Die Basis der Vorbereitung ist scheinbar banal, aber wesentlich für eine erfolgreiche Unterweisung: die Definition der Ziele. Am Anfang steht also die Frage, was der Mitarbeiter nach der Unterweisung wissen und umsetzen soll. Die entsprechenden Themen ergeben sich zuallererst aus der Gefährdungsbeurteilung.
Doch man sollte sich nicht nur darauf verlassen, wie Martin Goder, Vorstand des VDSI Ressorts Grundsatzarbeit/Fachgruppen, betont: »Am Anfang stehen regelmäßige Begehungen im Unternehmen und Gespräche mit den Mitarbeitern. So erfährt man, was die Mitarbeiter bewegt und erkennt Defizite im Verhalten bezüglich Sicherheit und Gesundheit.«
Zielgruppe richtig definieren
Nach den Themen richtet sich auch die Zielgruppe, also die Teilnehmer der Unterweisung. Fällt bei den regelmäßigen Besuchen an den Arbeitsplätzen ein Mitarbeiter auf, der zum Beispiel mit ungeeigneten Handschuhen arbeitet, so bietet sich ein Vier-Augen-Gespräch an. Am besten wird dieses Gespräch direkt am Arbeitsplatz geführt - hier fühlt sich der Mitarbeiter »zuhause« und es muss nicht großartig ein Termin vereinbart werden.
Medien selbst erstellen
Wenn Unterweisungsziel und Teilnehmer klar sind, können die relevanten Informationen und Materialien für die Unterweisung zusammengetragen werden. Zu vielen Themen existieren bereits ausgearbeitete Kurzunterweisungen und Präsentationen, die verwendet werden können. Eine Anfrage bei der zuständigen Berufsgenossenschaft hilft hier oft weiter.
Allerdings sind dies nur Hilfsmittel, die mit Bedacht eingesetzt werden sollten, wie Arbeitspsychologin Dr. Renate Wachsmuth betont: »Selbst erstellte Medien sind immer zu bevorzugen. Mit Bildern aus dem eigenen Betrieb können die Realitäten des jeweiligen Arbeitsplatzes besser erfasst werden und der Mitarbeiter kann sich einfacher mit dem Thema der Unterweisung identifizieren«.
Alle Sinne ansprechen
Laut Martin Goder sollte der Unterweiser etwas »Show bieten«, das heißt, er soll nicht nur einen Vortrag halten, sondern durch die Verwendung verschiedener Medien, durch Fragen und Übungen alle Sinne der Teilnehmer ansprechen.
Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Thema der Unterweisung auch »ankommt«, also verstanden und auch umgesetzt wird. Denn das menschliche Gehirn behält eine Aussage, die nur gehört wurde, mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 20 %. Wird eine Information dagegen über Hören und Sehen aufgenommen, wird sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % behalten.
Unterweisung im Dialog durchführen
Eine Unterweisung sollte kein Frontalunterricht sein. Stattdessen empfiehlt es sich, die Mitarbeiter aktiv in die Unterweisung einzubinden. Denn durch eigene Aktivitäten der Teilnehmer steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Erlernte tatsächlich behalten, auf rund 80 %.
Bei einer »Unterweisung im Dialog« bringen die Mitarbeiter also ihr Vorwissen und ihre Erfahrungen ein, und gemeinsam werden Lücken ergänzt und praktikable Vorgangsweisen entwickelt. Dabei übernimmt der Unterweiser die Rolle eines Moderators - er fragt nach, was die Teilnehmer bereits im Bereich des jeweiligen Schwerpunktthemas (z.B. Umgang mit Gefahrstoffen) an ihrem Arbeitsplatz machen.
Lernen mit elektronischen Medien
Heute sind zunehmend auch elektronische Medien für Unterweisungen im Einsatz. Im Internet finden sich heute alle benötigten Gesetze, Regeln und Fakten. Um den Zugriff darauf für Mitarbeiter zu vereinfachen, können die für den Betrieb wichtigen Seiten einfach im Intranet des Unternehmens zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus sind zahlreiche elektronische Schulungsunterlagen verfügbar.
Unterweisung dokumentieren
Gefahrstoffverordnung und Unfallverhütungsvorschrift »Grundsätze der Prävention« (BGV A1) schreiben eine Dokumentation der Unterweisung vor. Bestandteil sind Inhalte, Datum und Unterschriften von Unterweiser und Teilnehmern. Außerdem hilft die Dokumentaton dem Vorgesetzten bzw. dem Unterweiser, den Überblick über den Kenntnisstand ihrer Belegschaft zu behalten. So können Nachschulungen für fehlende Mitarbeiter und Wiederholungsunterweisungen geplant sowie neue Themen für zukünftige Unterweisungen gefunden werden.
Wirksamkeit regelmäßig kontrollieren
Ob die Mitarbeiter tatsächlich die Unterweisungsthemen verinnerlicht haben, zeigt sich allerdings häufig erst in der Praxis. »Die Kontrolle ist mit das Wichtigste an der Unterweisung«, meint daher Gerhard Kuntzemann. »Kontrolle bedeutet, die Tätigkeit zu beobachten und festzustellen, ob sich der Mitarbeiter an die Unterweisung hält.« Man kann ein bisher übliches Verhalten nicht immer gleich durch eine Unterweisung auf Dauer unterbinden.
Daher ist vom Vorgesetzten immer auch Geduld gefordert. Allerdings muss nichtsdestotrotz sicherheits- und gesundheitswidriges Verhalten unterbunden werden. Eine konsequente Kontrolle demonstriert zudem, dass die Ziele der Unterweisungen ernst gemeint und wichtig sind. Kuntzemann: »Die Häufigkeit der Kontrolle im Arbeitsumfeld hängt dabei vom Mitarbeiter ab: Ein langjähriger ›guter‹ Mitarbeiter, bei dem unsicheres Handeln eigentlich nie beobachtet wird, muss nur geringfügig kontrolliert werden.«
Autor: Olaf MeierBei dem Beitrag handelt es sich um einen Auszug des im arbeitssicherheit.journal 2.10 erschienenen umfangreicheren Artikels. Sie interessiert der ganze Artikel? Hier in der Bibliothek anmelden und weiterlesen >>