Abschnitt 10 - 10 Kennzeichnung explosionsgeschützter Geräte und Komponenten
Explosionsgeschützte Geräte und Komponenten müssen auf dem Typenschild mit allen Informationen gekennzeichnet sein, die erforderlich sind, um eine den Explosionsgefährdungen entsprechende Auswahl treffen zu können (Tabelle 4, Abbildung 22). Die vollständige Kennzeichnung und weitere Informationen zum Zündschutz müssen auch in der Betriebsanleitung der Geräte und Komponenten enthalten sein.
Die grundlegende Kennzeichnung besteht aus folgenden Elementen:
Kennzeichnung | Beschreibung | |
---|---|---|
"Ex im Hexagon" | Spezielle Explosionsschutzkennzeichnung für Geräte, Schutzsysteme und Komponenten | |
Gerätegruppe | I | Für den Betrieb in Bergwerken |
II | Für den Betrieb in allen anderen Bereichen | |
Gerätekategorie | 1 | Für den Einsatz in Zone 0 oder 20 |
2 | Für den Einsatz in Zone 1 oder 21 | |
3 | Für den Einsatz in Zone 2 oder 22 | |
G | Für explosionsfähige Atmosphären, verursacht durch Gase, Dämpfe oder Nebel | |
D | Für explosionsfähige Atmosphären, verursacht durch Staub (D = Dust) |
Tabelle 4 Kennzeichnung von Geräten und Komponenten nach EG-Richtlinie 94/9/EG1)
Zu einer vollständigen Kennzeichnung gehören darüber hinaus Angaben
zur Temperaturklasse;
zur Explosionsgruppe;
ggf. zu der/n angewendeten Zündschutzart(en);
ggf. Zertifizierung durch eine benannte Stelle.
Zusatzkennzeichnung über die Bescheinigung der Prüfstelle (Zertifizierung)
Kennzeichnung | Bedeutung | Beispiel (Abb. 22) |
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NB | Symbol der benannten Stelle | PTB |
YY | Jahr der Ausstellung | 15 |
ATEX | Kennzeichnung der Ausgabe des Zertifikates | |
XXXX | Zertifikat-Nummer der benannten Stelle | 5000 |
Temperaturklassen
Brennbare Gase und Dämpfe sind nach ihrer Entzündbarkeit in Temperaturklassen eingeteilt (Tabelle 5). Die maximale Oberflächentemperatur eines explosionsgeschützten Gerätes muss stets kleiner sein als die Zündtemperatur des Gas-/bzw. Dampf-/Luftgemisches, in dem es eingesetzt wird.
Geräte, die einer höheren Temperaturklasse entsprechen (z. B. T5), sind auch für Anwendungen zulässig, bei denen eine niedrigere Temperaturklasse gefordert ist (z. B. T2 oder T3).
Temperaturklasse | Zündtemperatur der Gase/Dämpfe in ° C | Beispiel | Max. Oberflächentemperatur am Gerät in ° C |
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T1 | > 450 | Styrol, Aceton, Ammoniak, Toluol, Methanol | 450 |
T2 | > 300 bis 450 | Ethylalkohol, n-Butan, n-Butylalkohol | 300 |
T3 | > 200 bis 300 | Benzine, n-Hexan | 200 |
T4 | > 135 bis 200 | Acetaldehyd, Ethylether | 135 |
T5 | > 100 bis 135 | - | 100 |
T6 | > 85 bis 100 | Schwefelkohlenstoff | 85 |
Tabelle 5 Temperaturklassen
Explosionsgruppen
Die Zündwilligkeit (und damit Gefährlichkeit) von Gasen und Dämpfen nimmt von Explosionsgruppe IIA nach IIC zu.
Geräte, die die Explosionsgruppe IIC erfüllen, dürfen auch für die anderen Explosionsgruppen verwendet werden. Geräte, die die Explosionsgruppe IIB erfüllen, dürfen auch bei der Explosionsgruppe IIA eingesetzt werden. Geräte, die die Explosionsgruppe IIA erfüllen, dürfen nur bei den Gasen und Dämpfen dieser Explosionsgruppe eingesetzt werden.
Die in der Praxis üblichen Lack und Lösemitteldämpfe fallen in die Explosionsgruppe IIA. Beispiele für IIB sind Ethanol und 1-Butanol, für IIC Wasserstoff oder Acetylen.
