DGUV Information 209-064 - Sichere Reifenmontage

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Abschnitt 1.2 - Unfallgeschehen

Die konsequente Anwendung der Technischen Regeln hat zu einem hohen Sicherheitsniveau geführt; Unfälle durch Zerknalle von druckbeaufschlagten Anlagen gehören inzwischen zu den seltenen Unfallereignissen. Bei den Fahrzeugreifen sieht das ganz anders aus. Die Statistik aus Deutschland von 1989 bis 1999 (Bild 1-1) weist insgesamt 89 Unfälle aus, davon 9 tödliche. Dies entspricht 22 % aller tödlichen Unfälle in der Fahrzeug-Instandhaltung!

Betroffen waren

  • 17 Pkw- und Leicht-Lkw-Räder,

  • 22 Lkw-Räder,

  • 34 Landmaschinen-Räder,

  • 17 sonstige, z.B. Schubkarren-Räder, Motorrad-Räder usw.

Insgesamt erscheint das Unfallgeschehen bei der millionenfachen jährlichen Reifenmontage zunächst gering, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass fast jeder Reifenmonteur Reifenplatzer aus eigener Erfahrung kennt. Zu berücksichtigen ist aber, dass es sich bei den erfassten Unfällen nur um Unfälle handelt, bei denen wegen der Schwere des Unfalls eine genaue Unfalluntersuchung mit schriftlicher Dokumentation erfolgte. Erfahrungsgemäß wird eine gesonderte Unfalluntersuchung nur dann durchgeführt, wenn die Schwere der Verletzung einen Körperschaden in rentenberechtigter Höhe erwarten lässt. Eine Aussage über die tatsächliche Anzahl bei der Montage geplatzter Reifen ist nicht möglich. Meistens kommt es entweder zu einem Beinaheunfall (Reifenplatzer ohne Körperschaden) oder, wenn der Monteur getroffen wird, aufgrund der großen Energien zu einem schweren Unfall.

Bild 1-1:
Auswertung schwerer Unfälle beim Umgang mit Reifen/Rädern über einen Zeitraum von 10 Jahren

Schwere Unfälle im UnfalljahrAnzahlTätigkeit des VerletztenRadTödliche Verletzung
ReifenbefüllungReifen-/ Radmontage/ -demontagebefestigtnicht befestigt
19891091553
199033-21-
199113121851
199244-31-
199377-431
199443113-
199516151782
1996871171
1997971171
199855-32-
19991010-91-

Am häufigsten haben sich Unfälle bei der Befüllung - und zwar bei der erstmaligen Befüllung nach der Montage - ereignet. Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig, z.B.

  • defektes Material (beschädigte Felgen, vorgeschädigte Räder bzw. Reifen),

  • hohe Drücke zum Setzen des Reifens,

  • Montage durch nicht ausreichend ausgebildetes Personal1,

  • fehlende Unterweisung,

  • Unterschätzung der Gefahren,

  • schlechte Technik, z.B. zu kurzer Befüllschlauch.

Obwohl es den Ausbildungsberuf Reifenmechaniker/Vulkaniseur gibt, fehlt bisher eine gesetzliche Grundlage, die derartige Tätigkeiten nur durch ausgebildetes Personal zulässt. Der hohe Anspruch an die Qualität der Reifenmontage sowohl aus sicherheitstechnischer Sicht wie auch aus Qualitätsgründen (Produkthaftung) vor dem Hintergrund der vielfältigen Reifen- und Felgenkonstruktionen/-kombinationen mit ihren spezifischen Montageanforderungen machen gleichwohl einen Einsatz ausgebildeter Fachkräfte erforderlich.

Diese Schrift hat zum Ziel, bekannte Risiken der Reifenmontage und deren Abhilfe aufzuzeigen, um sowohl für den Monteur als Informationsquelle für seine sichere Reifenmontage als auch den Vorgesetzten als Hilfe bei der Unterweisung zu dienen.

Ausbildung für Reifen-Monteure bieten z.B. die Stahlgruber-Stiftung, Murnaustraße 61, 81379 München, Tel. 0 89/71 00 21 03 sowie fabrikatsgebunden alle Reifen- und Montagemaschinenhersteller