Hautausschlag, Hörverlust oder Rückenschmerzen - über 70.000 Angestellte suchten im Jahr 2010 einen Arzt auf. Der Grund: berufsbedingte Leiden. Die Zahl der Verdachtsmeldungen ist damit deutlich gestiegen. Aber nur wenige Beschwerden werden als Berufskrankheiten anerkannt.
Anstieg der Verdachtsfälle
Im Jahr 2010 ist die Zahl der Arbeitnehmer, die bei einem Arzt einen Antrag auf Berufskrankheit gestellt haben, sprunghaft angestiegen. Die meisten litten an Erkrankungen der Haut, Lärmschwerhörigkeit, Schmerzen im Lendenwirbelbereich oder Asbestose, eine Erkrankungen der Lunge. Allein bei diesen, am häufigsten auftretenden Berufsbeschwerden, gingen 73.425 Verdachtsmeldungen ein. Das ist ein deutliches Plus von 3.325 Meldungen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei waren in der Zeitspanne zwischen 2003 und 2008 die Zahlen tendenziell rückläufig gewesen. Das ist der aktuellen Studie »Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit« der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zu entnehmen.
Das Online-Magazin aerztezeitung.de erklärt diesen Anstieg mit einer Erweiterung der Liste anerkannter Berufskrankheiten im Jahr 2009. Fünf Krankheitsbilder umfasste die Ergänzung, darunter Gonarthrose, der vorzeitige Verschleiß der knorpeligen Gelenkflächen im Knie, Lungenfibrose, eine entzündliche Krankheit der Lunge durch extreme und langjährige Einwirkungen von Schweißrauchen und Schweißgasen, Erkrankungen des blutbildenden und des lymphatischen Systems durch Benzol, Lungenkrebs durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sowie Lungenkrebs durch das Zusammenwirken von Asbestfasern. Demzufolge konnten auch mehr Berufskrankheiten angezeigt werden.
Erkrankungen werden selten als berufsbedingt anerkannt
Stark gegenläufig zum Anstieg der gemeldeten Verdachtsfälle ist die Tendenz bei den Erkrankungen, die auf arbeitsbedingten Ursachen beruhen und als Berufskrankheiten anerkannt wurden. 15.926 Krankheitsfälle wurden laut der BAuA-Studie gerade einmal 15.926 als berufsbedingte Erkrankung anerkannt. Das sind ganze vier Prozent beziehungsweise 16.657 Krankheitsfälle weniger als noch im Jahr 2009. Das Magazin aerztezeitung.de erkennt darin eine »große Diskrepanz zwischen den Meldungen durch die Ärzte und die Anerkennung der Berufskrankheiten«.
Am häufigsten wurden laut der Studie Lärmschwerhörigkeiten als Berufskrankheit anerkannt, auf Platz zwei und drei sitzen Asbestose und Silikose (ebenfalls eine Lungenerkrankung verursacht durch Ablagerungen von mineralischem Staub). Von 5.346 gemeldeten Lendenwirbelfällen wurden hingegen nur ganze 398 Fälle anerkannt. Von 24.022 als Berufskrankheiten gemeldeten Hauterkrankungen wurden 570 Fälle anerkannt.
In vielen Fällen hat laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) das Feststellungsverfahren den Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit nicht bestätigt. Entweder, weil keine entsprechende Gefährdung am Arbeitsplatz nachgewiesen oder kein Zusammenhang zwischen einer solchen Schädigung und der Erkrankung festgestellt werden konnte.
Text/Quelle: BAuA, aerztezeitung.de, dguv.de, arbeitssicherheit.de
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