DGUV Information 209-072 - Wasserstoffsicherheit in Werkstätten

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Abschnitt 2 - 2 Eigenschaften von Wasserstoff

Tabelle 1 Wasserstoff im Vergleich mit anderen Energieträgern

EigenschaftWasserstoffErdgas (CH4)BenzinDiesel
Aussehenfarblosfarblosfarblos bis leicht bernsteinfarbenleicht bernsteinfarben
Geruchgeruchslosodoriertcharakteristisch/unangenehmcharakteristisch/unangenehm
Molmasse2,02 g/mol16,04 g/mol~ 107 g/mol~ 120-320 g/mol
Zustand bei 20 °Cgasförmiggasförmigflüssigflüssig
Dichte (20 °C, 1 bar)0,08 kg/m30,718 g/m30,7-0,78 kg/l0,84-0,88 kg/l
Relative Dichte, gasf. (Luft = 1)0,0700,55FlüssigkeitFlüssigkeit
Siedepunkt20,3 K = -252,7 °C-161,5 °C30 °C-215 °C170 °C-390 °C
Kritische Temperatur/kritischer Druck-239,3 °C /13 bar-82,5 °C /45 bar267-296 °C /24-27 bar** 617,7 °C /21,1 bar
Dampfdruck bei 20 °Centfälltentfällt0,78 bar** 0,001 bar
Löslichkeit in Wasser (20 °C, 1 bar)1,6 mg/l26 mg/lNicht löslichNicht löslich
Flammenfarbeunsichtbar (ultra-violetter Bereich)sichtbarsichtbarsichtbar
Flammpunktentfälltentfällt-20 °C> 55 °C
Zündtemperatur560 °C595 °C220 °C250 °C
Zündgrenzen (in Luft): UEG/OEG4/77 Vol.-%5/15 Vol.-%0,6/8 Vol.-%0,6/6,5 Vol.-%
Detonationsgrenze(11) 18 % -59 %6,3 % -13,5 %1,1 % -3,3 %
Verbrennungsgeschwindigkeit102 - 346 cm/s43 cm/s40 cm/s
Mindestzündenergie0,02 mJ0,28 mJ0,24 mJ
Verdampfungswärme445,4 kJ/kg509,9 kJ/kg309 kJ/kg544-785 kJ/kg
Wärmeleitfähigkeit Gas *1,897 mW/cm K0,33 mW/cm K0,12 mW/cm K
Wärmeleitfähigkeit Flüssigkeit1 mW/cm k1,86 mW/cm K1,31 mW/cm K1,5 mW/cm K
Unterer Heizwert2,995 kWh/Nm39,968 KWh/Nm342,5 MJ/kg43 MJ/kg
Oberer Heizwert39,4 kWh/kg13,9 kWh/kg46,7 MJ/kg45,9 MJ/kg

Wasserstoff (H2) ist ein unter Normalbedingungen farbloses, geruchloses und ungiftiges Gas. Bei -252,7 °C und Normaldruck kondensiert Wasserstoff zu einer farblosen Flüssigkeit, bei -259,2 °C kristallisiert er zu einem weißen Feststoff. Flüssiger Wasserstoff ist farb- und geruchlos. Ein Liter flüssiger Wasserstoff ergibt bei Normaldruck und Normaltemperatur ca. 850 l gasförmigen Wasserstoff.

Wasserstoffgas hat eine Dichte von 0,09 kg/cm3 und ist das leichteste Gas im Periodensystem. Wasserstoff ist etwa 14-mal leichter als Luft und somit leicht flüchtig. Wird Wasserstoff freigesetzt, steigt er sehr schnell nach oben, verteilt sich beim Aufstieg sehr schnell und diffundiert stark. In Hallen kann er sich unter ungünstigen architektonischen Gegebenheiten und Lüftungsbedingungen unter der Hallendecke sammeln und muss zügig abgeführt werden, da sonst sehr schnell die untere Explosionsgrenze erreicht ist. Der Wasserstoff muss dabei ohne wirksame Zündquellen abgeführt werden. Aufgrund der schnellen Diffusion des Wasserstoffs ist das nur erforderlich, wenn erhebliche Mengen H2 schlagartig austreten.

Bei geringen Wasserstoffmengen ist eine sehr schnelle Diffusion zu erwarten. Die konkrete Bedeutung dieser Eigenschaften wird im Abschnitt 5 "Anforderungen an und Maßnahmen in Werkstätten" beschrieben.

Im Unterschied zu Erdgas wird bei Wasserstoffgas keine Odorierung (Zusatz von Geruchsstoffen) vorgenommen, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die zugesetzten Geruchsstoffe unerwünschte Nebeneffekte haben. Undichtigkeiten können daher nur mit Gassensoren oder Lecksuchspray aufgespürt werden.

Erdgas hat im Vergleich mit Wasserstoff einen recht geringen Explosionsbereich. Ein Wasserstoff/Luft-Gemisch lässt sich theoretisch bereits ab einem Anteil von 4 Vol.-% Wasserstoff entzünden (UEG = 4 Vol.-%), in der Praxis sind jedoch mehr als 6 % Wasserstoff erforderlich, um eine nennenswerte Reaktion zu erhalten. Die obere Explosionsgrenze von 77 Vol.-% ermöglicht noch die Zündung eines sehr fetten Gemischs mit Luft. Die Bandbreite der Explosionsgrenzen von Wasserstoff ist somit sehr viel problematischer als die von Erdgas.

Ein Wasserstoff/Luft-Gemisch innerhalb der Explosionsgrenzen kann mit einer sehr geringen Mindestzündenergie ab 0,02 mJ zur Zündung gebracht werden. Erdgas hingegen benötigt 0,28 mJ als Mindestzündenergie. In der Praxis liegen jedoch ohnehin die meisten potenziellen Zündquellen, zum Beispiel statische Entladung, über dem Mindestwert von Erdgas oder Benzin-Luft-Gemischen, sodass der Unterschied nicht wesentlich ist.

Normbedingungen,

n-Decan