Hinweis: In einigen Beschichtungsstoffen können auch Lösemittel der Explosionsgruppe IIB enthalten sein. Nach dem Stand der Technik sind bei der Spritzverarbeitung solcher Beschichtungsstoffe auch in diesen Fällen explosionsgeschützte Geräte, die die Explosionsgruppe IIA erfüllen, ausreichend zündsicher. Sie dürfen daher in den explosionsgefährdeten Bereichen entsprechend Anhang 1 installiert sein und betrieben werden. |
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Hinweis: Elektrostatische Sprühgeräte sind statt mit der Explosionsgruppe mit der maximalen Entladeenergie gekennzeichnet. Eine elektrostatische Handsprühpistole für entzündbare flüssige Beschichtungsstoffe muss z. B. den Grenzwert von 0,24 mJ einhalten. Dieser Wert muss auf dem Typenschild angegeben sein. Die Einhaltung dieses Grenzwertes bedeutet, dass alle handelsüblichen Beschichtungsstoffe und Verdünnungen mit den so gekennzeichneten Sprühgeräten verarbeitet werden dürfen. |
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Zündschutzarten
Durch geeignete technische Maßnahmen muss sichergestellt sein, dass entsprechend der geforderten Gerätekategorie keine Zündquelle wirksam wird. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Explosionsschutz elektrischer und nichtelektrischer Geräte zu erreichen. Die Zündschutzarten sind in den Tabellen 6 und 7 aufgeführt.
In der Ex-Kennzeichnung eines Gerätes wird die Zündschutzart durch den ersten Buchstaben der Zündschutzart genannt. Alternativ zu den europäischen Gerätekategorien werden nach der IEC 60079-0 und somit bei Zulassungen entsprechend dem IECEx-Schema Equipment Protection Levels (EPL, deutsch: Geräteschutzniveaus) zugewiesen.
Zündschutzart | Kurzzeichen | Abbildungen | Beschreibung der Schutzmaßnahme | Anwendung | Kategorie gemäß Richtlinie | |
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Norm | ||||||
Geräteschutzniveau (EPL) | ||||||
druckfeste Kapselung | d | • | explosionsdruckfeste Bauweise | Energietechnische Betriebsmittel, Schaltgeräte, Motoren (Zündschutzart für alle Geräte, die im Normalbetrieb zündfähig sind) | II 2 G | |
• | Verhinderung des Flammendurchtritts an äußere Umgebung | II 3 G | ||||
________ | ________ | |||||
DIN EN 60079-1 | • | Festlegung der max. Spaltabmessungen | ||||
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | Gb | ||||
Gc | ||||||
erhöhte Sicherheit | e | • | keine betriebsmäßigen Funken oder Lichtbögen | Anschluss- und Verteilerkästen, Leuchten, Messinstrumente, Käfiglaufmotoren (keine zündfähigen Zündquellen im Normalbetrieb und bei zu erwartenden Störungen) | II 2 G | |
________ | • | Festlegung von Luft- und Kriechstrecken | II 3 G | |||
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ________ | ||||
DIN EN 60079-7 | • | Begrenzung der max. Bauteiletemperaturen | ||||
• | besondere Anforderungen an Wicklungen (Leiterquerschnitt, Isolierfähigkeit, mechanische Festigkeit) | Gb | ||||
Gc | ||||||
Eigensicherheit | ia, ib | • | betriebsmäßige Funken erlaubt | Mess-, Steuer-, Regeltechnik, Datentechnik (kleine elektrische Werte, steigende Bedeutung) | II 1 G | |
________ | • | Arbeiten unter Spannung möglich | II 2 G | |||
• | Begrenzung von Strom und Spannung | II 3 G | ||||
DIN EN 60079-11 | • | Begrenzung von inneren und äußeren Induktivitäten und Kapazitäten | ________ | |||
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | Ga | ||||
