesetz

I = U/R

I = 230 V/1 000 Ohm

I = 230 mA.

Der Weg des Stromes im menschlichen Körper bestimmt, welche Körperteile oder Organe betroffen sind und ob der Stromfluss auch die Atemmuskulatur oder das Herz betrifft.

Die Auswirkungen auf den Körper hängen von der Stromstärke (Höhe des Stromes) und der Einwirkdauer ab.

Neben den hier genannten Werten, die den Körperwiderstand darstellen, wirken Schuhe, Kleidung usw. als weitere Widerstände. Diese zusätzlichen Widerstände können bewirken, dass nicht jede Körperdurchströmung zwangsläufig zu den aufgezeigten Folgen führen muss.

Bei überfluteten Räumen besteht eine großflächigere Verbindung zum Erdpotential, z.B. Beine stehen im Wasser. Dadurch sinkt der Übergangswiderstand und es ist mit wesentlich höheren, gefährlicheren Körperströmen zu rechnen! Es besteht Lebensgefahr!

Auswirkung des elektrischen Stromes auf den menschlichen Körper

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Folie 101

Jede Bewegung unseres Körpers wird durch das Dehnen oder Zusammenziehen einzelner Muskeln hervorgerufen. Dadurch werden Gelenke bewegt. Diese Muskelaktivitäten steuern ganz geringe, im Körper selbst erzeugte Ströme. Ob unsere Hand einen Gegenstand umschließt oder loslässt, ist also die Folge von kleinen, gezielt gesteuerten Strömen.

Fließt Strom von außen durch den menschlichen Körper (z.B. weil spannungsführende elektrische Anlagen/-teile berührt werden) werden körpereigene Ströme von wesentlich größeren Strömen überlagert. Das führt dazu, dass gezielte und gewollte Bewegungen nicht mehr möglich sind und Muskeln verkrampfen.

Fließt der Strom dabei durch die Muskeln einer Hand, kann man einen erfassten Gegenstand nicht mehr loslassen. Ist der Brustkorb betroffen, können Atembeschwerden bis hin zum Atemstillstand eintreten.

Auch die Tätigkeit unseres Herzens wird durch elektrische Ströme gesteuert und kann durch eine Körperdurchströmung nachhaltig beeinträchtigt werden. Der geregelte Ablauf der einzelnen Herzmuskelbewegungen, die die Pumpwirkung des Herzens bewirken, wird durcheinandergebracht:

Eine ungeordnete Bewegung ohne Pumpwirkung entsteht - das Herzkammerflimmern. Es kann aber auch ein Herzstillstand ausgelöst werden.

Ströme größer 1 A können zu inneren Verbrennungen, Verkochungen und damit zu schweren Zellzerstörungen führen.

Lichtbögen, als Folge von Kurzschlüssen, führen zu Verbrennungen der Haut sowie zu Verblitzungen der Augen durch die starke UV-Strahlung.

Sekundärwirkungen des elektrischen Stromes

Eine elektrische Durchströmung kann einem Menschen auch indirekt schaden, wenn er beispielsweise durch einen elektrischen Schlag unkontrollierte Bewegungen ausführt oder sein Gleichgewicht verliert und stürzt. Sturzunfälle können schwerwiegende Folgen haben.

Wichtig:

Verunfallte müssen nach einem Elektrounfall immer zur medizinischen Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Folgeschäden können noch nach mehreren Stunden eintreten.

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Wirkungen von 50-Hz-Wechselstrom auf den Menschen

  • ab 4,0 ... 5,0 μA (1000 μA = 1 mA)

    mit der Zunge wahrnehmbar

  • ab 1,0 ... 1,5 mA

    mit dem Finger wahrnehmbar

  • ab 5 ... 10 mA

    Loslassen des Kontaktes gerade noch möglich, Krampfgefühl in den Händen, Blutdrucksteigerung

  • ab 10 ... 25 mA

    Loslassen des Kontaktes nicht mehr selbstständig möglich, keine Auswirkung auf die Herzschlagfolge

  • ab 25 ... 30 mA

    noch ertragbare Stromstärke, Herzunregelmäßigkeiten ohne Bewusstlosigkeit

  • über 50 mA

    zusätzlich Bewusstlosigkeit

  • ab 80 ... 3 000 mA (1 000 mA = 1 A)

    Herzkammerflimmern in Abhängigkeit von der Einwirkdauer (unter 0,3 s noch kein Herzkammerflimmern)

  • über 3 A

    Herzstillstand, Lungenblähung

Den Film starten Sie mit einem Klick auf das "Standbild". Bitte haben Sie dann etwas Geduld, bis der Film startet.

