Anhang 4 - Berechnung der Konzentration brennbarer Beschichtungsstoffe
A4.1
Berechnung der Konzentration brennbarer Lösemitteldämpfe (nach DIN EN 12215)
A4.1.1
Berechnungsgrundlage
Um den Vergleich mit der unteren Explosionsgrenze (UEG) zu vereinfachen, wird die Konzentration als CUEG (in % der UEG) ausgedrückt.
(1) | ||
---|---|---|
Die mittlere Konzentration (Masse) im Inneren der Spritzkabine hängt ab von der Menge der eingebrachten Lösemittel und dem Luftstrom: | ||
(2) | ||
mit: | ||
CUEG | berechneter Wert der höchstzulässigen Konzentration brennbarer Lösemittel als Funktion von UEG | in % |
durchschnittliche Konzentration brennbarer Lösemittel (in Luft) in der Spritzkabine | in g/m3 | |
UEG | untere Explosionsgrenze der Lösemittel oder Lösemittelgemische bei 293 K | in g/m3 |
Wenn die Bestandteile der Lösemittelgemische bekannt sind, die UEG des Gemisches jedoch unbekannt ist, ist die UEG des Lösemittelbestandteils mit dem geringsten Wert einzusetzen. Sind keine Angaben vorhanden, ist ein Wert von 40 g/m3 einzusetzen. | in g/m3 | |
Ṁmax | pro Stunde verspritzte Höchstmenge flüssiger organischer Beschichtungsstoffe | in g/h |
k1 | Massenanteil der in den flüssigen organischen Beschichtungsstoffen enthaltenen brennbaren Lösemittel während des Spritzverfahrens | in % |
k2 | Geschätzte Menge brennbarer Lösemittel, die in der Spritzkabine durch Verdunstung freigesetzt werden | in % |
k3 | Sicherheitsfaktor, der die Heterogenität der Lösemittelkonzentration und insbesondere die hohen Konzentrationen zwischen der Spritzpistole, dem Werkstück und dessen Umgebung berücksichtigt | |
Qmin | Mindest-Frischluftstrom innerhalb der Spritzkabine, der die freigesetzten brennbaren Lösemittel auf die zulässige Konzentration herabsetzt | in m3/h |
ANMERKUNG 1
Bei einer Mehrzonenkabine muss jede Sektion separat berechnet werden.
ANMERKUNG 2
Bei Kabinen, die mit einem Umluftsystem ausgerüstet sind, darf bei der Berechnung ausschließlich der Zuluftanteil als Qminberücksichtigt werden.
A4.1.2
Berechnungsbeispiele
A4.1.2.1
Berechnung der Konzentration brennbarer Lösemitteldämpfe auf der Grundlage einer festgelegten mittleren Luftgeschwindigkeit
Annahmen:
Strömungsparameter einer vertikal belüfteten Spritzkabine (oder Sektion, in der lackiert wird):
Breite | B | = 4 m |
---|---|---|
Länge | L | = 8 m |
mittlere durch Gestaltung und Konstruktion festgelegte Luftgeschwindigkeit | v | = 0,35 m/s |
Menge der zugeführten Beschichtungsstoffe | Ṁmax | = 20 000 g/h |
untere Explosionsgrenze | UEG | = 40 g/m3 |
Gehalt an brennbaren Lösemitteln | k1 | = 85 % (0,85) |
Verdunstungsanteil | k2 | = 80 % (0,80) |
Sicherheitsfaktor | k3 | = 3 |
Der Mindestluftstrom Qmin kann aus der Luftgeschwindigkeit v sowie der Breite B und Länge L des Luftstromquerschnitts berechnet werden:
(3) |
---|
Ergebnis: Eine Nennkonzentration von CUEG= 2,53 % wird erreicht, wenn die technische Lüftung der Spritzkabine für eine mittlere Luftgeschwindigkeit von v = 0,35 m/s ausgelegt ist (und weitere oben beschriebenen Annahmen gelten). Der in der Berechnung verwendete Sicherheitsfaktor kann zu einer tatsächlichen mittleren Konzentration von 1/3 dieses Nennwerts führen.
Nach dem Vergleich des Nennwerts mit den Konzentrationsschwellenwerten von 25% oder 50 % der UEG sind weitere Maßnahmen auszuwählen.