• | Begrenzung der max. Bauteiletemperaturen | Gb | ||||
• | Geräte der Kategorie 1 möglich! (ia) | Gc | ||||
Vergusskapselung | ma, mb | • | Einbettung der Bauteile in Vergussmasse | Mess-, Steuer- und Regeltechnik (Vermeidung heißer Stellen auf Platinen) | II 1 G | |
________ | • | Ex-Atmosphäre wird von potentieller Zündquelle ferngehalten. | II 2 G | |||
II 3 G | ||||||
DIN EN 60079-18 | • | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ________ | |||
• | Vergussmasse ist resistent gegen elektrische, thermische, mechanische oder chemische Einflüsse. | |||||
Ga | ||||||
Gb | ||||||
• | Geräte der Kategorie 1 möglich! (ma) | Gc | ||||
Ölkapselung | o | • | Einbettung der Bauteile in Öl | Transformatoren (seltene Anwendung) | ||
________ | • | Ex-Atmosphäre wird von potentieller Zündquelle ferngehalten. | II 2 G | |||
II 3 G | ||||||
DIN EN 60079-6 | • | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ________ | |||
Ga | ||||||
Gb | ||||||
Gc | ||||||
Überdruckkapselung | p, pz | • | Überdruck eines Inertgases im Geräteinneren mit Überwachungseinrichtung | Energietechnische Betriebsmittel (aktive Maßnahmen zur Sicherheit erforderlich) | II 2 G | |
________ | II 3 G | |||||
• | Eindringen der Ex-Atmosphäre wird ausgeschlossen. | ________ | ||||
DIN EN 60079-2 | ||||||
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | Gb | ||||
• | Begrenzung der max. Bauteiletemperatur | Gc | ||||
• | vereinfachte Geräte der Kategorie 3 möglich! (pz) | |||||
Sandkapselung | q | • | Einbettung der Bauteile in Sand | Kondensatoren, elektronische Bauteile (Füllung mit kleinen Glaskugeln oder Sand | II 2 G | |
________ | • | Ausbreitung einer Explosion im Inneren wird verhindert. | II 3 G | |||
________ | ||||||
DIN EN 60079-5 | • | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ||||
• | Gehäuse darf nicht geöffnet werden. | Gb | ||||
Gc | ||||||
nichtfunkende Einrichtung | nA | • | Entstehung eines Funkens ist ausgeschlossen. | Nichtfunkende Betriebsmittel z. B. in einer Leuchte | II 3 G | |
• | Festlegung von Luft- und Kriechstrecken | ________ | ||||
________ | • | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ||||
• | Begrenzung der max. Bauteiletemperaturen | Gc | ||||
DIN EN 60079-15 | ||||||
Einrichtungen und Bauteile | nC | In den Ausführungen | Gekapselte Vorschaltgeräte, abgedichtete Relais | II 3 G | ||
• | umschlossene Schalteinrichtung | ________ | ||||
________ | • | hermetisch verschlossene Einrichtung | ||||
• | nichtzündfähiges Bauteil | Gc | ||||
DIN EN 60079-15 | • | abgedichtete Einrichtung | ||||
schwadensicheres Gehäuse | nR | • | Eindringen von Ex-Atmosphäre wird ausgeschlossen. | Schwadensichere Gehäuse | II 3 G | |
________ | ||||||
________ | • | Vorrichtung zur Überprüfung der Schwadensicherheit | ||||
Gc | ||||||
DIN EN 60079-15 | • | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur |
Tabelle 6 Zündschutzarten für gasexplosionsgeschützte elektrische Geräte entsprechend DIN EN 60079-0 und zusätzlich einer oder mehreren Norm(en) zu den Zündschutzarten
Zündschutzart / Norm | Kurzzeichen | Abbildungen | Beschreibung der Schutzmaßnahme | Kategorie(n) gemäß Richtlinie | |
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druckfeste Kapselung/DIN EN 13463-3 | d | • | Explosionsdruckfeste Bauweise | II 2 G | |
• | Verhinderung des Flammendurchtritts an die äußere Umgebung | II 3 G | |||
• | Festlegung max. Spaltabmessungen | ||||
