Abschnitt 6.1 - Psychische Belastungen am Arbeitsplatz
Unter psychischen Belastungen versteht man nach DIN EN ISO 10 075 "die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken". Jede Tätigkeit - auch die vorwiegend körperliche - kann danach psychisch belasten.
Unzureichend gestaltete Arbeit wirkt sich nicht nur negativ auf die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus, sondern kann langfristig Gesundheitsschäden (z.B. psychosomatische und psychische Erkrankungen) nach sich ziehen.
In diesem Zusammenhang treten in der Regel auch folgende betriebliche und soziale Probleme auf:
Klagen der Beschäftigten über Belastungen und körperliche Beschwerden am Arbeitsplatz
sinkende Arbeitsmotivation, schlechtes Betriebsklima, Mobbing, Suchtverhalten
Kompetenzgerangel, ungenügende Abstimmung, Doppelarbeit
Mangel an Flexibilität und Einsatzbereitschaft der Beschäftigten
Ausfälle durch Fehlzeiten, Krankenstand, Fluktuation
Ausschuss, Nacharbeit, Reklamationen
Nichteinhaltung von Terminen zwischen Abteilungen innerhalb des Betriebes sowie gegenüber Vertragspartnern und Kunden
viele Überstunden, zusätzliche zeitliche und materielle Aufwände
zu lange Durchlaufzeiten, zu hohe Bestände, zu hohe Gemeinkosten.
Belastungen und Anforderungen aus der Arbeitswelt werden von den Beschäftigten unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet. Die gewählte individuelle Strategie zur Bewältigung der Belastungen (z.B. das Nutzen von Hilfsmitteln, die gezielte Suche nach Lösungen) ermöglicht dem Beschäftigten, die Auswirkungen der Belastungen zu beeinflussen. So kann beispielsweise eine schwierige Aufgabe auf den einen Beschäftigten anspornend und auf den anderen Beschäftigten "stressig" wirken.
In Abhängigkeit von den individuellen Leistungsvoraussetzungen (z.B. Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen, Gesundheitszustand) und der gewählten Bewältigungsstrategie können somit entgegengesetzt wirkende Beanspruchungsfolgen auftreten.
Das sind zum einen positive, d.h.
gesundheits- und entwicklungs förderliche Beanspruchungsfolgen
und zum anderen negative, d.h.
gesundheits- und entwicklungs beeinträchtigende Beanspruchungsfolgen.
Die negativen Beanspruchungsfolgen werden auch als Fehlbeanspruchungsfolgen bezeichnet.
Positive Beanspruchungsfolgen, z.B. Erlebenszustände der Anregung und Freude, tragen zur Gesundheit bei und erhöhen die Arbeitsmotivation und die Arbeitszufriedenheit.
Negative Beanspruchungsfolgen können kurzzeitig wirken, z.B. während eines Arbeitstages auftreten und nach der Arbeit wieder abklingen (Kurzzeitfolgen), oder über Wochen und Monate anhalten, wobei Langzeitfolgen zu befürchten sind.
Die folgende Abbildung zeigt sinnbildlich den Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung.
Fehlbeanspruchungen können u.a. durch arbeitsbedingte Unterforderung bzw. Überforderung der Beschäftigten auftreten.
Fehlanforderung | Form | Beispiele | Hinweis auf |
---|---|---|---|
Unterforderung | quantitativ | wenig zu tun | Monotonie |
qualitativ | zu einfache Anforderungen, Fähigkeiten/Qualifikationen nicht genutzt | Monotonie, psychische Sättigung | |
Überforderung | quantitativ | große Arbeitsmenge, Zeitdruck | psychische Ermüdung, Stress |
qualitativ | unklare, schwierige, zu komplizierte Aufgaben | psychische Ermüdung, Stress |