DGUV Information 209-076 - Sicherheit und Gesundheitsschutz beim Hufbeschlag

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Abschnitt 12.4 - 12.4 Wirbelsäulenbelastung

Insbesondere körperlich große Personen sind im Hufbeschlag gefährdet. Nicht umsonst schrieb schon Anton Lungwitz in seinem erstmals 1884 erschienen Lehrbuch "Der Lehrmeister im Hufbeschlag", dass der Hufschmied einen gesunden Körper haben und nicht zu lang sein sollte.

Bei einer repräsentativen Befragung gaben rund 45 % der Hufbeschlagschmiedinnen und -schmiede an, Rückenprobleme zu haben. Dies verwundert nicht, da dieser Beruf zu den am meisten belastenden Tätigkeiten gezählt werden muss. Dies trifft insbesondere für die Hufschmiede und Hufschmiedinnen zu, welche ohne Aufhalter arbeiten.

An Industriearbeitsplätzen werden heute ergonomische Gestaltungsmaßnahmen vorgenommen, um die Rückenbelastungen zu reduzieren. Dies ist bei Hufbeschlagschmiedinnen und -schmieden nur sehr eingeschränkt möglich.

Die eigene Körpergröße in Verbindung mit der Größe des Pferdes zwingt Hufschmiedinnen und Hufschmiede bei der Bearbeitung der Hufe in eine beanspruchende Rumpfbeugehaltung. Messungen der Berufsgenossenschaft Holz und Metall in Deutschland haben ergeben, dass beim Arbeiten ohne Aufhalter 35 % und beim Arbeiten mit Aufhalter 24 % der Arbeitszeit in einer Rumpfbeugehaltung von 60° und mehr verbracht werden. Insbesondere Rumpfbeugehaltung über 90° führen zu einer starken Beanspruchung der Bandscheiben (rund 11 % beim Arbeiten ohne Aufhalter und 6 % beim Arbeiten mit Aufhalter).

Hier kommt der statischen Muskulatur (Stützmuskulatur) eine große Bedeutung zu. Auf Grund ihrer Tätigkeit verfügen Hufschmiedinnen und Hufschmiede über eine ausgeprägte dynamische Muskulatur (Kraftmuskulatur). Diese ersetzt allerdings nicht die notwendige Stützmuskulatur!

Obwohl es Unterschiede im Körperbau zwischen den beiden Geschlechtern gibt, konnten bisher keine höhere Rückenbeanspruchung bei einem der beiden Geschlechter festgestellt werden.

Hilfen zur Reduzierung der Wirbelsäulenbelastung sind:

  • Begrenzen des Lastgewichtes auf maximal 15 kg bei Männern und 10 kg bei Frauen

  • Einbau des Ambosses und des Schmiedeofens im Fahrzeug, so dass kein Heben derselben erforderlich ist

  • Arbeiten am Amboss in aufrechter Körperhaltung

  • Höhenverstellbarer Hufbock, um sowohl Tier und Mensch gerecht zu werden

  • Arbeiten mit Aufhalter

  • Verwenden einer Aufhalteschlinge, um dem Aufhalter/der Aufhalterin eine aufrechte Körperhaltung zu ermöglichen

  • Kein Werkzeug auf dem Boden ablegen; Werkzeugwagen oder Beschlagstuhl (Werkzeugablage ohne Rollen) verwenden

  • Optimale Höhe für die Werkzeugablage bei der Hufzubereitung ist die Kniehöhe

  • Gegebenenfalls mit einem geeigneten Rollhocker arbeiten.