• | Begrenzung der maximalen Oberflächentemperatur | ||||
Flüssigkeitskapselung/DIN EN 13463-8 | k | • | Tauchen oder ständiges Benetzen der Bauteile mit Flüssigkeit | II 2 G | |
• | Ex-Atmosphäre wird von potentieller Zündquelle getrennt. | II 3 G | |||
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ||||
konstruktive Sicherheit/DIN EN 13463-5 | c | • | Vermeidung von mechanisch erzeugten Zündquellen durch Auswahl geeigneter konstruktiver Parameter und Sicherheitsabstände | II 2 G | |
II 3 G | |||||
• | keine elektrostatischen Aufladungen | ||||
schwadenhemmende Kapselung/DIN EN 13463-2 | fr | • | Ansammlung von Ex-Atmosphäre im Inneren wird verhindert, wenn die äußere Ex-Atmosphäre nur selten oder kurzzeitig auftritt. | II 3 G | |
• | Begrenzung der max. Oberflächentemperatur | ||||
Zündquellenüberwachung/DIN EN 13463-6 | b1 | • | Überwachung potentieller Zündquellen | II 2 G | |
b2 | • | ggf. Abschaltung, bevor diese zu wirksamen Zündquellen werden | II 3 G | ||
• | Anforderungen an die Zuverlässigkeit von Überwachungsgeräten (Zündschutzniveaus IPL1 + IPL2). Geräte dieser Zündschutzart müssen den Normen DIN EN 13463-1 (allgemeine Anforderungen) und DIN EN 13463-6 (Schutz durch Zündquellenüberwachung) genügen. |
Tabelle 7 Zündschutzarten für gasexplosionsgeschützte nichtelektrische Geräte entsprechend DIN EN 13463-1 und zusätzlich einer oder mehreren Norm(en) zu den Zündschutzarten
Anforderungen an Fördergurte und Antriebsriemen
Werden Fördergurte in Zone 0 eingesetzt, müssen u. a. folgende Bedingungen erfüllt sein 1):
Fördergurt selbst ausreichend ableitfähig
Bandgeschwindigkeit ≤ 0,5 m/s
Gurttrommeln und Tragrollen geerdet
Gurtverbinder nicht zulässig
Werden Fördergurte in Zone 1 eingesetzt, müssen u.a. folgende Bedingungen erfüllt sein 1):
Fördergurt selbst ausreichend ableitfähig
Bandgeschwindigkeit ≤ 5 m/s (≤ 0,5 m/s bei IIC-Stoffen)
Gurttrommeln und Tragrollen geerdet
Gurtverbinder zulässig
Antriebsriemen in Zone 0 sind zu vermeiden.
Antriebsriemen in Zone 1 müssen u. a. folgende Bedingungen erfüllen 1):
Riemen ableitfähig und geerdet
Riemengeschwindigkeit ≤ 30 m/s
Geeignet sind Riemen mit der Kennzeichnung nach ISO 1813 "antistatisch"
IP-Schutzarten
Elektrische Geräte, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden sollen, müssen häufig (unabhängig vom Zündschutz) auch gegen das Eindringen von Festkörpern und Nässe geschützt sein.
Die Einstufung erfolgt anhand der in Tabelle 8 aufgelisteten IP-("Ingress Protection") Schutzarten:
Schutzart | Kennziffer des Schutzgrades | Symbol nach DIN VDE 0713 Teil 1 (angenähert) | |
---|---|---|---|
Schutz gegen Fremdkörper und Staub | Fremdkörper > 50 mm | IP 1 X | |
Fremdkörper > 12 mm | IP 2 X | ||
Fremdkörper > 2,5 mm | IP 3 X | ||
Fremdkörper > 1,0 mm | IP 4 X | ||
keine Staubablagerung | IP 5 X | ||
kein Staubeintritt | IP 6 X | ||
Schutz gegen Nässe | Tropfwasser senkrecht | IP X 1 | |
Tropfwasser schräg | IP X 2 | ||
Sprühwasser | IP X 3 | ||
Spritzwasser | IP X 4 | ||
Strahlwasser | IP X 5 | ||
starkes Strahlwasser | IP X 6 | ||
zeitweiliges Untertauchen (wasserdicht) | IP X 7 | ||
dauerndes Untertauchen (druckwasserdicht) (_ _ m Tauchtiefe) | IP X 8 |
Tabelle 8 IP-Schutzarten
Schutz gegen Eindringen von Partikeln und Nässe (IP) nach DIN EN 60529
Ab 20. April 2016 RL 2014/34/EU, bestehende Konformitätserklärungen und Kennzeichnungen nach RL 94/9/EG behalten weiterhin ihre Gültigkeit.
siehe TRGS 727