Wasser als elektrisch leitfähiges Medium

Laborversuch überflutete Schalter

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Folie 103

Beispiel: überfluteter Schalter

Wasser ist durch die in ihm gelösten Mineralien elektrisch leitend.

Der Strom fließt von der Phase ("Hinleiter") durch das Wasser zu Teilen mit Erdpotential (z.B. Treppengeländer, Rohrleitungen), weil in der Regel im Lichtschalter kein Neutralleiter ("Rückleiter") vorhanden ist.

Im Wasser bildet sich eine Art "Spannungstrichter" aus.

  • Der Umfang der elektrischen Gefährdung ist durch die Einsatzkräfte vor Ort nicht zu ermitteln.

  • Zu viele unbekannte Parameter die die Gefährdung beeinflussen spielen dabei eine Rolle:

    • Verschmutzungsgrad des Wassers (→ Leitfähigkeit)

    • Aufbau und Zustand der elektrischen Anlage

    • Vorhandene Spannungshöhe

    • Einsatzkleidung

  1. Wie hier im Versuch dargestellt, können unter ungünstigen Voraussetzungen gefährliche Körperströme fließen.

Nachbildung einer überfluteten Steckdose

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Im Gegensatz zum Lichtschalter ist in der Steckdose nicht nur die Phase/Außenleiter ( "Hinleiter") sondern auch ein Neutralleiter ("Rückleiter") vorhanden. Das Wasser überbrückt auf kürzestem Wege die beiden Steckdosenkontakte. Es kommt innerhalb der überfluteten Steckdose zum Stromfluss wodurch sich das Wasser aufheizt (Blasenbildung/Dampfentwicklung).

Hinweis:

Das System des geschlossenen Stromkreises ist im Film "Gefahren des elektrischen Stromes" dargestellt.

Thermographieaufnahme:

Der helle Bereich zwischen den Elektroden lässt den Bereich der größten Wärmeentwicklung erkennen (bedingt durch einen hohen Stromfluss).

Die Farben verdeutlichen die Wärmeströmung im Wasser.

Elektrischer Versuchsaufbau:

Spannung an den Elektroden 230 V, Strom etwa 5,5 A → entspricht ca. 1,5 kW Leistung

Dreipoliger Anschlusskasten

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Überflutete Anlagen der öffentlichen Energieversorgung

Durch den dreipoligen Aufbau und die Betriebsweise der Anlagen des öffentlichen Versorgungsnetzes besteht außerhalb der unbeschädigten geschlossenen Umhüllung keine elektrische Gefährdung.

Es gehört zu den Obliegenheiten des Betreibers eventuell auftretende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Bedingt durch die Leitfähigkeit des Wassers kommt es zwischen den Leitern zum elektrischen Stromfluss, der eine Erwärmung des Wassers bewirkt, ähnlich einem Wassererhitzer.

Sekundärgefährdungen: Dampfaustritt

Verhalten an der Einsatzstelle

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Folie 106

Überflutete elektrische Anlagen werden nicht automatisch durch die vorgeschalteten Sicherungen ausgeschaltet und bleiben weiter unter Spannung.

Gefahrenstellen

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Folie 107

Leitungsschutzschalter (Sicherungsautomat) und Schmelzsicherungen oder andere Überstromschutzorgane lösen oft erst nach Stunden der Überflutung oder gar nicht aus, weil kein genügend großer Strom durch das Wasser fließt.

Achtung!

Auch wenn alle Fehlerstromschutzschalter durch angeschlossene überflutete Gerate ausgelöst haben, können einzelne Stromkreise noch spannungsführend sein (z.B. für Heizungsanlagen und Tiefkühlschränke).

