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Burnout: Kaum ein Unternehmen handelt

Betrachtet man den Schaden, den Burnout nicht nur Betroffenen, sondern auch den Firmen und der deutschen Wirtschaft verursacht, stellt sich die Frage, warum nicht aktiver gegen die stressbedingte Erkrankung vorgegangen wird. Ein möglicher Grund: Es gibt zu wenig Therapeuten!


Burnout verursacht jährlich hohe Kosten

30,4 Arbeitstage pro Jahr fehlt ein Mitarbeiter, wenn er unter Burnout leidet. Das geht aus einer Berechnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Geht man, wie Experten laut des Internetmagazins Spiegel Online, von etwa neun Millionen Betroffenen in Deutschland aus, lässt sich der volkswirtschaftliche Schaden erahnen. In einer Studie der Betriebskrankenkassen von 2009 werden die Kosten genau beziffert: 6,3 Milliarden Euro. Laut der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-Osha) sind es mittlerweile 20 Milliarden Euro.

Gefahr erkannt, aber nicht gebannt

Da stellt sich die Frage, warum nicht aktiver gegen die psychische Belastung angegangen wird, und zwar dort wo sie ursächlich entsteht: am Arbeitsplatz. Denn für Burnout machen Experten schließlich schlechte Arbeitsbedingungen verantwortlich. Doch die Resonanz ist gering. Einer Studie der EU-Osha zufolge sind zwar vier von fünf europäischen Managern besorgt angesichts des steigenden Stressaufkommens in den Unternehmen. Dagegen unternehmen tun aber nur weniger als ein Drittel der Firmen. Im europaweiten Vergleich schneidet Deutschland schlechter ab. Nur etwa 15 Prozent der Firmen sind in Sachen Burnout aktiv, in Europa immerhin 26 Prozent im Schnitt.

Es gibt keine adequate Burnout-Patienten-Versorgung

Laut eines Artikels aus der Stuttgarter Zeitung ist auch eine inadequate Versorgung von Burnout-Betroffenen eine Ursache für die hohen Kosten. Diese entstehen, weil Patienten zu »spät oder nicht richtig« behandelt werden, so ein Sprecher der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. Die Wartezeit für ein therapeutisches Vorabgespräch betrage im Schnitt 12,5 Wochen, die Dauer bis zur ersten psychotherapeutischen Behandlung betrage sogar durchschnittlich 23,3 Wochen. Es gibt folglich sowohl in Städten als auch in ländlichen Gegenden zu wenige Psychotherapeuten.

Therapeutenbedarf basiert auf alten Zahlen

Dass sich etwas an den langen Wartezeiten und auch an der Unterversorgung von Burnout-Betroffenen ändert, dafür soll das neue Versorgungsstrukturgesetz sorgen, das im Januar 2012 in Kraft tritt. Die Regierung möchte damit dem Ärztemangel vor allem in ländlichen Regionen entgegenwirken. Doch das Gesetz basiert auf Zahlen aus dem Jahr 1999, und damals, so bemängeln deutsche Psychotherapeuten, war das Verhältnis zwischen Einwohner und Psychotherapeuten noch anders als heute. Sie fordern, dass die Zahl kassenärztlicher Praxen an der Häufigkeit der Erkrankungen bemessen wird und nicht an der Einwohnerzahl.

Unternehmen stehen in der Pflicht

Unterdessen empfiehlt die Prüfgesellschaft Dekra, dass Unternehmen stärker gegen eine stressbedingte Belastung am Arbeitsplatz vorgehen. Denn das Krankheitsbild de Burnouts entwickle sich zunehmend zum »modernen Arbeitsunfall«. Betriebe schenkten der Gesundheitsprävention ihrer Angestellten einfach zu wenig Aufmerksamkeit.

Text: Redaktion arbeitssicherheit.de
Foto: © parazit - Fotolia.com

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