DGUV Information 208-019 - Sicherer Umgang mit fahrbaren Hubarbeitsbühnen

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Abschnitt 4.8 - 4.8 Arbeiten unter elektrischen Gefährdungen

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Beim Einsatz von fahrbaren Hubarbeitsbühnen können für die Personen in der Arbeitsbühne elektrische Gefährdungen entstehen.

Soll mit elektrisch betriebenen Arbeitsmitteln gearbeitet werden, sind fahrbare Hubarbeitsbühnen mit Steckvorrichtungen in der Arbeitsbühne zu bevorzugen. Eine unzulässige Zugbeanspruchung von freihändigen Zuleitungen vom Erdboden bis in die Arbeitsbühne entfällt hierdurch.

Stromkreise, an die fahrbare Hubarbeitsbühnen und elektrische Betriebsmittel angeschlossen werden, müssen einen Fehlerstromschutzschalter (FI-Schutzschalter; internationale Bezeichnung: RCD - Residual Current protective Device) mit einem Auslösestrom von lΔN ≤ 30 mA besitzen, um Personen in metallischen Arbeitsbühnen im Fehlerfall weitestgehend zu schützen.

Grundsätzlich sollten schutzisolierte elektrische Betriebsmittel zum Einsatz kommen (Kennzeichnung ccc_1657_as_53.jpg ).

Ausführen von Elektroschweißarbeiten in Arbeitsbühnen

Die Durchführung von Elektroschweißarbeiten (z. B. Lichtbogenhandschweißen) vor der Arbeitsbühne einer fahrbaren Hubarbeitsbühne aus birgt Gefahren für die

  • Personen in der Arbeitsbühne (z. B. Körperdurchströmungen) und die

  • Maschine (z. B. vagabundierende Ströme)

Für Elektroschweißarbeiten ist u. a. Folgendes zu beachten:

  • Möglichst die Schweißmaschine an die Steckvorrichtung in der Arbeitsbühne der fahrbaren Hubarbeitsbühne anschließen

  • Automatische Abschaltung der Stromversorgung über einen RCD mit lΔN ≤ 30 mA (z. B. FI-Schutzschalter im Baustromverteiler) bzw. der Einsatz von Schweißgeräten für erhöhte elektrische Gefährdung, gekennzeichnet mit ccc_1657_as_12.jpg

  • Verwendung isolierender Unterlagen für den Lichtbogenschweißer und die Schweißmaschine

  • Gut leitender Anschluss der Schweißstromrückleitungen an die zu schweißenden Werkstücke in der Nähe der Schweißstelle

  • Isoliertes Ablegen des Stabelektrodenhalters bzw. des Lichtbogenbrenners

  • Unbeschädigte Isolierstoffteile von Stabelektrodenhaltern und Lichtbogenbrennern

  • Unbeschädigte Isolierung der Schweißleitungen auf der ganzen Länge

  • Arbeiten am Stabelektrodenhalter oder Lichtbogenbrenner nur im spannungsfreien Zustand

  • Kein Kontakt der fahrbaren Hubarbeitsbühne mit der Schweißkonstruktion

  • Tragen der nach Gefährdungsbeurteilung festgelegten PSA (z. B. unbeschädigte Schweißerschutzhandschuhe an beiden Händen sowie entsprechende Sicherheitsschuhe, u. U. schwer entflammbare Arbeitsanzüge)

Arbeiten in der Nähe von Freileitungen

Der Einsatz von fahrbaren Hubarbeitsbühnen in der Nähe von elektrischen Freileitungen birgt bei Annäherung die Gefahr eines Spannungsüberschlags. Kann durch technische Maßnahmen nicht sichergestellt werden, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden, sollte möglichst eine Abschaltung der Freileitung unter Einhaltung der fünf Sicherheitsregeln mit dem Betreiber vereinbart werden.

ccc_1657_as_30.jpgAchtung!
Keinesfalls darf der Sicherheitsabstand zu Freileitungen und Oberleitungen unterschritten werden. Es drohen tödliche Spannungsüberschläge und Körperdurchströmungen selbst bei Einsatz einer isolierten Arbeitsbühne.

Als Richtwerte für die Sicherheitsabstände gelten die Werte in der Tabelle unten.

Nennspannung (Volt)Sicherheitsabstand (Meter)
Bis 1.0001
Über 1.000 bis 110.0003
Über 110.000 bis 220.0004
Über 220.000 bis 380.0005
Bei unbekannter Spannung5

Schutzabstände bei Freileitungen (nach DIN VDE 0105 Teil 100 "Betrieb von elektrischen Anlagen")

Elektrostatische Aufladung der Hubarbeitsbühne

Beim Einsatz von fahrbaren Hubarbeitsbühnen kann es zur elektrostatischen Aufladung der Bühne kommen. Sofern Personen in der Arbeitsbühne in diesem Fall geerdete Teile der Umgebung berühren, findet eine Entladung über ihren Körper statt. Der fließende elektrische Strom kann zu erheblichen Gesundheitsgefährdungen führen. Das Gleiche gilt für Personen, die auf "Erde" stehen und eine aufgeladene Hubarbeitsbühne berühren.

Neben der Gefährdung von Personen kann auch die Steuerung einer fahrbaren Hubarbeitsbühne durch elektrostatische Entladevorgänge beschädigt werden.

Fehlfunktionen sind nicht auszuschließen. Eine elektrostatische Aufladung kann auch bei Hubarbeitsbühnen auftreten, die für den Einsatz in Innenräumen bereift sind. Durch die mangelnde Leitfähigkeit der Bereifung oder der Ketten und die ständigen Trennvorgänge zwischen Reifen und beschichteten Fußböden findet eine elektrostatische Aufladung der Bühne statt. Die Hersteller empfehlen, ein Antistatikband an das Fahrgestell anzubringen, das die Karosserie mit dem Boden leitfähig verbindet (Bild 4-9). Bei nicht leitfähigen Böden oder Bodenbeschichtungen bzw. -belägen muss ein Konzept gegen elektrostatische Auf- und Entladungen (ESD-Konzept) mit entsprechenden Schutzmaßnahmen aufgestellt werden.

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Bild 4-9
Antistatikband zur Ableitung elektrostatischer Aufladungen der Hubarbeitsbühnen