DGUV Information 209-051 - Keimbelastung wassergemischter Kühlschmierstoffe

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Abschnitt 4.1 - 4.1 Allgemeine Informationen

Bei Tätigkeiten mit mikrobiell besiedelten wassergemischten Kühlschmierstoffen (KSS) handelt es sich um nicht gezielte Tätigkeiten mit Biostoffen ohne Schutzstufenzuordnung (BioStoffV § 6).

Mit der Novelle der BioStoffV im Jahr 2013 ist das verpflichtende Schutzstufenkonzept u. a. für Tätigkeiten mit wassergemischten Kühlschmierstoffen entfallen. Die auf Grundlage der alten Verordnung ermittelten Gefährdungen und festgelegten Schutzmaßnahmen bleiben jedoch auch ohne Zuordnung einer Schutzstufe erhalten. Hiervon unberührt bleibt die regelmäßige Überprüfung der Gefährdungsbeurteilung sowie der daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen.

Die Mikroorganismen im Kühlschmierstoff entstammen dem Arbeitsplatz oder seiner nächsten Umgebung; sie werden weder gezielt zugesetzt noch entstehen sie "von selbst". Vielmehr erfolgt über die Umgebungsluft, das Anmischwasser, die Werkstücke und den Arbeitsprozess ein Eintrag von Mikroorganismen. Das jeweilige Mikroorganismenspektrum (Arten und Häufigkeiten der Mikroorganismen) ist abhängig vom eingesetzten Kühlschmierstoff, von den Wartungs- und Pflegemaßnahmen und von der Standzeit und kann bei Kühlschmierstoff-Betriebsproben der gleichen Anlage/Maschine völlig unterschiedlich sein. Typische "Leitkeime" können daher in der Regel nicht benannt werden, allenfalls Bakteriengattungen (verwandte Bakterienarten), die aufgrund ihrer Nahrungsansprüche häufiger vorkommen.

Bevorzugt siedeln sich Bakterien aus der Familie der Pseudomonaden an; hierbei handelt es sich um weit verbreitete Bakterien, die in fast allen wässrigen Systemen, auch im Trinkwasser, zu finden sind.

Die in wassergemischten Kühlschmierstoffen nachgewiesenen Bakterien und Schimmelpilze/Hefen gehören zwei großen Gruppen an:

  1. a.

    Weit verbreitete Wasser-Boden-Luft-Mikroorganismen (Umweltkeime), bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie beim Menschen eine Infektionskrankheit verursachen (Risikogruppe 1 nach Biostoffverordnung)

  2. b.

    Mikroorganismen, die unter bestimmten Voraussetzungen Infektionskrankheiten hervorrufen können (Risikogruppe 2 nach Biostoffverordnung)

Die Informationsbeschaffung erfordert in der Regel keine Messungen von Biostoffen am Arbeitsplatz. Eine Auflistung von Mikroorganismen, die in Kühlschmierstoff-Betriebsproben bislang nachgewiesen werden konnten, findet sich in Anhang 2 dieser Information.

Ein Grenz- oder Richtwert zur Beurteilung der mikrobiellen Besiedlung wassergemischter Kühlschmierstoffe existiert nicht.
Grundsätzlich gilt aber immer das Minimierungsgebot nach Biostoffverordnung im Sinne einer Expositionsminimierung, d. h. eine Reduzierung des Kontaktes der Beschäftigten zu Biostoffen am Arbeitsplatz.

Da es für Biostoffe kaum technische oder gesundheitsbasierte Beurteilungswerte gibt, werden zur Bewertung von Messergebnissen meist Referenzwerte als Vergleich herangezogen.

Beurteilung von Luftproben

Bei Luftproben dienen üblicherweise die in der Außenluft vorhandenen natürlichen Hintergrundkonzentrationen von Mikroorganismen oder ihren Bestandteilen als Referenz. Liegen die Messwerte von Arbeitsplatzmessungen um eine Zehnerpotenz oder mehr über den üblichen Hintergrundkonzentrationen, liegt in aller Regel eine mikrobielle Belastung am Arbeitsplatz vor.

In der nachfolgenden Tabelle wird Bezug genommen auf eine Auswertung der Expositionsdatenbank MEGA des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Insgesamt wurden für die Auswertung 1072 Ergebnisse aus Messungen von Biostoffen in der Luft über einen Zeitraum von acht Jahren (1999 bis 2007) betrachtet.

(Siehe auch Anhang 6 [5] "Mikrobiologische Hintergrundwerte in der Außenluft - Auswertung der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA", Kolk, A., et al.)

Schimmelpilze
(n = 665)
KBE/m3
Bakterien
(n = 216)
KBE/m3
Endotoxin
(n = 191)
EU/m3
Mittlere WerteSommerhalbjahr
1.000-4.000
Winterhalbjahr
200-800
100-8002-17
Maximum28.0008.000310
Tabelle 2 Vorkommen von Bakterien, Schimmelpilzen und Endotoxin in der Außenluft

Der Gehalt an Schimmelpilzsporen in der Außenluft kann in den Sommermonaten mehrere 10.000 Sporen/m3 betragen; im Winterhalbjahr ist die Sporenkonzentration der Luft deutlich rückläufig. Solche jahreszeitlichen Unterschiede waren für die Konzentration von Bakterien und Endotoxin in der Außenluft nicht feststellbar.

Zum Vergleich: In Innenräumen liegt die Konzentration an Pilzsporen und Bakterien durchschnittlich im Bereich von unter 100 bis ca. 1.000 KBE/m3 Luft.

Beurteilung von Materialproben

Für Materialproben existieren keine gesundheitsbasierten Beurteilungswerte für die Konzentration von Mikroorganismen, sodass hier nach derzeitigem Kenntnisstand keine Aussagen zur gesundheitlichen Belastung erfolgen können.

Neben der mikrobiellen Konzentration ist auch das Artenspektrum zu betrachten. Der Kontakt zu einem Gemisch von in der Umwelt weitverbreiteten Mikroorganismen (Mischexposition) bedeutet jedoch nicht zwangsläufig bereits eine gesundheitliche Schädigung. Ein solcher Kontakt findet auch im außerberuflichen Bereich des täglichen Lebens statt. Entscheidend für die mögliche Gesundheitsgefährdung sind Art, Ausmaß und Dauer einer Exposition.