DGUV Information 209-051 - Keimbelastung wassergemischter Kühlschmierstoffe

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 2 - 2 Begriffsbestimmungen/-glossar

Offizielle Begriffsdefinitionen nach BioStoffV oder anderen staatlichen Regelwerken der Unfallversicherungsträger werden in Normalschrift wiedergegeben. Erläuterungen und Ergänzungen dazu, die für den Anwenderkreis dieser Informationsschrift zu einem besseren Verständnis dienen, erfolgen in Kursivschrift; ebenso Definitionen, für die keine offiziellen Begriffsbestimmungen vorliegen.

Im Sinne dieser Information werden folgende Begriffe bestimmt:

  1. 1.

    Aerobbedeutet in Anwesenheit von (Luft-) Sauerstoff. Aerobe Mikroorganismen sind auf die Anwesenheit von Sauerstoff angewiesen und können sich nur in Anwesenheit von freiem Sauerstoff vermehren.

    (Vergleiche anaerob/fakultativ anaerob)

  2. 2.

    Allergenist ein körperfremder organischer oder anorganischer Stoff, der im Körper eine Immunantwort auslöst.

    (Siehe auch "Allergie" und "Sensibilisierung")

  3. 3.

    Allergieist die erworbene Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems; übermäßige Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Substanzen, z. B. Gräserpollen, Schimmelpilzsporen, organischer Staub.

  4. 4.

    Anaerobbedeutet in Abwesenheit von (Luft-) Sauerstoff. Anaerobe Mikroorganismen sind nur in Abwesenheit von (Luft-) Sauerstoff überlebens- und wachstumsfähig. (Luft-) Sauerstoff kann für diese Organismen sogar toxisch sein.

    (Vergleiche aerob/fakultativ anaerob)

  5. 5.

    Bioaerosole: Unter Bioaerosolen nach der BioStoffV werden luftgetragene Flüssigkeitströpfchen und feste Partikel verstanden, die aus Biostoffen oder deren Stoffwechselprodukten bestehen oder mit ihnen behaftet sind. Wegen ihrer geringen Größe (typischerweise 0,1-10 Mikrometer) schweben sie in der Luft und können eingeatmet werden.

  6. 6.

    Biofilmist die Vergesellschaftung von Bakterien, Schimmelpilzen und anderen Mikroorganismen; sie bilden zusammen mit Metallabrieb filmartige Strukturen innerhalb von Maschinen und Leitungssystemen.

  7. 7.

    Biostoffe (synonym: Biologische Arbeitsstoffe) sind Mikroorganismen, einschließlich gentechnisch veränderter Mikroorganismen, Zellkulturen und humanpathogener Endoparasiten, die beim Menschen Infektionen, sensibilisierende oder toxische Wirkungen hervorrufen können. (…)

    Für wassergemischte KSS sind hauptsächlich Mikroorganismen wie Bakterien, Schimmelpilze und Hefen relevant.

  8. 8.

    Endotoxine(endo = innen, innerhalb; Toxin = Gift) sind Bestandteile in der Zellwand bestimmter Bakterien, die beim Einatmen Entzündungsreaktionen und Fieber auslösen können.

  9. 9.

    Exposition gegenüber Biostoffen: Exposition ist das Vorhandensein von Biostoffen, die im Rahmen gezielter oder nicht gezielter Tätigkeiten auf die Beschäftigten einwirken.

  10. 10.

    Fakultativ anaerobbedeutet sowohl mit als auch ohne (Luft-) Sauerstoff wachsend. Steht ausreichend Luftsauerstoff zur Verfügung, erfolgt ein aerobes, bei nicht ausreichender Verfügbarkeit ein anaerobes Wachstum von Mikroorganismen. (Vergleiche aerob/anaerob)

  11. 11.

    Gesamtkoloniezahlist die mit Kultivierungsmethoden bestimmte Anzahl von Bakterien- oder Schimmelpilzkolonien. Es handelt sich hierbei nicht um die Anzahl aller Mikroorganismen in einer Probe, sondern nur um solche Mikroorganismen, die auf dem jeweils gewählten Nährmedium wachsen und dort Kolonien bilden können (s. auch Koloniebildende Einheit). Synonym wird häufig auch der BegriffGesamtkeimzahlverwendet.

  12. 12.

    Infektion: Aktives oder passives Eindringen (Aufnahme), Haften und Vermehrung eines pathogenen Biostoffs in oder an einem Makroorganismus mit nachfolgender Abwehr- und/oder Schädigungsreaktion.

