Fachbeitrag  Arbeitssicherheit  

Zecken auf dem Vormarsch

Zecken In Zukunft könnte die Zeckengefahr in der Stadt höher sein als auf dem Lande, schätzen Experten. Warum die Zecke bei ihrer Ortswahl wählerisch ist, wie heimtückisch sie ihre Opfer überlistet und wie man sich am besten vor ihr schützt, dies und mehr erfahren Sie im ersten Teil unserer Zecken-Serie.


Zecken mögen es warm und feucht

Mit der Klimaveränderung dringt der Süden immer mehr in unsere Regionen vor und mit ihr die Gesundheitsrisiken: Die steigenden Temperaturen bieten günstige Lebensbedingungen für Krankheitsüberträger, wie Zecken, sagt Dr. Walter Biederbick von der Informationsstelle für biologische Sicherheit des Robert Koch-Instituts (RKI).

Die 2,5 bis 4,5 Millimeter große Schildzecke - auch gemeiner Holzbock genannt - ist nämlich nur während der kalten Jahreszeit inaktiv und hält sich in den oberen Bodenschichten auf. Die Wirtssuche beginnt sie bei Temperaturen ab etwa sechs Grad Celsius. Demnach startet sie ihre Aktivität im März und beendet sie im November. Das hängt allerdings von den klimatischen Verhältnissen ab.

Ist der Winter mild, sind Zecken besonders aktiv

In dem milden Winter 2006/2007 wurden nach Angaben der Zeitschrift »Berliner Ärzte« in Berlin beispielsweise bis Mitte Januar hinein aktive Zecken nachgewiesen. Warme Winter und feuchte Sommer begünstigen die Zeckenpopulation.

Ideale Lebensräume für Zecken bieten Waldränder und Waldlichtungen mit hohen Gräsern, Bachränder mit entsprechendem Bewuchs, Laub- oder Mischwald ohne grasigen oder krautigen Unterwuchs sowie Gräser oder krautige Pflanzen an Wegrändern. Auch Gärten mögen Zecken.

Die Kletterhöhe der Larven liegt bei bis zu 25 Zentimetern, Nymphen (Tierchen in der zweiten Entwicklungsphase) schaffen es auf bis zu 50 Zentimeter und ausgewachsene Zecken sind auch in Höhen von bis zu 1,5 Metern anzutreffen.

Zecken finden ihre Opfer

Mithilfe eines Chemorezeptors können die zur Klasse der Spinnentiere gehörenden Krankheitsüberträger Stoffe wie Ammoniak, Kohlendioxid, Milchsäure und vor allem Buttersäure erkennen, die vom jeweiligen Wirt durch Atem und Schweiß abgegeben werden. Als Wirte dienen Mäuse, Igel, Füchse, Rotwild, Rehe und Menschen, die durch Geruchsreize, Lichtveränderungen oder Vibrationen wahrgenommen werden.

Zecken hängen sich an alles, was ihren jeweiligen Aufenthaltsort streift und krabbeln dann oft bei Tier und Menschen bis zu mehreren Stunden lang am Körper umher, bis sie eine passende Einstichstelle gefunden haben. Dabei sind sie wählerisch.

Zecken betäuben die Haut vor dem Einstich

Zecken bevorzugen die etwas feuchte, warme und gut durchblutete dünne Haut. Beim Menschen sind besonders die Kniekehlen, der Haaransatz, die Leistenbeuge und die feine Haut hinter den Ohren ein beliebtes Ziel. Dort bleiben sie drei bis zwölf Tage.

Der Einstich ist kaum zu bemerken, weil die Zecke beim Beißen ein Betäubungsmittel, einen Entzündungs- und einen Blutgerinnungshemmer absondert. Zunächst ist die Zecke kleiner als ein Stecknadelkopf und fällt daher auf der Haut oder zwischen Haaren kaum auf. Bemerkt wird sie meist erst, wenn sie sich vollgesogen hat und dann bis zu drei Zentimetern groß ist. Zu diesem Zeitpunkt kann sie jedoch schon zwei gefährliche Krankheiten übertragen haben: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. Nach der Blutmahlzeit lässt sie sich von ihrem Wirt abfallen.

Zeckenfreie Gebiete gibt es kaum noch

Experten schätzen, dass die Zeckengefahr in der Stadt mittlerweile sogar höher ist als auf dem Lande. »Da die Zeckengefahr mittlerweile keineswegs mehr auf Wald und Flur beschränkt ist, besteht sie auch für alle, die in der Stadt, Parks und Gärten, auf Außenflächen und Kinderspielplätzen zu tun haben«, so der Präventionsexperte der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), Jörg Schmengler. »Dies betrifft Erzieherinnen und ihre Schützlinge ebenso wie Parkpfleger oder Hausmeister, die die Grünanlagen von Gebäuden betreuen.«

Bisher galten Gebiete über 1.350 Meter Höhe als zeckenfrei, sagt Dr. Tomas Jelnik, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Reisemedizin. Doch im Sommer 2008 seien im österreichischen Vorarlberg vier Menschen an FSME erkrankt, nachdem sie Rohmilchkäse verzehrt hatten. Dieser stammte von Ziegen, die oberhalb von 1500 Metern gehalten wurden und von Zecken infiziert worden waren. Die Übertragung des FSME-Virus durch infizierte Milch oder Milchprodukte kommt nur selten vor und war bisher nur aus den baltischen Staaten bekannt geworden.

Risikogebiete: Wer draußen arbeitet, sollte sich vor Zecken schützen

Vor einem Zeckenstich schützten sollten sich vor allem die Menschen, die beruflich in Wald und Flur unterwegs sind. Dazu gehören beispielsweise Forst-, Wald- und Landarbeiter, Jäger und Landwirte. Aber auch Wanderer, Camper oder Freizeitsportler, die sich in der freien Natur aufhalten sowie Bewohner und Urlauber in den betroffenen Risikogebieten.

Vorsicht ist aber auch für Menschen geboten, die nur hin und wieder im Freien arbeiten. Dazu zählen beispielsweise Landvermesser und die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Bundeswehr. Denn die Übertragung von Infektionskrankheiten durch Zecken nimmt von Jahr zu Jahr zu.

Autor: Hans Rosarius
Foto: © Marem - Fotolia.com

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