Bevor überflutete Räume betreten werden ist die Spannungsfreiheit des Raumes festzustellen bzw. sicherzustellen.

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Aufrechterhaltung der Energieversorgung

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Folie 108

Immer wieder treten Überflutungen auf.

Dabei können auch Anlagen des elektrischen Energieversorgungsnetzes überflutet werden.

Das können unter anderem sein:

  • Trafostationen,

  • Kabelverteilerschränke,

  • Hausanschlusskästen.

Ziel der Betreiber des Energieversorgungsnetzes ist es, auch bei Überflutungen die Stromversorgung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Versorgung von Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen.

Weiterhin kann es erforderlich sein, Anlagen der kritischen Infrastruktur (Klärwerke, Pumpen, Straßenbeleuchtung, Kommunikationseinrichtungen) mit elektrischer Energie zu versorgen.

Abgeschlossene elektrische Betriebsstätte
Beispiel: Freiluftschaltanlage

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Folie 109

Bei steigendem Wasserspiegel verändern sich die konstruktionsbedingten Schutzabstände!

Achtung!

  • Beim Einsatz von Booten und Aufbau von Stegen!

  • Zäune sind möglicherweise nicht mehr sichtbar!

Der Zutritt ist für Unbefugte verboten!

Dies gilt für alle Einsatzkräfte!

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Abgeschlossene elektrische Betriebsstätte
Beispiel: Transformatorstation

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Bei Überflutungen muss die Energieversorgung für Rettungsmaßnahmen und zur Erhaltung der kritischen Infrastruktur (Klärwerke, Pumpen, Straßenbeleuchtung, Kommunikationseinrichtungen) so lange wie möglich aufrechterhalten werden.

Eine elektrische Gefährdung ist bei einer verschlossenen Anlage nicht zu erwarten, wenn sie nicht betreten wird.

Öffentlicher Verkehrsraum
Beispiel: Kabelverteilerschrank

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Folie 111

Versuche haben gezeigt, dass von Kabelverteilerschränken der öffentlichen Versorgung keine Gefahr ausgeht. Es gehört zu den Obliegenheiten des Betreibers eventuell auftretende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Es wird empfohlen, ein Schutzabstand von mindestens 1 m einzuhalten.

Sekundäreffekt: mögliche Dampfentwicklung

Öffentlicher Verkehrsraum
Beispiel: Straßenbeleuchtungsanlage

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Folie 112

Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht kann es notwendig sein, dass auch überflutete Straßenbeleuchtungen bewusst in Betrieb gehalten werden.

Wenn die Straßenbeleuchtung nicht leuchtet, bedeutet das nicht, dass sie freigeschaltet/spannungsfrei ist.

Steuerungseinrichtungen wie zum Beispiel

  • Zeitschalter,

  • Dämmerungsschalter

können die Straßenbeleuchtung jederzeit einschalten.

Aus diesem Grund soll der Mast nicht berührt werden.

Die Einhaltung dieses Verbotes gilt für alle Einsatzkräfte!

Es gehört zu den Obliegenheiten des Betreibers eventuell auftretende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen (z.B. Abschaltung) einzuleiten.

Hausinstallation

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Folie 113

Das Erdgeschoß ist nicht überflutet.

  1. Gefahrlos können Sicherungen betätigt, Schalter geschaltet und Stecker gezogen werden.

Der Keller ist überflutet.

  1. Solange die Hausinstallation im Keller noch unter Spannung steht, darf dieser nicht betreten werden.

  2. Nur wenn die Hausinstallation des Kellergeschosses von einem nicht überfluteten Bereich spannungsfrei geschaltet werden kann, darf dieses betreten werden.

In unserem Beispiel befindet sich der Sicherungskasten im nicht überfluteten Erdgeschoß. Dort kann die Kellerinstallation gefahrlos freigeschaltet werden.

Hausinstallation
Freischalten

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Folie 114

Nur störungsfreie Schalteinrichtungen (augenscheinlich intakt), die ohne Werkzeuge zugänglich und zu betätigen sind, dürfen von elektrotechnischen Laien bedient werden, soweit sie nicht im überfluteten Bereich sind.

Befinden sich die Schalteinrichtungen in einem bereits überfluteten Bereich/Raum, dürfen diese nicht betätigt werden.