    Infektion ist die Ansteckung, d. h. das Eindringen von Mikroorganismen in einen Organismus und anschließende Vermehrung. In der Regel erfolgt hierauf eine Abwehrreaktion des Körpers, z. B. in Form einer örtlich begrenzten Entzündung (mit und ohne Eiterbildung) oder allgemeinen Krankheitserscheinungen, oftmals verbunden mit Fieber.

  13. 13.

    Keimist ein nicht wissenschaftlicher Sammelbegriff für Mikroorganismen. Der Begriff wird häufig synonym für Bakterien verwendet.

  14. 14.

    Koloniensind sichtbare Ansammlungen von Zellen ("Zellhaufen"), die bei der Vermehrung von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen auf festen Nährmedien entstehen. Zur Bestimmung der Anzahl von Mikroorganismen werden die Kolonien gezählt und in Bezug gesetzt zur eingesetzten Menge der Probe.

    (Siehe auch "Koloniebildende Einheit (KBE)")

  15. 15.

    Koloniebildende Einheit (KBE)ist eine "Maßeinheit"zur quantitativen Angabe nachweisbarer Kolonien (z. B. Bakterien, Schimmelpilze/Hefen) auf einem festen Nährmedium. Die Angabe erfolgt je nach Art der zu untersuchenden Probe in KBE/ml (Flüssigkeiten), KBE/mg oder KBE/g (feste Materialien) oder KBE/m3(Luftproben).

  16. 16.

    Konservierungbedeutet ein System zu schützen. Unter dem Begriff "Konservierung" versteht man im Sinne dieser Information die Zugabe von Bioziden.

    (Hinweis: Der Begriff wird aber auch für das Auftragen von Korrosionsschutz verwendet.)

  17. 17.

    Mykotoxinesind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die vor allem beim Verzehr von verschimmelten Nahrungsmitteln zu Gesundheitsschädigungen führen können.

  18. 18.

    Myzelist die Gesamtheit der fadenförmigen Zellen (Hyphen) eines Pilzes; der Schimmelpilzkörper.

  19. 19.

    Pathogenität, pathogenist die Fähigkeit, eine Krankheit auszulösen; Krankheit(en) verursachend, krankmachend.

  20. 20.

    Risikogruppen: Biostoffe werden entsprechend dem von ihnen ausgehenden Infektionsrisiko in vier Risikogruppen eingeteilt. Für diese Einteilung werden die Wahrscheinlichkeit, beim Menschen eine Infektion zu verursachen, das Risiko einer Verbreitung der Erkrankungen in der Bevölkerung sowie die Möglichkeit einer wirksamen Vorbeugung oder Behandlung der Erkrankung berücksichtigt (BioStoffV § 3).

    RisikogruppeKrankheitGefahr für BeschäftigteVerbreitung in der BevölkerungVorbeugung/Behandlung möglich
    1unwahrscheinlichgeringneinnicht erforderlich
    2möglichmöglichunwahrscheinlichja
    3möglich, schwerernsthaftmöglichja
    4ja, schwerernsthaftu. U. großnein
    Tabelle 1 Einstufung des Infektionsrisikos in Risikogruppen
  21. 21.

    Sensibilisierungist der Kontakt des Immunsystems mit körperfremden Stoffen, z. B. Schimmelpilzsporen, Pflanzenpollen, und der Aufbau einer erhöhten Reaktionsbereitschaft. Die Sensibilisierung führt noch nicht zu einer körperlichen Reaktion. Erst bei einem erneuten Kontakt kann es zur Ausschüttung von speziellen Eiweißstoffen (Antikörpern) kommen, die mit dem körperfremden Stoff reagieren und weitere Folgereaktionen, z. B. Augentränen, Juckreiz, Husten, auslösen. Dann spricht man von einerAllergie.

  22. 22.

    Toxinist ein Gift; eine Substanz chemischen oder biologischen Ursprungs, die schädigend wirkt.

  23. 23.

    Ubiquitärbedeutet allgemein (weit) verbreitet, überall vorkommend.

  24. 24.

    Umweltkeimesind vorwiegend Bakterien, Hefen und Schimmelpilze, die im Wasser, im Boden und in der Luft weit verbreitet sind (ubiquitär) und in großen Mengen vorkommen können. Sie stellen die normale mikrobiologische Grundbelastung der Umwelt dar. Dabei handelt es sich um Vertreter aus den Risikogruppen 1 und 2.

    Im Sinne dieser Information werden Umweltkeime vor allem als nicht pathogene Mikroorganismen oder Mikroorganismen mit geringer Pathogenität verstanden.