A4.1.2.2
Berechnung des Frischluftstroms auf der Grundlage eines festgelegten Konzentrationswerts
Gleichungen (1) und (2) können auch zur Berechnung des Frischluftstroms verwendet werden: Wenn:
CUEG,max | maximale Konzentration (Sollwert) als UEG | |
---|---|---|
Qneu,min | in die Spritzkabine angesaugter Mindest-Frischluftstrom, um max im Inneren zu erhalten, dann ist | |
nach (1) | ||
(4) | ||
nach (2) | ||
(5) |
Annahmen:
Strömungsparameter einer (vertikal belüfteten) Spritzkabine (oder Sektion, in der lackiert wird):
Breite | B | = 4 m |
---|---|---|
Länge | L | = 8 m |
Sollwert der Konzentration | CUEG,max | = 25 % |
Menge der zugeführten Beschichtungsstoffe | Ṁmax | = 25 000 g/h |
untere Explosionsgrenze | UEG | = 40 g/m3 |
Gehalt an brennbaren Lösemitteln | k1 | = 85 % (0,85) |
Verdunstungsanteil | k2 | = 80 % (0,80) |
Sicherheitsfaktor | k3 | = 3 |
Ergebnis: Um eine maximale Nennkonzentration (Sollwert) des Lösemittels von CUEG,max = 25 % (unter den oben beschriebenen Annahmen einschließlich eines Sicherheitsfaktors) zu erreichen, muss ein Mindest-Frischluftstrom Qneu,min = 5 100 m3/h in die Spritzkabine geleitet werden
A4.2
Berechnung der Konzentration von entzündbaren Pulverlack hinsichtlich der UEG (nach DIN EN 12981)
A4.2.1
Berechnungsgrundlage
Um den Vergleich mit der unteren Explosionsgrenze (UEG) zu vereinfachen, wird die Konzentration als CUEG (in Prozent der UEG) ausgedrückt.
(6) | ||
---|---|---|
Die mittlere Konzentration (Masse) im Inneren der Pulverbeschichtungskabine hängt ab von der Menge der eingebrachten Pulverlacke und dem Luftstrom: | ||
(7) | ||
Der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin errechnet sich aus der Luftgeschwindigkeit v und dem Gesamtquerschnitt der Öffnungen: | ||
Qmin= v x A x 3 600 | (8) | |
mit: | ||
mittlere Konzentration an entzündbaren Pulverlacken in Luft innerhalb der Pulverbeschichtungskabine | g/m3 | |
UEG | untere Explosionsgrenze eines Pulverlack-Luft-Gemisches. Wenn keine Angaben vorhanden sind, ist ein Wert von 20g/m3 einzusetzen. | g/m3 |
CUEG | Konzentration entzündbarer Pulverlacke im Verhältnis zur UEG | in % der UEG |
Ṁmax | pro Stunde versprühte höchste Pulverlackmenge | g/h |
Qmin | Mindest-Luftvolumenstrom der in die Pulverbeschichtungskabine angesaugt wird und durch den die entzündbaren Pulverlacke auf den erforderlichen Konzentrationswert verdünnt werden | m3/h |
v | mittlere Luftgeschwindigkeit | m/s |
A | Gesamtquerschnitt der Öffnungen (Der Gesamtquerschnitt umfasst alle ständigen Öffnungen - z. B. Ein- und Auslassöffnungen für Werkstücke, Öffnungen für Bedienungspersonen und Sprühsysteme/Handsprüheinrichtungen) | m2 |
ANMERKUNG
Bei einer Mehrzonen-Pulverbeschichtungskabine muss jede Sektion separat berechnet werden.
A4.2.2
Berechnungsbeispiel - Bestimmung der Konzentration von entzündbaren Pulverlacken bei bekannter mittlerer Luftgeschwindigkeit
Annahmen:
Parameter für den Luftstrom der Pulverbeschichtungskabine (oder der Sektionen):
| A | = 6 m2 |
---|---|---|
| v | = 0,4 m/s |
Ṁmax | = 90 000 g/h | |
UEG | = 20 g/m3 | |
Ergebnis: Eine Nennkonzentration von CUEG = 52,1 % wird erreicht, wenn die technische Lüftung der Pulverbeschichtungskabine für eine mittlere Luftgeschwindigkeit von v = 0,4 m/s ausgelegt ist (und weitere oben beschriebenen Annahmen gelten). Der Grenzwert für die Konzentration liegt bei 50 % der UEG. In dem oben aufgeführten Beispiel müsste entweder die Zufuhr an Pulverlacken Ṁmax oder der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin erhöht werden.
