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Neuthinger, Arbeitssicherheitsjournal 2010, 15
Erprobte Evakuierung

Eva-Maria Neuthinger

Neuthinger: Erprobte Evakuierung - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 7 - 15

Jedes Jahr gehen statistisch gesehen allein 3.500 Arbeitsunfälle auf Brände zurück – verbunden mit teilweise schwersten Verbrennungen für die betroffenen Mitarbeiter. Praktisch orientierte Kurse dienen der Prävention.

Brandschutzübungen in Unternehmen aus dem Bereich Verwaltung laufen mitunter wenig professionell ab. Da wird im Intranet einige Tage vorher die Übung angekündigt. In absoluter Ruhe, womöglich noch mit der Kaffeetasse in der Hand, versammeln sich die Mitarbeiter dann nach dem Alarm auf den Gängen. Einige Minuten später geht das Kollektiv langsam aus dem Haus und trifft sich plaudernd im Hof. Für den Ernstfall bringen solche Übungen wenig.

Professionalität wäre notwendig, denn rund 200 Großbrände entstehen jedes Jahr in deutschen Betrieben. Folge der Katastrophen sind nicht nur gravierende Gesundheitsschäden der Mitarbeiter, sondern in rund 70 Prozent der Fälle die Insolvenz des Unternehmens. Die Schäden gehen in die Milliarden Euro. Mehr als Grund genug also, die Prävention im Unternehmen bis ins Detail zu planen – nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern.

Wie etwa beim RWE-Konzern. Interne Brandschutzübungen laufen dort professionell ab. „Evakuierungen proben wir in unseren Niederlassungen auch unangekündigt“, sagt Jürgen Schnitzler als Sicherheitsexperte bei RWE. Genauso werden für die betreffenden Mitarbeiter mindestens alle zwei Jahre Feuerlöschtrainings organisiert. „Damit im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist“, sagt Schnitzler.

Anders als bei RWE wird Brandschutz in vielen Unternehmen einfach so „nebenher“ betrieben. Professionelle Prävention bedarf allerdings mindestens einer dafür speziell ausgebildeten Fachkraft. Brandschutz ist dabei so vielfältig wie das Leben. Ob in Produktion, Forschung, Verwaltung oder Verkehr, bei der Datenverarbeitung oder im baulichen Brandschutz – jeder Bereich stellt seine eigenen Ansprüche. Nicht umsonst gibt es seitens des Gesetzgebers strenge Anforderungen an die Qualifizierung von speziellen Brandschutzbeauftragten. Was ist zu tun, wenn es in einem Unternehmen brennt? Und was ist zu tun oder zu unterlassen, damit ein Feuer gar nicht erst ausbricht?

Das Haus der Technik (HDT) als Außeninstitut der RWTH Aachen in Essen bietet dazu z.B. den Lehrgang „Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten“ an. Dieser richtet sich streng nach den Vorgaben der BG und der vfdb-Richtlinie 12-09/01:2009-03 (02). Dort werden 64 Unterrichtseinheiten vorgeschlagen, die das HDT als einwöchigen Kurs anbietet.

Das HDT arbeitet mit im Arbeitskreis „Qualitätssicherung der Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten (QAB)“ des Vereins der Brandschutzbeauftragten in Deutschland e.V. (vbbd). Daher sind diese Lehrgänge zur Ausbildung von Brandschutzbeauftragten auch von Industrie, Versicherungen und Behörden anerkannt: Teilnehmer dürfen sich also nach Besuch dieses Lehrgangs „Brandschutzbeauftragter“ nennen. Zielgruppe sind Führungskräfte allgemein, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, designierte Brandschutzbeauftragte aus Industrie, Handel und Verwaltung, Sicherheits- und Umweltschutzbeauftragte, Planungs-, Genehmigungs- und Aufsichtsbehördenvertreter und Versicherungsfachleute.

Neben einer umfangreichen theoretischen Schulung finden eine Brandschutzbegehung in einem Unternehmen und eine Löschübung statt. Der Kurs endet mit einer Prüfung. Ein 64-stündiger Lehrgang kostet im Haus der Technik 1.995 € (Lehrgangsgebühr incl. Arbeitsunterlagen, Mittagessen und Pausengetränke). Das ausführliche Veranstaltungsprogramm erhalten Interessierte beim Haus der Technik e.V., Tel. 02 01/18 03-3 44 oder Fax 02 01/18 03-3 46. Oder direkt unter http://www.brandschutzbeauftragter.de.

Komplette Ausbildungen zum Brandschutzbeauftragten oder Fortbildungen für diese Experten im Unternehmen können zudem auch über den TÜV Rheinland laufen. Die Palette der Seminare reicht von aktuellen Fragen zur Rechtssituation im Brandschutz über Neuerungen im Brandschutz oder Schutzkonzepte für elektrische Anlagen. Die Seminare finden nicht nur im Rheinland, sondern auch in anderen Bundesländern statt. Weitere Infos unter www.tuev-akademie.de

Wissen zu bündeln und weiterzugeben und damit nachhaltig Standards zu setzen, ist eines der Hauptziele des Verbandes der Sachversicherer (VdS). Hinter diesem Anspruch steht ein breites Informations- und Schulungsangebot, unter anderem im VdS-Kerngeschäftsfeld Brandschutz. „Neben Tagungen und Inhouse-Schulungen beim Kunden spielen hier die Lehrgänge für die Aus- und Fortbildung von Brand- und Sicherheitsbeauftragten eine zentrale Rolle“, so der VdS auf seiner Internetseite. Thematische Schwerpunkte sind beispielsweise vorbeugender oder organisatorischer Brandschutz, betriebsinterne Einsatzkräfte, Betrieb und Kontrolle von Brandschutzanlagen, Anlagentechnischer Brandschutz sowie baulicher Brandschutz.

Info

Training mit der Berufsgenossenschaft

Die Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und die DGUV bieten für Arbeitssicherheitsexperten regelmäßig Fortbildungen an. Übungen im Brandschutz finden z.B. über die BG für Transport und Verkehrswissenschaft (www.bg-verkehr.de) statt. Ein Höhentraining können Arbeitssicherheitsexperten bei der BG Bau (www.bgbau.de) absolvieren. Fahrsicherheitstrainings haben die Verwaltungs-BG (www.vbg.de) oder die Fleischerei-BG (www.fleischerei-bg.de) im Programm. Einen vorgeschriebenen Rhythmus für viele Weiterbildungen gibt es zwar nicht, aber das Arbeitssicherheitsgesetz sieht im Paragraf 5, Abs. 3 dennoch regelmäßige Fortbildungen für Arbeitssicherheitsexperten vor.

Und: Verschiedene Berufsgenossenschaften geben für die Trainings der Mitarbeiter Zuschüsse. Zum Beispiel fördert die BG RCI ein Fahrsicherheitstrainings u.U. mit 100 € pro Teilnehmer. Auch unterstützen die Berufsgenossenschaften zum Beispiel ein Training speziell im Brandschutz. Nachfragen lohnt sich.

metis
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