Weitere Schalthandlungen dürfen nur durch Elektrofachkräfte gegebenenfalls unter Hinzuziehung des Netzbetreibers durchgeführt werden.

Hausinstallation

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Folie 115

Der Zählerschrank/Hausverteilung befindet sich im Keller. Der Keller ist überflutet.

  1. Solange die Hausinstallation im Keller unter Spannung steht, darf der Keller nicht betreten werden.

  2. Keine Freischaltung durch die Einsatzkräfte!

In diesem Fall ist eine gefahrlose Freischaltung des Gebäudes nur von außen am Kabelverteilerschrank möglich. Über die dazu notwendige Zugangsberechtigung und die Netzkenntnisse verfügt ausschließlich der Beauftragte des Netzbetreibers.

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Folie 116

Diese Folie soll mit den Einsatzkräften diskutiert werden, eine Lösungsfolie folgt.

Gefahren gehen aus von:

  • Waschmaschine

  • Wäschetrockner

  • Kühlschrank/Gefrierschrank

  • Steckdose

  • Steckdosenleiste auf dem Boden

  • Lichtschalter

  • Leuchten

  • Metallene Teile (Wasserrohre, Geländer)

Ein gefahrloses Betreten überfluteter Räumlichkeiten ist nur möglich, wenn:

  • Alle Stromkreise der betroffenen Räume durch Ausschalten der Sicherungsautomaten/Entfernen der Sicherungen freigeschaltet sind,

    oder

  • die Spannungsfreiheit des Wassers mit einem speziell für diese Anwendung geeigneten Prüfgerät durch eine unterwiesene Einsatzkraft festgestellt wurde (insbesondere für Räume oder Bereiche, die nicht zweifelsfrei spannungsfrei geschaltet werden können).

Auf keinen Fall dürfen überflutete elektrische Einrichtungen oder metallische bauliche Einrichtungen berührt werden!

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Folie 117

Gefahren gehen aus von:

  • Waschmaschine

  • Wäschetrockner

  • Kühlschrank/Gefrierschrank

  • Steckdose

  • Steckdosenleiste auf dem Boden

  • Lichtschalter

  • Leuchten

  • Metallene Teile (Wasserrohre, Geländer)

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Hausinstallation Photovoltaik

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Folie 118

Die Photovoltaikanlage liefert eine Gleichspannung, die im Wechselrichter in eine Wechselspannung umgeformt wird. Diese wird in das öffentliche Netz eingespeist. Kommt es im öffentlichen Netz zu einer Abschaltung oder Störung, so schaltet die Freischaltstelle im Wechselrichter die Einspeisung von den Solarmodulen ab.

Von den Leitungsenden und dem Wechselrichter geht wegen der noch anstehenden Gleichspannung weiterhin eine Gefahr aus.

Bei der Überflutung von Gleichspannungsanlagen kann durch Elektrolyse Knallgas entstehen. In schlecht belüfteten Kellerräumen kann Explosionsgefahr bestehen, wenn zum Beispiel nach einem Starkregen mit Überflutung die Sonne wieder scheint und die Gleichspannungsanlage noch überflutet und dadurch kurzgeschlossen ist.

Unfallbeispiel

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Folie 119

1. Unfallbeispiel:

Tödlicher Unfall durch Stromschlag

Ein 33-jähriger Feuerwehrmann starb bei dem Versuch, mit einer privaten elektrischen Pumpe Wasser aus einem überfluteten Keller abzupumpen. Der Familienvater erlitt einen tödlichen Stromstoß, als er die Pumpe in Betrieb nahm. "Er ist noch im Rettungswagen gestorben", berichtete der Kreisbrandmeister über den unfassbaren Tod des sehr engagierten Kameraden. Auslöser des tödlichen Stromschlags war offenbar ein fehlerhaft verlegtes Kabel.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte nach dem Unglück wegen fahrlässiger Tötung. "Wir vermuten, dass der Stromschlag durch ein unsachgemäß verlegtes Kabel in dem Haus ausgelöst worden ist", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Feuerwehr stand nach dem Unglück unter Schock. Aus ganz Deutschland trafen Kondolenzschreiben ein, in Feuerwehr-Foren im Internet wurde die Betroffenheit der Kameraden spürbar.

