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Meier, Arbeitssicherheitsjournal 2010, 5
„Weltweit existieren unterschiedliche Arbeitsschutzkulturen“

Olaf Meier

Meier: „Weltweit existieren unterschiedliche Arbeitsschutzkulturen“ - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 6 - 5

Hochtief ist der internationalste Baudienstleister der Welt. Der Konzern erbringt 85 % seiner Leistung im Ausland. Im Inland arbeiten viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Das stellt auch besondere Anforderungen an den Arbeitsschutz, wie Dr. Oliver Polanz, Leiter des AGUS Center von Hochtief im Gespräch mit arbeitssicherheit.journal erläutert.

arbeitssicherheit.journal: Herr Dr. Polanz, welchen Rang nimmt Deutschland aus Ihrer Sicht im internationalen Vergleich ein, wenn es um den Arbeitsschutz geht?

Dr. Oliver Polanz: Die Arbeitsschutzkultur im Bereich der Bauwirtschaft ist eher vorschriftenorientiert geprägt. In anderen europäischen und insbesondere angelsächsischen Ländern wird Arbeitsschutz gefährdungsorientiert gelebt. Entgegen der allgemeinen Ansicht, dass Deutschland auch im Arbeitsschutz Favorit ist, ist das Arbeitsschutzniveau der deutschen Bauwirtschaft im Allgemeinen deutlich hinter dem vieler anderer Länder.

Wie „internationalisiert“ Hochtief den Arbeitsschutz?

In Bezug auf den Arbeitsschutz bei internationalen Projekten ist es wichtig, dass sich die verschiedenen Akteure auf eine gemeinsame Arbeitsschutzkultur einigen. Wir halten es für sinnvoll, weniger in Vorschriften und mehr in Gefährdungen zu denken. Mittelfristig werden die Arbeitsschutzexperten aller Konzerntöchter eine gemeinsame Hochtief-Arbeitsschutzkultur erarbeiten. Die gemeinsamen Grundlagen können bei Bedarf auf die nationalen Notwendigkeiten und Vorgaben angepasst werden. Für unsere Partnerunternehmen haben wir einen Code of Conduct entwickelt, der unter anderem unsere Anforderungen an den Arbeitsschutz skizziert.

Ist das Ganze nur ein Problem der Sprache?

Wie vorhin erwähnt: Es werden weltweit viele unterschiedliche Arbeitsschutzkulturen gelebt. Auch die Rechtssysteme sind verschieden und bedingen unterschiedliche Ansätze. In manchen Ländern sind die Unternehmen bei Unfällen direkt in der Haftpflicht. Dort wird der Arbeitsschutz schon aus wirtschaftlichen Gründen viel intensiver und gefährdungsbezogener gelebt als in Ländern mit gesetzlicher Unfallversicherung mit einer Vielzahl an Detailregelungen.

Mit welchen Maßnahmen reagieren Sie auf diese Unterschiede?

Das Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz Center (AGUS Center) von Hochtief hat als Kompetenzabteilung Kriterien für die Revision von Arbeitsplätzen im Ausland entwickelt. Wir bereiten unsere Mitarbeiter intensiv auf Auslandseinsätze vor. Darüber hinaus schauen wir uns die Arbeitsplätze im Ausland an und erstellen Risikoprofile. Dabei arbeiten wir eng mit anderen Einheiten, zum Beispiel mit dem Risikomanagement, zusammen. Die Kollegen sind für Audits ständig vor Ort und kennen sich mit Auslandseinsätzen gut aus.

Interview: Olaf Meier

metis
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