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Arbeitssicherheitsjournal 2010, 14
„Funktionierende Teamarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg“

„Funktionierende Teamarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg“ - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 7 - 14

Kai Rinklake ist Geschäftsführer der Firma Skylotec GmbH, die sich auf die Herstellung von Absturzsicherungen spezialisiert hat. Im eigens gegründeten Vertical Rescue College bietet das Unternehmen zugleich auf einem Gelände in Neuwied nach einem neuen Konzept spezielle Höhensicherheitstrainings für geschlossene und offene Gruppen.

arbeitssicherheit.journal: Wo liegen die größten Defizite bei Beschäftigten, die in extremen Höhen arbeiten?

Rinklake: Das größte Problem ist die Routine. Mitarbeiter wissen in der Regel ganz genau, wie sie ihre persönliche Schutzausrüstung funktionssicher anlegen. Das ist eine Tätigkeit, die sie jeden Tag ausführen, die ihnen in Fleisch und Blut übergangen ist. Was jedoch in diesem Umfeld häufig übersehen wird, sind entsprechende Vorkehrungen für den Ernstfall und das Verhalten unter Stress.

Was bedeutet das konkret?

Zum Beispiel beobachten wir in unseren Trainings, dass häufig schon beim simulierten Rettungsfall die Eigensicherung vergessen wird, das Rettungsgerät mit nach oben zu nehmen. Genau da setzen unsere Sicherheitstrainings an. Wir proben richtiges Verhalten, wenn ein Kollege stürzt. Sicherheitstrainings sind also keine Verkaufsveranstaltungen.

Wo liegen die Risiken?

Viele Firmen arbeiten ohne Rettungskonzept. Ein Unfall in extremen Höhen erfordert von den Kollegen besondere Aufmerksamkeit. Schließlich kann die Feuerwehr mit Leitern oftmals nicht oder zumindest nicht schnell genug helfen. Deshalb müssen die Kollegen den Verunglückten direkt sichern und abseilen können. Sie müssen wissen, wie sie in dieser besonderen Stresssituation handeln müssen. Ansonsten gefährden sie nicht nur die Rettung des Betroffenen, sondern auch ihre eigene Sicherheit. Unfälle in der Höhe erzeugen einen außerordentlichen Stressfaktor. In unseren Trainings simulieren wir daher bewusst diesen Druck.

Was ist der elementare Punkt bei einem Rettungskonzept?

Funktionierende Teamarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Nur wer die eigenen Stärken und Schwächen kennt, kann seine Aufgabe in kritischen Situationen exakt erfüllen. Jedes Teammitglied muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, um in Notsituationen Kollegen schnell und sicher zur Seite zu stehen.

Und wenn die Schulung vorüber ist, läuft alles wieder nach „Schema F“?

Nicht, wenn ein klares Rettungskonzept vorliegt und immer wieder daran erinnert wird. In der Regel sollte ein Sicherheitstraining einmal im Jahr zur Auffrischung des Erlernten wiederholt werden.

Wo rekrutieren Sie Ihre Trainer?

Jeder unserer Trainer ist speziell dafür ausgebildet. Alle verfügen über Erfahrung in der seilunterstützten Arbeit, Höhenrettung oder Bergrettung. Unsere Trainer sind fest angestellt und haben oftmals eine handwerkliche Ausbildung.

Sehen Sie in größeren Betrieben oder Konzernen eine gesteigerte Bereitschaft, die Mitarbeiter zu schulen?

Das Problembewusstsein fehlt sicherlich noch in vielen Unternehmen, vor allem im Mittelstand. Das beobachten wir immer wieder. Relevant ist die Einstellung der Firmenchefs und welchen Stellenwert dieser der Arbeitssicherheit beimisst. Viele Unfälle wären vermeidbar, und es könnte schneller geholfen werden, würden alle Mitarbeiter regelmäßig geschult.

metis