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Rückzug aus den Pflegeberufen?

Die Arbeitsgestaltung und das Lohnniveau mancher Gesundheitsberufe sind die Schwachstellen der Gesundheitswirtschaft. Fachkräftemangel ist die Folge und gefährdet langfristig die Versorgungsaufgaben in Deutschland. Das Institut für Arbeit und Technik (IAT) liefert in einer Studie Daten und Fakten.


Das Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule) hat die Arbeitsgestaltung und das Einkommen mancher Berufe in der Gesundheitswirtschaft untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung basieren auf dem Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung - eine fortlaufende Online-Erhebung freiwilliger, selbstberichteter Einkommens- und Arbeitsbedingungen über alle Branchen und Berufsgruppen hinweg. Derzeit liegen Daten aus 70.000 ausgewerteten Fragebögen vor. Die Ergebnisse zeigen: Nicht in allen Gesundheitsberufen sind die Gehälter und Arbeitbedingungen schlecht. Besonders problematisch ist allerdings die Situation in der Altenpflege und bei den geringer qualifizierten Berufen. Vor dem Hintergrund, dass die Lebenserwartung der Menschen steigt und somit die Anzahl der pflegebedürftigen Alten, ist hier der Handlungsbedarf besonders groß. Ein Fachkräftemangel ist unaufhaltbar, wenn von Seiten der Gesundheitsbranche keine Maßnahmen ergriffen werden.

Das Statistische Bundesamt erwartet, dass im Jahr 2025 bundesweit 150.000 Mitarbeiter in der Kranken- und Altenpflege fehlen werden. Schon heute arbeitet das Pflegepersonal oft am Limit (Spiegel Online).
 

Wertschätzung der Arbeit fördert Zufriedenheit

Obwohl die Pflegekräfte einer hohen psychischen und physischen Belastung ausgesetzt sind, geben rund 65 Prozent der professionell Pflegenden an, mit ihrer Arbeitssituation zufrieden zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld. Der Grund liegt in der eigenen Wertschätzung ihrer Arbeit. Neun von zehn Befragten halten ihre Arbeit für einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und sind daher hoch motiviert. Positiv bewerten die Pflegenden vor allem, dass sie ihr erlerntes Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut anwenden können.
 

Frühzeitiger Ausstieg aus dem Beruf

Auch wenn die Pflegenden motiviert sind und eine hohe Befriedigung durch ihre Arbeit empfinden, ist abzusehen, dass die Belastung durch ständige Bereitschaft und unzureichenden Ausgleich, sowohl in finanzieller als auch privater Hinsicht, sich langfristig auf den Gesundheitszustand der Pflegenden auswirkt. Mehr als 30 Prozent der Befragten müssen ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle auszuhelfen. Jede fünfte Pflegekraft klagt täglich über Rückenschmerzen, jede vierte arbeitet trotz Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich weiter. Hinzu kommt die Vernachlässigung des privaten Bereichs. Das Familienleben kommt häufig zu kurz. Jede dritte Altenpflegerin gab an, dass ihr Beruf nicht mit ihrem Familienleben vereinbar sei. Durch die Wechselschichten in Pflegeberufen ist fast nichts mehr planbar, meist werden außer der Familie keine weiteren Kontakte gepflegt. Die Gefahr besteht, dass die Beschäftigten früher oder später durch den beruflichen und privaten Druck und die körperliche Dauerbelastung an »Burnout« oder in anderer Weise erkranken. Das führt dazu, dass die Pflegekräfte frühzeitig „freiwillig“ aus dem Arbeitsleben bzw. aus dem Pflegeberuf aussteigen und nach Alternativen suchen.
 

Prävention wird immer wichtiger

Besonders vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels empfiehlt das Zentrum für Qualität in der Pflege eine bessere Vorsorgestrategie: »Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention werden immer wichtiger, um die vorhanden Potenziale der professionell Pflegenden gezielt zu stärken und diese gesellschaftlich hochrelevante Berufsgruppe langfristig im Beruf zu halten«, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege.

Quellen/Text: aerzteblatt.de, Spiegel online, Redaktion arbeitssicherheit.de
Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com


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