Um die finanzielle Absicherung der Hinterbliebenen kümmert sich in diesem Fall die Unfallkasse.

Die gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand haben den gesetzlichen Auftrag, Arbeits- und Schulunfälle sowie Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten und nach Eintritt eines Versicherungsfalles den Verletzten, seine Angehörigen oder Hinterbliebenen zu entschädigen.

2. Unfallbeispiel:

Ein Feuerwehrmann geht während eines Einsatzes in einen überfluteten Keller um zu schauen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dabei stolpert er, fällt hin und greift instinktiv an ein abgehängtes metallenes Heizungsrohr. Es kommt zu einer tödlichen Körperdurchströmung.

Unfallursachenbeschreibung:

Teile der Gebäudeinstallation waren überflutet, wodurch das Wasser unter Spannung stand. Durch die Potentialüberbrückung von spannungführendem Wasser zu metallenem Rohr kam es zu einem tödlichen Körperstrom.

Energieversorgung

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Folie 120

Die elektrischen Betriebsmittel sind entsprechend der Feuerwehrdienstvorschrift 1 "Grundtätigkeiten" (oder vergleichbare Vorschriften der anderen Hilfsorganisationen) zu verwenden.

  • Dazu zählen geprüfte Stromerzeuger, Pumpen, Beleuchtung, Leitungen, Verteiler sowie Personenschutzschalter der genormten Fahrzeugbeladung.

  • Vorrangig sind für die Stromversorgung die Stromerzeuger der Hilfsorganisationen z.B. Feuerwehr und des THW einzusetzen.

  • Sollte in Ausnahmefällen auf Grund der Einsatzsituation ein anderer Speisepunkt erforderlich sein, darf der Anschluss nur über einen Personenschutzschalter (Differenzstromschutzeinrichtung mit Fehlerstrom-, Schutzleiterbruch-, Schutzleiterspannungs- und Fremdspannungsüberwachung) z.B. PRCD-S erfolgen.

Quelle: Unfallverhütungsvorschrift "Feuerwehr" (GUV-V C53)

Einsatz von elektrischen Betriebsmitteln in überfluteten Räumen
Energieversorgung: Stromerzeuger

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Folie 121

Stromerzeuger können mit oder ohne Isolationsüberwachung ausgerüstet sein.

Dies gilt sowohl für tragbare Stromerzeuger nach DIN 14 685 als auch für im Einsatzfahrzeug festinstallierte Stromerzeuger nach DIN 14 687.

Daher ist zu überprüfen welche Stromerzeuger vorhanden sind um festzulegen, ob mehrere Verbraucher oder nur ein Verbraucher angeschlossen werden darf.

Folgendes ist zu prüfen und festzulegen:

  1. 1.

    Es muss ermittelt werden, ob der tragbare Stromerzeuger der DIN 14 685 (siehe Typschild oder Bedienungsanleitung) entspricht.

    Nur solche Stromerzeuger dürfen verwendet werden.

  2. 2.

    Es muss ermittelt werden (z.B. Bedienungsanleitung) ob der Stromerzeuger mit oder ohne Isolationsüberwachung ausgerüstet ist.

  3. 3.

    Entsprechend der vorhandenen Stromerzeuger ist die Verwendung im Einsatz festzulegen.

Weitergehende Informationen siehe:

  • Auswahl und Betrieb von Ersatzstromerzeugern auf Bau und Montagestellen (BGI 867),

  • Einsatz von elektrischen Betriebsmitteln bei erhöhter elektrischer Gefährdung (BGI 594).

Energieversorgung: Hausinstallation

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Folie 122

Auszug aus der GUV-V C53 § 29

Vorrangig sind für die Stromversorgung die Stromerzeuger der Feuerwehr einzusetzen.

Sollte in Ausnahmefällen auf Grund der Einsatzsituation ein anderer Speisepunkt erforderlich sein, darf der Anschluss nur über einen Personenschutzschalter (Differenzstromschutzeinrichtung mit Fehlerstrom-, Schutzleiterbruch-, Schutzleiterspannungs- und Fremdspannungsüberwachung) erfolgen.

