Flexiblere und längere Arbeitszeiten könnten der deutschen Wirtschaft mehr schaden als nutzen. Diesen Schluss legt eine groß angelegte Studie nahe, die den Zusammenhang von Arbeit, Gesundheit und Privatleben untersucht.
Zu viel Arbeiten ist ungesund: In Deutschland klagt jeder fünfte Arbeitnehmer mit einer Vollzeit-Anstellung (bis zu 44 Stunden Wochenarbeitszeit) über Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, Rückenschmerzen oder Herzbeschwerden. Bei Beschäftigten mit einem Arbeitspensum von 60 Stunden oder mehr, ist es bereits jeder Vierte. Zum Vergleich: Bei Teilzeitangestellten mit weniger als 19 Stunden Arbeitszeit pro Woche klagt nur jeder Zehnte, also halb so viele über Beschwerden. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Befragung unter 50.000 Arbeitnehmern durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Länger, öfter, flexibler
Aber nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Privatleben leidet: Das Gefühl, Beruf und Privates in einen ausgewogenen Gleichklang zu bringen, schwindet mit zunehmendem Arbeitspensum, so die Auswertung der Studie. Arbeit, die zu sozial ungünstigen Zeiten erfolgt, etwa nachts oder am Wochenende, verstärkt den negativen Einfluss auf das Sozialleben noch.
Auch flexible Arbeitszeiten können an den negativen sozialen und gesundheitlichen Effekten on zu viel Arbeit nichts ändern. Die Untersuchung der BAuA ergab, dass Gleitzeit-Modelle keinen positiven Einfluss auf Arbeitnehmer haben. Ganz im Gegenteil: Faktoren wie flexible Arbeitszeiten, Schichtarbeit und eine hohe Arbeitsbelastung können das Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Beruf noch verstärken.
Das Ergebnis der Studie nimmt die BAuA als klare Empfehlung in der Diskussion um weitere Arbeitszeitverlängerungen: »[A]uf längere Sicht könnten Arbeitszeitverlängerungen und -flexibilisierungen das Gegenteil dessen bewirken, weshalb sie eigentlich eingeführt wurden: höhere Lohnkosten durch steigende Krankenstände und sinkende Produktivität.«
Das Ergebnis der Studie kommt zwar nicht überraschend - Arbeitswissenschaftler hatten diesen Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten und gesundheitlichen Beschwerden bereits vermutet. Jetzt ist es nach Angaben der BAuA aber erstmals wissenschaftlich bestätigt. Für die Untersuchung wurden 50.000 Arbeitnehmer befragt.
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