Bis zu 600.000 Krankenhaus-Patienten erkranken pro Jahr in Deutschland an einer Klinikinfektion. Meist handelt es sich um Harnwegs-, Atemwegs- oder Wundinfektionen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen. Eine kleine Flasche könnte Abhilfe schaffen.
Infektionen, die man sich bei einem Aufenthalt in einer Einrichtung des Gesundheitswesens zuzieht, nennt der Fachmann auch nosokomiale Infektionen. Nicht selten sind sie die Ursache von Komplikationen bei Klinikaufenthalten und führen europaweit zu etwa 50.000 Todesfällen pro Jahr.
Händewaschen schützt vor tödlichen Infektionen
Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Krankenhausinfektionen ist die sorgfältige Händedesinfektion der Mitarbeiter. Das wusste schon der österreichische Arzt Ignaz Semmelweis: Im 19. Jahrhundert führt seine Erkenntnis zu einer deutlichen Senkung der hohen Sterblichkeit von Frauen durch das Kindbettfieber. »Retter der Mütter« wurde er später genannt.
Statt für die Händedesinfektion Chlorkalk zu verwenden, wie es Semmelweis seiner Zeit tat, benutzt man heute moderne Desinfektionsmittel. Denn Wasser und Seife allein genügen nicht, um Krankheitserreger sicher zu bekämpfen. Das ist jedoch, dass am Arbeitsplatz in den seltensten Fällen einer der heute üblichen wandständigen Spender für Desinfektionsmittel verfügbar ist.
Klein, aber praktisch - die Kitteltaschenflasche
Medizinische Mitarbeiter sind daher auf andere Methoden zur Desinfektion angewiesen, beispielsweise auf die Verwendung sogenannter Kitteltaschenflaschen. Die Flaschen enthalten in der Regel 150 Milliliter Flüssigkeit, die für etwa 50 Desinfektionen ausreicht. Sie werden ganz einfach per Clip an der Berufskleidung befestigt oder in der Kitteltasche verstaut und bieten so eine stetige und mobile Desinfektionsmöglichkeit.
Zum richtigen Einsatz dieser mobilen Systeme hat der wissenschaftliche Beirat der »Aktion Saubere Hände« ein Positionspapier veröffentlicht, das die Vorteile der Desinfektionsmethode listet:
- permanente unmittelbare Verfügbarkeit für das Personal,
- erhöht die wahrgenommene Kompetenz, Handdesinfektionen im erforderlichen Umfang ausführen zu können,
- für Patienten und Angehörige nicht zugänglich.
Daneben haben Kitteltaschenflaschen auch Nachteile:
- geringe Menge, Logistik zum Nachschub notwendig,
- höhere Kosten,
- höhere Umweltbelastung durch Einmalverwendung,
- Nachfüllen und Aufbereitung ungeklärt,
- Add ons wie Clips sind vom Zulieferer abhängig.
Im Vergleich mit anderen Desinfektionsmethoden werden Kitteltaschenflaschen als »sinnvolle und Compliance-fördernde Maßnahme« beschrieben.
Weiterführende Literatur
BG-Regel »BGR 206 - Desinfektionsarbeiten im Gesundheitsdienst«
Schutz vor Infektionen: Tipps für Pflegerinnen und Pfleger
Die Schrift »Positionspapier: mobile Spender und Kitteltaschenflaschen« können unter folgendem Link heruntergeladen werden: www.praxis-page.de.
Autor: Dr. Friedhelm Kring
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