Soweit eine Differenzstromschutzeinrichtung als Schutz gegen gefährliche Körperströme eingesetzt wird, ist diese möglichst nahe an der Stromentnahmestelle zu installieren.

Ein Personenschutzschalter mit den hier beschriebenen Funktionen wird in der Fachwelt "PRCD-S" genannt.

Der auch bei den Hilfsorganisationen vorhandene "PRCD-K" kann die hier geforderten Funktionen nicht erfüllen.

Der PRCD-S prüft die Schutzleiterfunktion der Steckdose und schützt die Einsatzkraft vor einer elektrischen Durchströmung. Weitere Informationen finden Sie bei den Begriffsbestimmungen!

  1. Wenn sich der PRCD-S nicht einschalten lässt, geht von der Steckdose eine Gefährdung aus.

  2. Andere Steckdose wählen!

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Folie 123

Mit dieser Folie soll das vermittelte Wissen angewandt werden. Eine weitere Folie mit den hier aufgezeigten Antworten folgt.

  1. Spannungsfreiheit im überfluteten Bereich herstellen

  2. Nur zugelassenes Einsatzmaterial verwenden

  3. Vorrangig sind für die Stromversorgung die Stromerzeuger der Hilfsorganisation einzusetzen.

  4. Wird in Ausnahmefällen eine Steckdose der Hausinstallation genutzt, muss ein Personenschutzschalter PRCD-S verwendet werden.

    Quelle: Unfallverhütungsvorschrift Feuerwehr (GUV-V C53 § 29)

  5. Ausschließlich geprüftes Einsatzmaterial verwenden

  6. Das verwendete Material auf augenscheinliche Mängel hin vor der Verwendung prüfen.

    (Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz!)

Unfallbeispiel:

Ein Feuerwehrmann geht während eines Einsatzes in einen überfluteten Keller um zu schauen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dabei stolpert er, fällt hin und greift instinktiv an ein abgehängtes metallenes Heizungsrohr. Es kommt zu einer tödlichen Körperdurchströmung.

Unfallursachenbeschreibung:

Teile der Gebäudeinstallation waren überflutet, wodurch das Wasser unter Spannung stand. Durch die Potentialüberbrückung von spannungführendem Wasser zu metallenem Rohr kam es zu einem tödlichen Körperstrom.

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Folie 124

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Film "Wasserspiele?"

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Folie 125

Benutzung eigener Stromquellen

Wenn immer möglich: Eigene Stromversorgung (Stromerzeuger) benutzen, denn ein Stromschlag kann tödlich sein!

Hausinstallationen können fehlerhaft sein. Wenn ein Anschluss an ein fremdes Stromnetz erforderlich wird, schützt ein in die Zuleitung zum Gerät eingebauter Personenschutzstecker durch schnelles Abschalten. Diese Schutzeinrichtungen reagieren nicht nur bei Fehlern im Gerät, sondern auch bei Fehlern im Netz.

Gefahr durch unter Wasser stehende Elektroanschlüsse/Elektrogeräte

Wasser leitet den elektrischen Strom. Lebensgefahr besteht daher, wenn Steckdosen oder Elektrogeräte beispielweise in einem überfluteten Keller unter Wasser stehen. Sofern es noch nicht zu einem Kurzschluss gekommen ist, steht das gesamte Wasser unter Spannung. Daher ist bereits das Hineingreifen in das Wasser gefährlich.

Den Film starten Sie mit einem Klick auf das "Standbild". Bitte haben Sie dann etwas Geduld, bis der Film startet.

Zusammenfassung Module 1 bis 4

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Folie 126

Wir hoffen, Ihnen nun alle notwendigen Informationen über die Gefahren des elektrischen Stromes an der Einsatzstelle in einer verständlichen Form vermittelt zu haben, um einen informativen und interessanten Unterrichtsabend gestalten zu können.

Das Ziel soll sein, dass sich möglichst wenige Unfälle bei den oftmals sehr komplexen Einsätzen ereignen und alle Einsatzkräfte gesund vom Einsatz zurückkommen.

Viel Erfolg!

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Folie 127

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Folie 128

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