Ausgehend von einer höchstzulässigen Konzentration von 50 % der UEG ist nach (6) |
---|
Nach (7) ist zu berechnen: entweder die Höchstmenge der versprühten Pulverlacke und der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin und die mittlere Luftgeschwindigkeit v: |
oder der Mindest-Luftvolumenstrom und die Höchstmenge der versprühten Pulverlacke Ṁmax |
ANMERKUNG
Unabhängig von der oben aufgeführten Berechnung ist bei Gestaltung und Konstruktion innerhalb der Pulverbeschichtungskabine zu berücksichtigen, dass die Strömungsgeschwindigkeit der Luft so ausgewählt wird, dass ein effektiver elektrostatischer Beschichtungsprozess möglich ist.
A4.3
Berechnung der Konzentration von entzündbarem Flock (nach DIN EN 50223)
A4.3.1
Berechnungsgrundlage
Um den Vergleich mit der unteren Explosionsgrenze (UEG) zu vereinfachen, wird die Konzentration als CUEG (in Prozent der UEG) ausgedrückt.
(9) | ||
---|---|---|
Die mittlere Konzentration (Masse) im Inneren der Flockkabine hängt ab von der Menge der eingebrachten Flock und dem Luftstrom: | ||
(10) | ||
Der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin errechnet sich aus der Luftgeschwindigkeit v und dem Gesamtquerschnitt der Öffnungen: | ||
Qmin= v x A x 3 600 | (11) | |
Dabei ist: | ||
mittlere Konzentration an entzündbaren Flock in Luft innerhalb der Flockkabine | g/m3 | |
UEG | untere Explosionsgrenze eines entzündbaren Flock-Luft-Gemisches. Wenn keine Angaben vorhanden sind, ist ein Wert von 100 g/m3 einzusetzen. | g/m3 |
CUEG | Konzentration an entzündbaren Flock im Verhältnis zur UEG | in % der UEG |
Ṁmax | pro Stunde versprühte höchste Flockmenge | g/h |
Qmin | Mindest-Luftvolumenstrom, der in die Flockkabine angesaugt wird und durch den der entzündbare Flock auf den erforderlichen Konzentrationswert verdünnt wird | m3/h |
v | Mittlere Luftgeschwindigkeit | m/s |
A | Gesamtquerschnitt der Öffnungen (Der Gesamtquerschnitt umfasst alle ständigen Öffnungen - z. B. Ein- und Auslassöffnungen für Werkstücke einschließlich der Fördereinrichtungen, Öffnungen für Bedienungspersonen und Sprühsysteme/Handsprüheinrichtungen.) | m2 |
ANMERKUNG
Bei einer Mehrzonen-Flockkabine muss jede Sektion separat berechnet werden.
A4.3.2
Berechnungsbeispiel - Bestimmung der Konzentration an entzündbarem Flock bei bekannter mittlerer Luftgeschwindigkeit
Parameter für den Luftstrom der Flockkabine (oder der Sektionen):
Gesamtquerschnitt der Öffnungen | A | = 0,5 m2 |
---|---|---|
mittlere durch Gestaltung und Konstruktion festgelegte Luftgeschwindigkeit | v | = 0,3 m/s |
Ṁmax | = 30 000 g/h | |
UEG | = 100 g/m3 | |
Ergebnis: Eine Nennkonzentration von CUEG = 55,6 % wird erreicht, wenn die technische Lüftung der Flockkabine für eine mittlere Luftgeschwindigkeit von v = 0,3 m/s ausgelegt ist (und weitere oben beschriebene Annahmen gelten). Der Grenzwert für die Konzentration liegt bei 50 % der UEG. In dem oben aufgeführten Beispiel müsste entweder die Zufuhr an Flock Ṁmax reduziert oder der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin erhöht werden. | ||
Ausgehend von einer höchstzulässigen Konzentration von 50 % der UEG ist nach Gleichung (9) | ||
Nach Gleichung (10) ist zu berechnen: entweder die Höchstmenge der versprühtem Flock und der Mindest-Luftvolumenstrom Qmin und die mittlere Luftgeschwindigkeit v: | ||
oder der Mindest-Luftvolumenstrom und die Höchstmenge der versprühtem Flock Ṁmax | ||
Unabhängig von der oben aufgeführten Berechnung muss bei Gestaltung und Konstruktion innerhalb der Flockkabine die Strömungsgeschwindigkeit der Luft so ausgewählt werden, dass ein effektiver elektrostatischer Beschichtungsprozess möglich ist. |